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München: Bissige Botho-Strauß-Komödie im Residenztheater +++ Berlin: Zweites langes Wochenende des Freien Theaters +++ Dresden: Laienschauspieler aus «Die Weber» wehren sich gegen Kritik +++ Bremen: «Eine Geschichte von Liebe und Hass auf Malta» in uraufgeführt +++ Frankfurt: Antiquarische Bücher halten Einzug auf Buchmesse +++ Halberstadt: Gleimhaus ab Sonntag mit neuer Dauerausstellung
München: Bissige Botho-Strauß-Komödie im Residenztheater
München (ddp-bay). Die mit Spannung erwartete Uraufführung des neuesten Botho-Strauß-Stücks «Die eine und die andere» ist vom Münchner Theaterpublikum gefeiert worden. Nach der Vorstellung am Donnerstagabend im Residenztheater gab es von den 900 Zuschauern für Regisseur Dieter Dorn und insbesondere die Schauspieler Cornelia Froboess, Gisela Stein, Juliane Köhler und Jens Harzer lang anhaltenden Applaus und Bravo-Rufe.
Die bissige, aber zuweilen auch rätselhafte Komödie zeigt den wortgewaltigen Kampf zweier Frauen um die 60: Die glücklose Pensionsinhaberin Insa Breydenbach trifft nach einem Vierteljahrhundert wieder auf ihre Lebensfeindin, die gefeuerte Architekturkritikerin Lissie Kelch. Die eine hat der anderen einst den Mann ausgespannt, beide haben ein Kind von ihm.
Das Stück kreist um die Erinnerungen, gescheiterten Lebenspläne und die Auseinandersetzungen der Protagonistinnen. «Jede von uns beiden wird versuchen, die andere zu erledigen, bevor die eigenen Kräfte sie verlassen», sagt Insa. Parallel zum Kampf der Mütter kommen sich die Halbgeschwister Timm und Elaine näher. Dabei sind alle vier Hauptfiguren Scheiternde, die ihren Raum nicht mehr finden.
Staatsintendant Dorn vertraut bei seiner mittlerweile neunten Strauß-Inszenierung wie gewohnt voll auf das Spiel seiner Darsteller und die geschliffenen Dialoge des Autors. «Strauß scheint da bei seinem Thema zu sein: Er hat noch nie so lange Dialoge geschrieben», sagte Dorn im Vorfeld dem «Focus».
«Die eine und die andere» erscheint im Februar im Hanser Verlag, im März bringt es Luc Bondy am Berliner Ensemble auf die Bühne. Weitere Vorstellungen in München: 29. Januar, 2., 5., 9. und 13. Februar.
http://www.residenztheater.de
Berlin: Zweites langes Wochenende des Freien Theaters
Berlin (ddp-bln). Am zweiten langen Wochenende des freien Theaters Anfang Februar gibt es in Berlin geballte Bühnenkunst unterschiedlicher Ausrichtung zu erleben. Über 100 Berliner Gruppen - vom Tanzensemble über Performance-Künstler und klassisches Sprechtheater bis hin zu musikalischen Installationen und Rockshows - stellen sich bei dem Festival «100 Grad Berlin» vor. Veranstalter des Bühnen-Marathons vom 3. bis 6. Februar sind die Sophiensaele und das Hebbel am Ufer.
Das Festival ist eine Art Messe der Berliner Freien Theaterszene. Jeder, der sich rechtzeitig angemeldet hatte, kann sich mit seiner künstlerischen Arbeit präsentieren. Gage gibt es keine - lediglich fürs leibliche Wohl der Akteure wird gesorgt. Eine halbe Stunde hat jede Theatergruppe für den Bühnenaufbau, eine volle Stunde um sich mit einem Ausschnitt aus einer aktuellen Produktion dem Publikum vorzustellen.
Vom frühen Abend bis zum frühen Morgen können Theatermacher und Zuschauer, Fachpublikum und Veranstalter ins Gespräch kommen und ab Mitternacht gemeinsam feiern. Wie bereits im Vorjahr gibt es auch bei der Neuauflage von «100 Grad» so genannte Mitternachtssprecher - Journalisten, Veranstalter und Autoren, die sich die Aufführungen ansehen und um Mitternacht ihre Beobachtungen dem Publikum mitteilen. Erstmals werden in diesem Jahr Publikumspreise für die drei besten Aufführungen vergeben. Die Karten kosten pro Spieltag 15 Euro, ermäßigt 10 Euro.
