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22.11.: film und medien aktuell +++ film und medien

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München: Jury für den Berlinale-Preis «Dialogue en perspective» gesucht +++ Erfurt: Kinder-Medien-Festival «Goldener Spatz» sucht junge Jury-Mitglieder +++ Dresden: Institut für Animationsfilm erhält DEFA-Preis +++ Berlin: Filmregisseur Rosa von Praunheim wird 65


München: Jury für den Berlinale-Preis «Dialogue en perspective» gesucht
München (ddp). Junge Filmfans können sich ab sofort für die Jury des Berlinale-Preises «Dialogue en perspective» bewerben. Der von TV5 Monde und dem Deutsch-Französischen Jugendwerk gestiftete Preis wird an einen Film aus der Sektion Perspektive Deutsches Kino verliehen, wie die Veranstalter am Donnerstag mitteilten. Gesucht werden sieben deutsche und französische Cineasten zwischen 18 und 29 Jahren. Ziel des Filmpreises ist es, den Dialog zwischen jungen Deutschen und Franzosen zu fördern. Bewerbungsschluss ist der 7. Januar 2008.
2006 gewann der Film «Prinzessinnenbad» von Bettina Blümner. In den beiden Vorjahren waren «Der Lebensversicherer» von Bülent Akinci (2006) und «Netto» von Robert Thalheim (2005) mit dem «Dialogue en perspective» ausgezeichnet worden.
Die 58. Internationalen Filmfestspielen Berlin finden vom 7. bis 17. Februar 2008 statt.


Erfurt: Kinder-Medien-Festival «Goldener Spatz» sucht junge Jury-Mitglieder
Erfurt (ddp). Das Kinder-Medien-Festival «Goldener Spatz» bekommt einen neuen Turnus. Ab 2008 wird es statt alle zwei Jahre jährlich in Erfurt und Gera stattfinden. Die Vorbereitungen für das nächste Festival vom 20. bis 26. April laufen bereits. Derzeit würden unter anderem aus dem ganzen Bundesgebiet Kinder zwischen 9 und 13 Jahren für die Kinderjury gesucht, sagte Festivalchefin Margret Albers am Donnerstag in Erfurt. Die Anmeldefrist läuft bis zum 18. Januar. In diesem Jahr hatten sich Albers zufolge 400 Kinder um einen Platz in der Jury beworben.
Die Kinderjury vergibt ihren Preis, den «Goldenen Spatz», in den sechs Kategorien Minis (Film- und Fernsehbeiträge bis drei Minuten länge), Kino-/Fernsehfilm, Kurzspielfilm, Animation, Information/Dokumentation sowie Unterhaltung. Zusätzlich zeichnet sie den besten Darsteller oder Moderator aus. Eine Fachjury würdigt das beste Vorschulprogramm und das beste Drehbuch, darüber hinaus verleihen Online-Jurys den «Goldenen Spatz» für die beste Internetseite und das beste Online-Spiel.
Ausrichter des Festivals ist die Deutsche Kindermedienstiftung «Goldener Spatz», in der die Rundfunksender ZDF, MDR, RTL, die Thüringer Landesmedienanstalt, die Mitteldeutsche Medienförderung, die Stadt Gera und die Landeshauptstadt Erfurt zusammenarbeiten.


Dresden: Institut für Animationsfilm erhält DEFA-Preis
Dresden (ddp-lsc). Das Deutsche Institut für Animationsfilm (DIAF) ist mit dem Programmpreis der DEFA-Stiftung ausgezeichnet worden. Gewürdigt würden damit die Verdienste des Instituts zum Erhalt historischer Trickfilme, teilte das Kunstministerium am Donnerstag in Dresden mit. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Er sollte am Donnerstagabend von DIAF-Geschäftsführerin Sabine Scholz im Berliner Kino Babylon entgegengenommen werden, wie es weiter hieß.
Das DIAF widmet sich seit seiner Gründung 1993 unter anderem der Erforschung und Archivierung von Animationsfilmen. Das Institut entstand aus dem von 1955 bis 1990 in Dresden ansässigen DEFA-Studio für Trickfilme.
http://www.diaf.de


