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3.12.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Zwickau: Motto «Bruder Nachbar» bestimmt 5. Sächsisches Theatertreffen +++ Bremen: Bewegtes Leben des Malers Johann Heinrich Vogeler auf der Bühne +++ Wien: Josefstadt kündigt Brecht-Uraufführung an


Zwickau: Motto «Bruder Nachbar» bestimmt 5. Sächsisches Theatertreffen
Zwickau (ddp-lsc). Das Motto «Bruder Nachbar» steht im Mittelpunkt des 5. Sächsischen Theatertreffens vom 17. bis 20. April im Theater Plauen-Zwickau. Unter dem Motto wolle man mit künstlerischen Mitteln den Blick auf ganz verschiedene Nachbarn lenken, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen im Deutschen Bühnenverein, Dietrich Kunze, am Dienstag in Zwickau. «Wir haben es in unserer Region, die an Polen und Tschechien grenzt, aber auch an Bayern, Sachsen-Anhalt und Thüringen, mit vielen Nachbarn zu tun», ergänzte der Generalintendant des Theaters Plauen-Zwickau, Ingolf Huhn.
12 sächsische Ensembles werden den Angaben zufolge in den 4 Tagen 14 teils brandneue Produktionen auf die Bühnen der großen und kleinen Spielstätten in Plauen und Zwickau bringen. Das Spektrum reicht von Kinder- und Jugendstücken, über große Inszenierungen bis hin zu szenischen Lesungen und Puppentheater. Gleich mit drei Stücken bringt sich das Städtische Theater Chemnitz ein, darunter die Dramatisierung des Romans «Spur der Steine» von Erik Neutsch.
Das Eduard-von-Winterstein-Theater Annaberg-Buchholz steuert erstmals in der Geschichte des Theatertreffens eine Opernaufführung bei und zwar «Tiefland» von Eugen d\'Albert. Ein Novum ist auch die Kombination von Puppen- und Schauspiel in «Zimmermanns Aussicht/Arbeiten II» des Theaters der Jungen Generation/Puppentheater Dresden. Das gastgebende Haus wird sich mit Joshua Sobols «Ghetto» vorstellen. Das Stück hat ebenso erst kurz vor dem Festival April Premiere wie «Als wir träumten», eine Dramatisierung des gleichnamigen Buches von Clemens Meyer durch das Schauspiel Leipzig.
http://www.saechsisches-theatertreffen.de


Bremen: Bewegtes Leben des Malers Johann Heinrich Vogeler auf der Bühne
Bremen (ddp-nrd). Der Worpsweder Maler Johann Heinrich Vogeler ist für Tankred Dorst eine tragische Figur. «Vogeler hatte vom Kommunismus eine Wunschvorstellung, die nicht der Realität entsprach», sagt der 82-jährige Autor. «Seine Utopie konnte sich nicht erfüllen.» Für das Theater Bremen hat Dorst zusammen mit seiner Frau Ursula Ehler ein Stück über die ungewöhnliche Lebensgeschichte Vogelers geschrieben, der nicht nur Jugendstilmaler, sondern auch KPD-Mitglied war. Am Freitag wird «Künstler» im Neuen Schauspielhaus uraufgeführt. Darin werden neben Vogeler auch die anderen Mitglieder der Worpsweder Künstlerkolonie wie Rainer Maria Rilke und Paula Modersohn-Becker in 22 Episoden zum Leben erweckt.
Die Uraufführung steht in Zusammenhang mit dem Paula-Modersohn-Becker-Jahr 2007/08, in dem die Kunsthalle Bremen der Malerin noch bis Ende Februar eine große Schau widmet. «Künstler» sei kein Dokumentationsstück über Worpswede, sagt der in München lebende Dorst. Ihm gehe es in seinen Werken stets ums Scheitern, um Utopien und Lebenslügen, die von der Realität belehrt werden. Ihn habe die Biografie Vogelers fasziniert, der als großes Talent «alles wegtut und in der kasachischen Steppe verendet». Vogeler treffe den Entschluss, ein Leben für sein Ideal zu führen, doch am Ende verliere er alles.
Vogeler wurde 1872 in Bremen geboren, 1894 schloss er sich der Worpsweder Künstlergruppe um Otto Modersohn an. Ein von ihm umgestalteter Bauernhof wurde zum Anlaufpunkt der künstlerischen Avantgarde. Aus dem Ersten Weltkrieg kam er als Pazifist zurück und wurde schließlich Kommunist. 1931 emigrierte er nach Moskau. Zehn Jahre später wurde er nach Kasachstan evakuiert, wo er entkräftet und mittellos starb. Vor fünf Jahren hatte Theaterregisseur und Choreograph Johann Kresnik bereits ein Stück über Vogeler am Bremer Theater inszeniert. «Künstler» wird nun von Regisseur Christian Pade auf die Bühne gebracht.
Dorst, der 2006 den «Ring des Nibelungen» in Bayreuth inszeniert hatte, wollte in Bremen nicht selbst Regie führen. «Jemand anderes sollte seine Fantasie reinbringen», sagt der Dramatiker zur Begründung. Bei den gesamten Proben war er nicht dabei, nur die erste Leseprobe habe er sich angehört. «Das hat mir gut gefallen, ich bin vergnügt nach Hause gefahren», erinnert er sich. Eine der letzten Durchlaufproben hat er sich mittlerweile angeschaut.
Bei der Uraufführung wird er nicht im Publikum sitzen. «Aus Nervosität», sagt der 82-Jährige, der einer der am häufigsten auf deutschen Bühnen gespielten Gegenwartsautoren ist. Er hoffe auf einen Erfolg - nicht für sich selbst, sondern für die Schauspieler. «Sonst denkt man, man hat sie betrogen», fügt Dorst hinzu.


Wien: Theater in der Josefstadt kündigt Brecht-Uraufführung an
Dem Theater in der Josefstadt ist offenbar ein Coup gelungen: Wie Direktor Herbert Föttinger in der morgen erscheinenden NEWS-Ausgabe bekannt gibt, wurde das Haus vom Suhrkamp-Verlag mit der Uraufführung eines Werks von Bertolt Brecht betraut. "Die Judith von Shimoda", 1940 im finnischen Exil entstanden, war bis vor kurzem nur als Fragment mit
wenigen Dialogen und Szenenentwürfen erhalten. 2006 fand sich im Nachlass der Ko-Autorin Hella Wuolijokis allerdings die finnische Spielfassung, nach der Suhrkamp das Werk edieren konnte. Heribert Sasse wird Regie führen.
Außerdem kündigt Föttinger im NEWS-Gespräch George Taboris "Mein Kampf" schon für Ende März 2008 an. Karl Markovics spielt den jüdischen Barbier Schlomo Herzl, der dem jungen Hitler (Florian Teichtmeister) hilft, das nachmals berüchtigte Styling zu entwickeln. Die einst von Tabori selbst gespielte Gottvater-Figur übernimmt Fritz Muliar.
Als unerlässlich bezeichnet Föttinger die Erhöhung der Haussubvention ab dem Jahr 2009 von derzeit 12,3 auf 14 Millionen Euro: " Die kollektivvertraglichen Erhöhungen machen 300.000 Euro pro Jahr aus, und mehr als voll kann ich nicht sein. Wenn ich kein Geld bekomme, muss ich den künstlerischen Apparat beschneiden. Die Bundestheater, das Volkstheater und das Theater der Jugend wurden erhöht. Da können wir nicht allein übrig bleiben."
http://www.josefstadt.org
Quelle: ZDFTheaterkanal