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Oberhausen: Kurzfilmtage würdigen regionales Filmschaffen +++ Potsdam: Studentenfilmfestival «sehsüchte» verleiht Preise
Oberhausen: Kurzfilmtage würdigen regionales Filmschaffen
Oberhausen (ddp-nrw). Die nordrhein-westfälischen Filmemacher kommen viel herum in der Welt. Das zeigt die neue Reihe «Profil: NRW» auf den 52. Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen, die am 4. Mai beginnen. Das fünfteilige Programmfenster tritt die Nachfolge des 1998 angelaufenen «Starthilfe»-Programms mit Studentenfilmen aus Nordrhein-Westfalen an. Stellte das Festival den Hochschulfilmern damit bisher ein kleines Sprungbrett für die Karriere in der großen Filmwelt, so bietet es jetzt den Kurzfilm-Schaffenden an Rhein und Ruhr ein Schaufenster.
Die fünf ausgewählten Arbeiten ergänzen den Deutschen Wettbewerb und folgen dem nationalen Trend, in dokumentarischen Stoffen ihre Gegenstände vorwiegend im Ausland zu finden. Am weitesten gereist ist Rainer Komers aus Mülheim an der Ruhr, der in dem 40-Minuten-Porträt «Kobe» poetische Impressionen aus der gleichnamigen japanischen Hafenstadt zusammenstellte, die noch immer von den Spuren eines großen Erdbebens gezeichnet ist.
Michael Koch, Student der Kunsthochschule für Medien Köln, trieb es nach Basel, wo er den «Anstimmer» der Fußball-Fans des FC Basel bei dessen schweißtreibender Arbeit beobachtete. Unermüdlich feuert der junge Mann die bunt gekleideten FC-Anhänger zu Sprechchören an, die wiederum das Kickerteam beflügeln sollen. Der Clou: Es sind nur die Fans, aber keine Spieler zu sehen. Dafür ist der Schrecken, die Freude oder das ungläubige Staunen auf den Gesichtern der Fans umso intensiver zu erleben. «Wir sind dir treu» heißt der neunminütige Streifen.
Kochs clevere Studie ist ein deutlicher Beleg für das zuletzt spürbar gestiegene Niveau der kurzen Filmproduktionen aus Nordrhein-Westfalen. Festivalleiter Lars Henrik Gass sagt: «Bei den Sichtungen für den Deutschen Wettbewerb wurde in den letzten Jahren wiederholt deutlich, besonders aber in diesem Jahr, dass es immer zahlreiche Filme aus NRW gibt, die aus Platzgründen nicht im Deutschen Wettbewerb unterzubringen sind, auch wenn sie uns sehr interessant erscheinen.»
Auffällig sei dabei, dass diese Filme nicht unbedingt von den Hochschulen kämen, auch wenn es sich häufig um Produktionen von Hochschulabsolventen handele. Es gebe in Nordrhein-Westfalen inzwischen «einen großen Reichtum in der freien Szene, die hier aber nicht unbedingt einen leichten Stand hat», fügt Gass hinzu. Um solche Arbeiten dennoch einem internationalen Publikum vorstellen zu können, wurde die neue «Profil: NRW»-Reihe geschaffen.
Die Kurzfilmtage wollen mit der Reihe auch ihrer Verantwortung gegenüber dem regionalen Publikum gerecht werden. Aus achtjähriger Erfahrung kann der Festivalchef zudem konstatieren: «In Oberhausen haben schon viele nordrhein-westfälische Filmemacher ihre Festivalkarrieren begonnen oder andere wichtige Kontakte geknüpft.»
Das könnte auch der 1983 in Bonn geborenen Studentin Eva von Schweinitz mit ihrem Video «kurz vor sechs» gelingen. Es schildert in der Manier eines verwackelten Untergrundfilms, wie drei junge Sprayer sich in der Nacht darauf vorbereiten, Stadt-Bahnzüge zu besprühen. Schweinitz studiert derzeit Drehbuch an der Internationalen Filmschule Köln, die mit «kurz vor sechs» ihren Einstand in Oberhausen gibt.
In der Filmbranche bereits bekannt ist die aus Duisburg stammende Corinna Schmitt, die mit ihrer 25-minütigen Versuchsanordnung «once upon a time» den formal experimentierfreudigsten Beitrag beisteuert: Eine Kamera dreht sich alle zwei Minuten einmal um die eigene Achse und beobachtet, wie immer mehr Katzen, Hunde, Kaninchen, Papageien und Ziegen ein biederes Wohnzimmer bevölkern und allmählich verwüsten.
Reinhard Kleber
Potsdam: Studentenfilmfestival «sehsüchte» verleiht Preise
Potsdam (ddp-lbg). Das 35. Studentenfilmfestival «sehsüchte» ist am Sonntag in Potsdam mit der Verleihung der zehn Preise zu Ende gegangen. Die Auszeichnung in der Kategorie Spielfilm im Wert von 3000 Euro ging an Jonas Embrings Streifen «Sla tillbaka« (Strike back), wie eine Festivalsprecherin mitteilte. Den Publikumspreis des Potsdamer Oberbürgermeisters Jann Jakobs (SPD) holte sich der Film «Kohle, Dosen und schwarze Löcher» von Jakub Bejnarowicz und Agnieszka Gomulka (2000 Euro). Das sechstägige Festival lockte wieder über 10 000 Freunde des Nachwuchskinos an. Zu sehen waren 159 Filme.
Die Jury vergab den Produzentenpreis an «Richtung Leben» (Life - This Way) von Anne Hoever und Katharina Jakobs (13 000 Euro). Die Produktion «Kinder der Schlafviertel« (Streetpunktmoskow) von Jannai Wonders und Korinna Krauss gewann den Dokumentarfilmpreis (5000 Euro). Den Preis gegen Ausgrenzung erhielt der Film von Rexi Tom Weller «Fest der Liebe» (Celebration of love) (2500 Euro).
Beim Deutschen Nachwuchsfilmpreis entschied sich die Jury für den Beitrag «Kopfende Hassloch« (Mapping the German) von Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier (2500 Euro). «Floh!» (Flea) von Christine Wiederkehr konnte den Schnittpreis für sich verbuchen (1800 Euro). Als bester Animationsfilm machte «Delivery» von Till Nowak das Rennen (1800 Euro). Vier noch unverfilmte Drehbücher kämpften um den Drehbuchpreis. Am Ende vorn lag das Buch «Komm rein» von Bodo von Braunmühl (1500 Euro).
Den Fokus-Dialog-Preis, der zum ersten Mal vergeben wurde, gewann der russische Film «Dvier" (The Door) von Vladimir Kott (1000 Euro).