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Bonn: Neue Doppelspitze soll Bundeskunsthalle wieder auf Kurs bringen +++ Quedlinburg: Feininger-Galerie zeigt Werke aus der Sammlung Hermann-Josef Bunte +++ Celle: Kunstmuseum Celle zeigt "Denk-Objekte" von Beuys und Ulrichs
Bonn: Neue Doppelspitze soll Bundeskunsthalle wieder auf Kurs bringen
Bonn (ddp-nrw). Die Bonner Bundeskunsthalle will nach einer Zeit der Aufregung und Umbesetzungen wieder in «ruhigeres Fahrwasser» gelangen. Die Abberufung des Geschäftsführers Wilfried Gatzweiler und des Intendanten Wenzel Jacob wegen Finanzdefiziten in Millionenhöhe hatte dem Haus einen schweren Imageschaden beschert. Mit einer neuen Doppelspitze möchte der Bund nun wieder für geordnete Verhältnisse sorgen und das Haus aus den Negativschlagzeilen bringen.
Nachdem im Juni der renommierte Schweizer Kulturmanager Christoph Vitali zum Interims-Intendanten berufen wurde, wird mit Bernhard Spies zum 1. Januar ein neuer kaufmännischer Geschäftsführer sein Amt antreten. Vor allem an Vitali, der zuletzt die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel geleitet hat, wird es liegen, dem angeschlagenen Schmuckstück der Bonner Museumsmeile neuen Glanz zu verschaffen.
Die erste Aufgabe sieht der 67-jährige Museumsmann, der Anfang Oktober die neue Aufgabe in Bonn übernommen hat, darin, «den Menschen wieder Vertrauen zu schenken.» Es sei wichtig, «die Mitarbeiter zu beruhigen und ihnen zu sagen, es geht weiter hier», sagt Vitali.
Dass der Imageschaden durch das Missmanagement sich bereits in den Besucherzahlen niederschlägt, glaubt Vitali nicht. Derzeit gebe es mit der sehr lange laufenden Ausstellung «Ägyptens versunkene Schätze» zwar «eine ruhige Phase». Aber die anstehende «Sizilien»-Ausstellung (25. Januar bis 25. Mai 2008) und die Schau mit japanischen Tempelschätzen des heiligen Berges Daigo-Ji (25. April bis 24. August) würden neuen Schwung in die Kunsthalle bringen. Wenn dann im September seine erste eigene Bonner Ausstellung über den italienischen Maler Amedeo Modigliani hinzukomme, sei er sicher, «dass wir wieder in ein ruhiges und auch erfolgreiches Fahrwasser kommen».
Ein weiteres Highlight im Ausstellungskalender sei die Schau «Rom und die Barbaren» ab August 2008, ergänzt Pressesprecherin Maja Majer-Wallat. «Bei diesem aufwendigen Projekt über Europa zur Zeit der Völkerwanderung arbeitet die Kunsthalle mit dem Palazzo Grassi in Venedig zusammen.»
Frischer Wind wird ab April 2008 auch im benachbarten Kunstmuseum der Stadt Bonn wehen. Dort hat vor wenigen Tagen der Ausstellungsmacher Stephan Berg einen Intendantenvertrag unterschrieben. Im Bonner «General-Anzeiger» kündigte er umgehend an, verstärkt auf die Kunsthalle zuzugehen, aber «auf Augenhöhe, nicht als Juniorpartner». Bei Vitali stieß der Vorschlag auf Wohlwollen: «Wir haben schon einen ersten Gesprächstermin für Ende November vereinbart.»
Von Modigliani werden in Bonn bis Ende Januar 2009 «etwa 70 bis 80 Ölgemälde und etwa 30 bis 40 Aquarelle zu sehen sein», sagt Vitali, der selbstbewusst betont: «Das wird eine schöne große Retrospektive.» Im Übrigen habe es in Deutschland schon seit etwa 30 Jahren keine große Modigliani-Ausstellung mehr gegeben.
Als zweites eigenes Projekt will der Intendant im Frühjahr 2009 unter dem Titel «Die Einsamkeit des leeren Raumes» eine Ausstellung über drei Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts auf die Beine stellen. «Dort zeigen wir Bilder des großen dänischen Malers Vilhelm Hammershoi neben Werken von Edward Hopper und David Hockney», sagte Vitali.