Dresden: Laienschauspieler aus «Die Weber» wehren sich gegen Kritik
Dresden (ddp-lsc). Laienschauspieler der umstrittenen Dresdner «Weber»-Inszenierung haben in einem offenen Brief gegen das Verbot der Aufführung protestiert. Die Gerichtsentscheidung richte sich auch gegen sie, da sie mehrfach beschuldigt worden seien, faschistisches Gedankengut zu verbreiten, heißt es in dem am Donnerstag in Dresden veröffentlichen Brief. «Wir sind der festen Überzeugung, dass wir zusammen mit Regisseur und Dramaturg Ergänzungen zum Originaltext erarbeitet haben, die den Zustand unserer Gesellschaft beschreiben», betonen sie. Dies dürfe ganz im Sinne des Autors Gerhart Hauptmann (1862-1946) sein. Gegen Diffamierungen verwahrten sie sich.
Das Berliner Landgericht hatte dem Dresdner Staatsschauspiel Anfang Januar eine weitere Aufführung der umstrittenen «Weber»-Inszenierung untersagt. Mit dem Einfügen von Passagen eines «Chors der Arbeitslosen» verstoße das Theater gegen das Urheberrechtsgesetz. Das Theater hat Berufung gegen dieses Urteil eingelegt.
Die Laienschauspieler betonen, dass sie nicht der «Chor der Arbeitslosen» seien, sondern eine Rolle spielten, die der «Weber» damals und der «Weber» heute. Es gehe um Ausgrenzung, wenn auch zu anderen Bedingungen. «Wir wissen, teils aus eigener Erfahrung, teils aus intensiver Beschäftigung mit der Thematik, wie groß menschliche Not durch ausgrenzende Arbeitslosigkeit für die Betroffenen ist - und damit assoziierbar mit der Not der Hauptmannschen Weber - und dass daraus Gefahren für die ganze Gesellschaft erwachsen können», heißt es.
Bremen: «Eine Geschichte von Liebe und Hass auf Malta» in uraufgeführt
Bremen (ddp-nrd). Mit großen Publikumszuspruch ist am Donnerstagabend in der bremer shakespeare company das Drama «Eine Geschichte von Liebe und Hass auf Malta» uraufgeführt worden. Regisseur Chris Alexander vereint in dem Stück um die drei herrschenden Weltreligionen Passagen von William Shakespeare, Christopher Marlowe und Gottfried Lessing zu einem bösartigen Märchen um Machtkampf und Terror, das schmerzhaft an die gegenwärtigen Auseinandersetzungen unter Moslems, Juden und Christen erinnert.
Chris Alexander, der zu den Gründungsmitgliedern der bremer shakespeare company zählt, konnte bereits 2003 zum 20-jährigen Bestehen des Ensemble mit dem Stück «Shakespeare in Trouble» das Publikum begeistern.
Frankfurt: Antiquarische Bücher halten Einzug auf Buchmesse
Frankfurt/Main (ddp). Die Frankfurter Buchmesse präsentiert in diesem Jahr erstmals auch antiquarische Bücher. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Antiquariat im Börsenverein des Deutschen Buchhandels wird die 1. Frankfurter Antiquariatsmesse vom 19. bis 23. Oktober veranstaltet. Ein Drittel der Standflächen sei bereits reserviert, sagte Detlef Thursch, Inhaber von abooks.de, der die Antiquariatsmesse im Auftrag der Veranstalter organisiert, am Donnerstag in Frankfurt am Main. Bei der ersten Ausgabe soll das gesamte Spektrum des klassischen Antiquariats präsentiert werden.
Ein eigens für den antiquarischen Ausstellungsbereich errichtetes Zelt soll Platz bieten für die Präsentation von 100 Ständen. Im Gegensatz zur aktuellen Buch-Produktion, die auf der Frankfurter Buchmesse nur am Messesonntag verkauft werden darf, können antiquarische Bücher an allen fünf Messetagen verkauft werden.
Halberstadt: Gleimhaus ab Sonntag mit neuer Dauerausstellung
Halberstadt (ddp-lsa). Das Halberstädter Literaturmuseum Gleimhaus präsentiert ab Sonntag eine konzeptionell überarbeitete Dauerausstellung zu Leben und Wirken von Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 bis 1803). Rund 150 Porträts von Gleims Zeitgenossen wurden im renovierten «Freundschaftstempel» neu geordnet, wie die Einrichtung mitteilte. Besucher können auf einem Nachbau des Lesestuhls des Dichters Platz nehmen oder eine CD mit einem für Gleim komponierten Musikstück hören.
Das frühere Wohnhaus des Dichters beherbergt eine der bedeutendsten literarischen Sammlungen des 18. Jahrhunderts von nationalem Rang. Gleim pflegte mit rund 500 Personen freundschaftliche Beziehungen. Für Literaturforscher werden 10 000 Briefe aus Gleims Sammlung verwahrt. In der Bibliothek stehen mehr als 12 500 historische Bücher zur Verfügung.
http://www.gleimhaus.de