Berlin: Filmregisseur Rosa von Praunheim wird 65
Berlin (ddp). Er ist umstritten, wird gehasst, geliebt und bewundert gleichermaßen. Und als Regisseur ist er so produktiv, dass im Rahmen einer Retrospektive anlässlich seines Geburtstages am Sonntag (25. November) im Berliner Kino Babylon-Mitte für jedes seiner 65 Lebensjahre ein Film gezeigt werden kann: experimentelle Kurzfilme, trashige Spielfilme wie «Die Bettwurst» (1970), filmische Biografien wie «Anita, Tänze des Lasters» (1986) über die Tänzerin Anita Berber oder den Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschfeld («Der Einstein des Sex», 1999). «Das Schöne am Filmemachen ist für mich, ungewöhnliche Menschen zu entdecken, die eigentlich gewöhnlich sind», sagt Praunheim, der bürgerlich Holger Mischwitzky heißt, im ddp-Gespräch.
«Ich hatte immer wieder das Glück, dass ich auf solche Menschen traf - auf die herabgesehen wurde, weil sie exzentrisch oder einfach nur anders waren und die dann dank der Medienpräsenz zu Anerkennung gelangten.» Die ehemalige «Schönheitstänzerin» und Selbstdarstellerin Lotti Huber war eine solche Gestalt. Sie trat erstmals in Praunheims Spielfilm «Unsere Leichen leben noch» auf und wurde dann in dem Dokumentarfilm «Affengeil» (1990) selbst zum Thema. In «Ich bin meine eigene Frau» zeichnete Praunheim das Leben des Berliner Transvestiten und Museumsleiters Lothar Berfelde alias Charlotte von Mahldorf nach.
Berühmt-berüchtigt wurde Praunheim allerdings durch seine vielfältige Auseinandersetzung mit dem in den 70er Jahren noch skandalträchtigen Thema Homosexualität. Er dokumentierte die Aufbruchstimmung in den USA «(Armee der Liebenden», 1978) und später den Kampf gegen Aids («Schweigen = Tod», 1990). Er porträtierte homosexuelle KZ-Überlebende («Stolz und schwul», 1991) und kampfeslustige Tunten («Tunten lügen nicht», 2002). Als 1971 sein agitatorischer Film «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt» in die Kinos kam, schrieb er damit ein Stück bundesdeutsche Schwulengeschichte und gab entscheidenden Anstoß zur politischen Homosexuellenbewegung im Nachkriegsdeutschland.
Mehr Feinde als Freunde machte er sich 1991, als er - auf dem Höhepunkt der Aids-Krise - in einer Talkshow Hape Kerkeling und Alfred Biolek als schwul outete, um sie für den Kampf gegen die Seuche persönlich in die Pflicht zu nehmen. Sein nachhaltiges, auch unter Schwulen nicht unumstrittenes Engagement beleuchtet anlässlich des Jubiläums eine Ausstellung im Schwulen Museum Berlin mit dem ironischen Titel «Rosa geht in Rente». «Ich denke, dass ich noch fünf produktive Jahre habe, in denen ich geistig klar bin. Da will ich noch so viel wie möglich schaffen», sagt Rosa von Praunheim. Sein nächstes Projekt: «Die Geschichte der Hölle.»
In diesem Jahr hat er nicht weniger als vier Filme produziert, so den Dokumentarstreifen «Mit Olga auf der Wolga», bei dem er Senioren auf einer Schiffsreise von Moskau nach St. Petersburg begleitete. In der Komödie «Sechs tote Studenten», die im Rahmen der Berliner Retrospektive uraufgeführt wird, hat er seine Erfahrungen als Professor an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg verarbeitet. Ebenfalls in diesem Jahr hat er mit «Meine Mütter» seinen, wie Praunheim betont, traurigsten Film beendet: eine filmische Spurensuche nach seinen familiären Wurzeln. Praunheim war erst 2000 von seiner damals 94-jährigen Mutter offenbart worden, dass er während der deutschen Besatzung in Riga adoptiert worden war. Der Film soll im März in die Kinos kommen.

Axel Schock

(Ausstellung «Rosa geht in Rente. Hommage zu Rosa von Praunheims 65. Geburtstag», Schwules Museum Berlin, 25.11.-25.2.2008)

(Rosa von Praunheim Retrospektive - «65 Filme zum 65. Geburtstag» 22.11.-22.12., Kino Babylon-Mitte)