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Berlin: Festival «Politik im Freien Theater» +++ Dessau: Ballettpremiere am Anhaltischen Theater mit Gregor Seyffert +++ Weimar: Peter Stein liest Schillers «Wallenstein» +++ Halberstadt: Gleim-Literaturpreis 2005 für Arbeit über Geschlechterforschung +++ Gera: TheaterFabrik eröffnet «Hotel Sorge»
Berlin: Festival «Politik im Freien Theater»
Berlin (ddp-bln). Das Festival «Politik im Freien Theater» wird im November erstmals in Berlin ausgerichtet. «Als Hauptstadt zieht Berlin die künstlerische Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragen geradezu an», begründete am Montag der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, die Ortswahl.
Die Bundeszentrale präsentiert bei dem Festival alle drei Jahre in jeweils wechselnden deutschen Städten herausragende Produktionen des Freien Theaters, die zur Diskussion über gesellschaftlich relevante Themen anregen. Nach Bremen (1988 und 1996), Dresden (1993), Stuttgart (1999) und Hamburg (2002) wird in diesem Jahr von 10. bis 20. November Berlin zur Plattform für «innovative, interdisziplinäre und genreübergreifende Produktionen der freien deutschsprachigen Theaterlandschaft», wie Krüger ankündigte.
Das Festival steht unter dem Motto «Sehnsucht». Die 14 Theaterstücke werden aufgeführt im Hebbel am Ufer (HAU 1-3), in den Sophiensaelen sowie dem Theater unterm Dach. Zudem wird mit vier Produktionen zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen der öffentliche Raum bespielt. Der Theaterdiscounter in der Monbijoustraße in Mitte wird zum Festivalzentrum und ist außerdem Austragungsort für Konzerte und Lesungen sowie Podiumsdiskussionen und Clubabende.
Theaterregisseur Christoph Schlingensief will zum Festival «Live aus Afrika» inszenieren. Dazu wird er in einem Slum in Namibia eine Drehbühne installieren. Dort sollen afrikanische Darsteller ein Stück zum Terroranschlag vom 11. September 2001 aufführen.
Veranstalter des Festivals sind neben der Bundeszentrale die Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin und die Senatskulturverwaltung. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt 8 Euro für jede Theaterproduktion. Weitere Ermäßigungen gibt es bei Sammeltickets und dem Festivalpass.
http://www.politikimfreientheater.de
Dessau: Ballettpremiere am Anhaltischen Theater mit Gregor Seyffert
Dessau (ddp-lsa). Am Anhaltischen Theater Dessau feiert am Donnerstag das Ballett «Der kleine Prinz» nach der Erzählung von Antoine de Saint-Exupèry Premiere. Es ist nach Angaben der Gregor Seyffert Compagnie Dessau die erste eigene Inszenierung von Startänzer Gregor Seyffert in Dessau. Bei der Inszenierung der phantastischen Geschichte des kleinen Prinzen, der die Welt mit Kinderaugen betrachtet, wirken auch Akrobaten, Artisten und Breakdancer mit.
Gregor Seyffert, 1997 zum weltbesten Tänzer gekürt, war mit seiner Berliner Company in der vergangenen Spielzeit eine deutschlandweit bislang einmalige Kooperation mit dem Anhaltischen Theater Dessau eingegangen. Gemeinsame künstlerische Projekte werden seitdem unter dem Namen Gregor Seyffert Company Dessau umgesetzt. Für die neue Saison ist unter anderem ein Aktionstheater im Kraftwerk Vockerode geplant.
http://www.anhaltisches-theater.de
Weimar: Peter Stein liest Schillers «Wallenstein»
Weimar (ddp-lth). Friedrich Schillers «Wallenstein»-Trilogie geht am Deutschen Nationaltheater (DNT) Weimar in außergewöhnlicher Form über die Bühne. Der Regisseur Peter Stein rezitiere vom 14. bis 16. Oktober in vier Veranstaltungen alle drei Teile des selten gespielten Dramenzyklus\', teilte das DNT am Montag mit. Nach dem Schauspiel Frankfurt, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und dem Berliner Ensemble ist dies die vierte Station dieser «Inszenierung».
Peter Stein inszeniere die Trilogie in den Köpfen des Publikums, hieß es von Seiten des DNT. Es sei eine gigantische Leseprobe des kompletten «Wallensteins» - Vers für Vers, Regieanweisung für Regieanweisung. Der Regie-Altmeister stelle dabei in seiner Lesung Schillers Sprache als eigentliche Hauptfigur in den Mittelpunkt. Mit deren außerordentlicher Dynamik wolle er das Publikum in den Bann des Feldherrn Wallenstein als eines Menschen im Konflikt zwischen Religion und Gehorsam ziehen.