Wie die Modigliani-Schau schon signalisiert, möchte Vitali, der überregional vor allem durch seine langjährige Tätigkeit an der Frankfurter Schirn bekannt wurde, in Bonn den Akzent von den kulturgeschichtlichen Ausstellungen der vergangenen Jahre zur Kunst der klassischen Moderne verschieben. «Es wurde hier ein bisschen zu viel getan an antiken Projekten und außereuropäischen Themen. Es ist doch unser Hauptanliegen, die Kunst unserer Zeit und unserer Landstriche zu zeigen», erklärt er.
Reinhard Kleber
Quedlinburg: Feininger-Galerie zeigt Werke aus der Sammlung Hermann-Josef Bunte
Quedlinburg (ddp-lsa). In der Quedlinburger Feininger-Galerie wird am 1. Dezember unter dem Titel «Sammlung Bunte. Positionen der Klassischen Moderne» eine Überblicksschau mit etwa 150 Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Grafiken von 40 deutschen Künstlern eröffnet. Die zwischen 1890 und 1930 entstandenen Arbeiten der Sammlung von Hermann-Josef Bunte spiegelten in vielgestaltiger und überzeugender Weise die Umbruchphase der Kunst am Anfang des 20. Jahrhunderts wider, teilte die Galerie am Montag in Quedlinburg mit.
Am Anfang der Ausstellung stehen die frühen Jahre von Adolf Hölzel und seinen Kollegen Ludwig Dill und Arthur Langhammer, die 1896 die Künstlergruppe «Neu-Dachau» gründeten. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Arbeiten des 1914 im Krieg gefallenen Hölzel-Schülers Hermann Stenner, der zu den talentiertesten Malern des deutschen Expressionismus zähle.
Die überwiegend kurz vor dem Ersten Weltkrieg entstandenen Werke der Ausstellung reichen von realistisch-impressionistischer Pleinairmalerei bis zum Expressionismus. Die Schau ist bis 2. März täglich außer montags zu sehen.
http://www.feininger-galerie.de
Celle: Kunstmuseum Celle zeigt "Denk-Objekte" von Beuys und Ulrichs
Celle (ots) - Kunst ist... - das Leben selbst! Diesem Prinzip folgen die provokanten "Denk-Objekte" von Joseph Beuys und Timm Ulrichs. Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Schaffen und Wirken dieser beidencharismatischen Persönlichkeiten der deutschen Gegenwartskunst zeigt das Kunstmuseum Celle ab dem 15. November 2007 in der neuen Sonderausstellung "Beuys | Ulrichs. ICH-Kunst, DU-Kunst, WIR-Kunst".
Beuys und Ulrichs erschienen Anfang der 60er Jahre fast gleichzeitig auf der nationalen Kunstbühne. Dennoch verkörpern sie, auch aufgrund von fast 20 Jahren Altersunterschied, zwei grundlegend unterschiedliche Künstlergenerationen: Beuys entschied sich nach traumatischen Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg mit dem Studium an derStaatlichen Kunstakademie Düsseldorf für den klassischen Ausbildungsweg. Ulrichs dagegen stürzte sich während seines Architekturstudiums in Hannover als anarchischer Querdenker und Autodidakt auf die Kunst. Was beide verbindet, ist ein revolutionärerGeist: Die traditionellen Grenzen von Kunst zu sprengen und sie nach eigenen Regeln neu zu definieren, das war ihre entscheidende künstlerische Motivation.
Die Spannungen zwischen diesen beiden Positionen faszinieren Robert Simon, künstlerischer Leiter des Kunstmuseum Celle, seit Beginn seiner Sammlertätigkeit. Jetzt nimmt er sie zum Anlass, diesen zentralen Schwerpunkt der über 30 Jahre gewachsenen Privatsammlung gemeinsam mit dem Hannoverschen Kunsthistoriker und Kurator Michael Wolfson neu zu sichten. Die Auswahl der Werke - Multiples und Unikate- zeigt, wie Beuys und Ulrichs alltägliche Objekte in neue Kontexte einbinden und so überraschende, mehrdeutige oder widersprüchliche Dimensionen sichtbar machen.
Die Ausstellung wird am 15. November 2007, um 19.00 Uhr, eröffnet und läuft bis zum 30. März 2008. Begleitend erscheint ein Katalog, mit dem die Buchreihe zur Dokumentation der Sammlungsschwerpunkte fortgesetzt wird. Weitere Informationen unter http://www.kunst.celle.de .