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Olbertz: Theater in Mittelzentren müssen erhalten bleiben +++ Jena: Theaterhaus Jena zu Festivals eingeladen +++ Hamburg: Schriftstellerin Christa Wolf beobachtet mit Sorge die Entwicklung im "vereinten" Deutschland
Olbertz: Theater in Mittelzentren müssen erhalten bleiben
Halberstadt (ddp-lsa). Das Land Sachsen-Anhalt bekennt sich weiter zum Theater in Wohnortnähe. Nicht nur in Großstädten, sondern auch in Mittelzentren müsse dieser kulturpolitische Kern Bestand haben, sagte Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) am Dienstagabend auf der Festveranstaltung 100 Jahre Stadttheater Halberstadt. Theater sei keine Kunstform von gestern. Die Mitarbeiter in Halberstadt hätten durch persönlichen Lohnverzicht dazu beigetragen, ein leistungsfähiges Ensemble zu erhalten.
Das Theater sei von Einsparungen gebeutelt und in seiner Existenz weiter bedroht, sagte Intendant André Bücker. Mit dem neuen Haustarifvertrag hätten die Mitarbeiter ihren Beitrag geleistet. «Hier kann man nicht weiter sparen», betonte er. Man könne es sich aber auch nicht leisten, kein Theater zu haben.
Der prunkvolle Barockbau des Halberstädter Theaters war am 30. September 1905 eröffnet worden und machte deutschlandweit durch seine Wagner-Aufführungen von sich reden. Gustaf Gründgens und Theo Lingen begannen hier ihre Künstlerkarriere. Am 8. April 1945 wurde das Haus beim Bombenangriff völlig zerstört und später durch einen Zweckbau ersetzt. Mit den Städten und Landkreisen Halberstadt und Quedlinburg als Träger wurde 1992 das Nordharzer Städtebundtheater gebildet.
http://www.nordharzer-staedtebundtheater.de
Jena: Theaterhaus Jena zu Festivals eingeladen
Jena (ddp-lth). Inszenierungen des Theaterhauses Jena sind zu zwei renommierten Theaterfestivals eingeladen worden. Die Inszenierung «Die Polizey» nach einer Idee von Friedrich Schiller in der Regie von norton.commander.productions werde am 10. November das 6. Festival «Politik im freien Theater» in Berlin eröffnen, teilte die Thüringer Bühne am Montag mit. «Die Polizey» sei eine von 14 ausgewählten Inszenierungen, die in drei Berliner Spielstätten gezeigt würden.
Zwei Wochen später eröffnet Heinrich von Kleists «Hermannsschlacht» das Festival «Impulse 2005» in Köln. Die Inszenierung von Roger Vontobel wurde mit 10 weiteren Produktionen aus 400 Bewerbungen der professionellen Theaterszene in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewählt. Von Köln aus geht die «Hermannsschlacht» auf Tournee nach Mülheim, Bochum und Düsseldorf. Beide Inszenierungen stehen noch bis Ende des Jahres auf dem Spielplan des Jenaer Theaterhauses.
http://www.theaterhaus-jena.de
Hamburg: Schriftstellerin Christa Wolf beobachtet mit Sorge die Entwicklung im "vereinten" Deutschland
Hamburg (ots) - Anlässlich des 15. Jahrestages der deutschen Einheit spricht die Schriftstellerin Christa Wolf, 76, in der ZEIT über ihre Illusionen und Hoffnungen in der DDR, über den Schmerz am Ende des Regimes und ihre Vorstellungen von einer besseren Gesellschaft der Bundesrepublik.
Christa Wolf berichtet über die Aufbruchstimmung in den Anfangsjahren der DDR, "das Gefühl, hier in der DDR entsteht ein besserer, ein sozial gerechterer Staat". Zu den Anfeindungen nach der deutschen Einheit, sie sei eine "Staatsschriftstellerin" der DDR gewesen, nimmt sie Stellung: "Ich war im Osten, ob ich das wollte oder nicht, auf eine gewisse Weise eine Orientierungsfigur, und diese Figur wollte man demontieren, wie ja überhaupt die ganze DDR, nach dem Ausspruch einer ranghohen westdeutschen Politikerin, \'delegitimiert\' werden musste." Mit Sorge beobachte sie die Entwicklung im vereinigten Deutschland. Sie sehe "eine Gesellschaft in der Krise, die ihre Integrationskraft für ihre auseinanderdriftenden Bevölkerungsgruppen zunehmend verliert, und, was gefährlich ist, große Mengen \'überflüssiger\' Menschen produziert".
Über ihr neues Buch Mit anderem Blick, in dem sie über heitere Dinge wie das Essen, über Reisen, über skurrile Beobachtungen schreibt, sagt sie: "Ich wollte einfach mal ein paar Dinge zeigen, die man von mir nicht unbedingt erwartet. Dazu gehören der Humor, die Leichtigkeit. Anders, als vielleicht manche vermuten, lache ich gerne, wir lachen sehr viel in der Familie. Ironie und Selbstironie stehen bei uns hoch im Kurs. Ich wollte einfach mal etwas mehr davon sehen lassen."