Diese «Walleinstein»-Lesung ist eines der gemeinsamen Projekte der Bühne mit der Weimarer Klassik Stiftung zum Schiller-Jahr 2005. Die jeweils zweistündige Marathon-Lesung beginnt am 14. Oktober mit «Wallensteins Lager» und setzt sich am 15. Oktober 2005 mit «Die Piccolomini» fort. Am Tag darauf gibt es «Wallensteins Tod» zweigeteilt in einer Matinee und einer Soiree.
Stein machte schon mehrfach mit theatralischen Großprojekten von sich reden. Unter anderem inszenierte er für die Expo 2000 in Hannover den kompletten, ungekürzten «Faust» von Goethe. Das Weimarer Publikum erlebte den Regie-Altmeister mit seiner «Orestie» während des Kunstfestes 1994. Kürzlich inszenierte er als bisher einziger deutscher Regisseur für die britische Royal Shakespeare Company. Für 2007 plant er als Großprojekt die Inszenierung des gesamten «Wallenstein» in Frankfurt am Main.
http://www.nationaltheater-weimar.de
Halberstadt: Gleim-Literaturpreis 2005 für Arbeit über Geschlechterforschung
Halberstadt (ddp-lsa). Den Gleim-Literaturpreis 2005 erhält Angela Steidele für ihr Buch «In Männerkleidern». Die Verleihung der Auszeichnung für bedeutende Beiträge zur Erschließung der Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts findet am 15. Oktober im Gleimhaus in Halberstadt statt, wie die Einrichtung am Montag mitteilte. Das Buch über das verwegene Leben der Catharina Margaretha Linck alias Anastasius Lagrantinus Rosenstengel, hingerichtet 1721, erschien 2004 im Bohlau Verlag.
Steidele, geboren 1968, lebt als Literaturwissenschaftlerin und Publizistin in Köln. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte der weiblichen Homosexualität im 18. und 19. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum. Ihre Dissertation schrieb sie über Liebe und Begehren zwischen Frauen in der deutschsprachigen Literatur 1750-1850. In ihrer Arbeit über Catharina Margaretha Linck rekonstruiert Steidele das erstaunliche Leben einer Frau, die im frühen 18. Jahrhundert als Mann verkleidet lebte und 1721 vermutlich als europaweit letzte Frau für die Unzucht mit einer anderen Frau hingerichtet wurde.
Der Gleim-Literaturpreis wird seit 1995 alle zwei Jahre vom Forderkreis Gleimhaus vergeben und ist mit 5000 Euro dotiert. Er erinnert an den Dichter und Literaturförderer Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803).
http://www.gleimhaus.de
Gera: TheaterFabrik eröffnet «Hotel Sorge»
Gera (ddp-lth). Das «Hotel Sorge» nimmt in Gera Gestalt an. Es wird am 3. Oktober unter Ägide der dortigen TheaterFabrik in einem ehemaligen Kaufhaus in Geras Fußgängerzone «Sorge» seine Pforten öffnen. Für fünfeinhalb Wochen werde der ehemalige Umschlagsplatz von Waren zum Freiraum für Begegnungen und Visionen, sagte TheaterFabrik-Chefin Sinje Homann am Montag. Statt schlafender Bewohner beherberge das «Hotel Sorge» Ideen, wolle diese ausloten, weiterentwickeln und umsetzen.
Ziel sei es, «ein breites Publikum zu einer nachhaltigen, intensiven und lustvollen Reflexion über ihre Stadt anzuregen». Die Projekte beziehen sich auf die Vergangenheit, die Gegenwart und sollen einen Ausblick in die Zukunft ermöglichen. Dabei würden Fragen nach der Organisation von sozialem Zusammenhalt, wirtschaftlicher Prosperität und Engagement der Bürger unter anderem am Beispiel von Architektur, Stadtplanung und Kultur in den Mittelpunkt gestellt.
Ideen einbringen und mitmachen könne jeder, egal, ob als Einzelperson, Gruppe, Verein oder als Organisation. Bislang hätten sich bereits fast 50 Interessenten zwar kein Bett, aber einen Platz im «Hotel Sorge» reserviert, betonte Homann. Wie es sich für ein Hotel gehöre, gebe es Vor-, Haupt- und Nachsaison, in denen Theater, Ausstellungen, Workshops, Präsentationen, Installationen, Diskussionen und Aktionen geplant seien. Außerdem gebe es noch bewusst gewollte Leerräume, die im Laufe der Aktion genutzt werden können, um Vorgefundenes weiter zu entwickeln.
Das «Hotel Sorge» mit dem Untertitel «Zu Besuch in der eignen Stadt» wird von der TheaterFABRIK des Theaters Altenburg-Gera gemeinsam mit dem Verein Schau+Spiel-Haus organisiert. Unterstützt wird das Projekt vom Fonds Soziokultur und dem Freistaat Thüringen.
http://www.hotelsorge.de / http://www.theater.altenburg.gera.de