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5.5.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Berliner Theatertreffen mit Tschechows "Drei Schwestern" eröffnet +++ Themenwoche "Altern" am Schauspiel Leipzig +++ Freud- und Merck-Preis an Philosoph Heinrich und Germanist Klotz +++ Georg-Büchner-Preis für Wolfgang Hilbig +++ Autor Jesús Díaz gestorben


Berliner Theatertreffen mit Tschechows "Drei Schwestern" eröffnet
Berlin (AP) Mit der Aufführung von Anton Tschechows "Drei Schwestern" des Schauspielhauses Zürich ist das 39. Theatertreffen in Berlin am Wochenende eröffnet worden. Die Zuschauer, unter ihnen Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin, feierten die eigenwillige Inszenierung von Jungregisseur Stefan Pucher mit minutenlangem Applaus. Bei der Leistungsschau der deutschsprachigen Bühnen werden bis zum 19. Mai zehn der bedeutendsten Produktionen aus der Saison 2001/2002 gezeigt.
Allein vier Inszenierungen stammen dieses Mal aus der Schweiz. Neben "Drei Schwestern" zeigt das Schauspielhaus Zürich "Alibi" in der Regie von Meg Stuart und Franz Schuberts "Die schöne Müllerin" in der Regie von Christoph Marthaler. Zudem wird vom Theater Basel Henrik Ibsens "John Gabriel Borkman" in der Regie von Sebastian Nübling gezeigt.

Themenwoche "Altern" am Schauspiel Leipzig
Leipzig (ddp). Mit "Letzter Aufruf" von Albert Ostermeyer beginnt das Schauspiel Leipzig am 29. Mai die Themenwoche "Altern und Beschleunigung". In dem Stück entdeckt Ostermeyer den Flughafen als modernes Nachtasyl. "Angesichts der Tatsache, dass Menschen immer älter werden, sich Volkswirtschaftler und Rentenversicherer deshalb die Haare raufen, wollen wir das Thema Altern im Zusammenhang mit dem Phänomen Beschleunigung auf die Bühne bringen", sagte Chefdramaturgin Dagmar Borrmann der Nachrichtenagentur ddp.

Freud- und Merck-Preis an Philosoph Heinrich und Germanist Klotz
Darmstadt (ddp). Der Berliner Philosoph Klaus Heinrich erhält den Sigmund-Freud-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Der Preis wird für wissenschaftliche Prosa verliehen, wie die Akademie am Freitag in Darmstadt mitteilte. Mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay werde in diesem Jahr der Stuttgarter Germanist und Theaterwissenschaftler Volker Klotz ausgezeichnet. Die mit jeweils 12.500 Euro dotierten Preise werden den Angaben zufolge am 26. Oktober in Darmstadt verliehen.

Georg-Büchner-Preis für Wolfgang Hilbig
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung wird den wichtigsten deutschen Literaturpreis an den aus Sachsen stammenden Schriftsteller Wolfgang Hilbig vergeben. Der heute in Berlin lebende Autor kann die Auszeichnung am 26. Oktober in Darmstadt entgegennehmen. Der Preis ist mit 40.000 Euro dotiert. Der 60 Jahre alte Hilbig wurde bereits mehrfach prämiert, zuletzt im April mit dem Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik, der ihm für den Band "Bilder vom Erzählen" als "herausragende Gedichtedition des Jahres 2001" verliehen wurde. Auch der Brüder-Grimm-Preis, der Ingeborg-Bachmann-Preis und der Fontane-Preis der Akademie der Künste Berlin wurde ihm zuerkannt. Bis zu seinem 30. Lebensjahr deutete jedoch kaum etwas auf eine Karriere als Schriftsteller hin.
Hilbig wurde am 31. August 1941 in Meuselwitz bei Leipzig geboren. Er arbeitete nach einer Lehre zum Dreher auch als Werkzeugmacher und Monteur. Nebenbei schrieb er Gedichte. "Ich war ein völlig normaler Arbeiter in einem Industriegebiet der DDR, der mit seinen Kollegen gut auskam. Diese wussten nicht, dass ich schreibe", sagte Hilbig später. Er nahm an den Arbeiterfestspielen teil, wurde aber von den DDR-Verlagen nicht gedruckt. Als 1979 in der Bundesrepublik ein Gedichtband erschien, kam Hilbig für einige Wochen in Untersuchungshaft. 1980 setzte sich Franz Fühmann für Hilbig ein und es erschien eine kleine Auswahl seiner Werke in der angesehenen Zeitschrift "Sinn und Form". 1983 erschienen Lyrik und Prosa bei Reclam in Leipzig. Seine Arbeiten reflektierten das Leben und die Erfahrungen der Werktätigen in der DDR. Sie fanden zunehmend das Interesse der westdeutschen Fachkritik. 1985 siedelte Hilbig nach Westdeutschland über.
Sein autobiographischer Roman "Eine Übertragung" (1989) wurde als "kühne Komposition" gerühmt. Dem folgten Erzählungen, Romane, Essays und Gedichte. Als sein bekanntestes Werk gilt der 1993 erschienene Roman "Ich" über einen Lyriker, der als Spitzel für die Stasi arbeitet. Kritiker sahen darin einen der wichtigsten Wenderomane. Zuletzt erschienen der Roman "Das Provisorium" und der Gedichtband "Bilder vom Erzählen". Noch bis zum September arbeitet Hilbig als Stadtschreiber in Frankfurt am Main an einem Band mit Kurzgeschichten. Hilbig ist seit 1990 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Autor Jesús Díaz gestorben
Der kubanische Exil-Schriftsteller und Filmemacher Jesús Díaz ist am Freitag im Alter von 60 Jahren in Madrid gestorben. Das teilte seine Familie nach spanischen Medienberichten mit. Díaz, der längere Zeit in Berlin lebte und dort auch als Filmdozent tätig war, zählte zu den bedeutendsten Gegenwartsautoren seines Landes. Sein letzter Roman, "Las cuatro fugas de Manuel" (Die vier Fluchten Manuels), war erst vor wenigen Monaten in Spanien erschienen, wo er seit Jahren lebte. Díaz war ein Revolutionär der ersten Stunde, geriet wegen seiner späteren Kritik an Fidel Castro aber mit dem kommunistischen Regime auf der Karibik-Insel in Konflikt. 1992, als er in Berlin lebte, verbot ihm die Regierung in Havanna die Rückreise in die Heimat. Díaz wurde aus dem Schriftsteller- und Künstlerverband seines Landes ausgeschlossen. Sein erster Roman, "Die Initialen der Erde" (1974), der 1988 auch in Deutschland herauskam, ist von der Kritik als eines der Meisterwerke der kubanischen und lateinamerikanischen Literatur gelobt worden. Es war in Kuba zwölf Jahre lang verboten.