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Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wollen ihr Profil schärfen und bundesweit stärker in Erscheinung treten. Direktor Martin Roth stellte am Freitag eine Denkschrift vor, die von den elf Museen mehr Zusammenarbeit, aber auch markanteres Auftreten fordert.
Dresden (ddp-lsc). Neben der Straffung interner Strukturen für die mehr als 450 Jahre alten Sammlungen - zu denen Zwinger und Albertinum zählen - will das Konzept mit Sonderausstellungen noch stärkere Beachtung für die Einrichtungen erlangen.Roth plant künftig nur noch eine jährliche Sonderschau, die aber die Relevanz der unlängste beendeten "Brücke"-Exposition haben soll. Bundesweites Profil erwartet er von der 2003 geplanten Landesausstellung zur Reformationszeit "Glaube und Macht" in Torgau. Mittelfristig soll die Besucherzahl von 1,7 Millionen im vergangenen Jahr gesteigert werden.
Roths Pläne, die er fünf Monate nach seinem Amtsantritt präsentierte, sind mit einem klaren Appell an die jeweiligen Direktoren garniert: "Wenn wir so weiter machen, haben wir zwar eine schöne Fassade, aber dahinter ist nichts mehr da." Dresden müsse internationale Projekte anschieben und zur Drehscheibe für den Kulturaustausch mit Osteuropa werden. Zudem forderte der Sammlungschef mehr Engagement für ein besseres Marketing. "Derzeit gibt es keine Vermarktungsstruktur", bemängelte der gebürtige Schwabe, der auch Präsident des deutschen Museumsbundes ist. Einnahmen sollen ein zentrales Bilderarchiv und die Gründung einer Betriebs-GmbH bringen. In dieser müssen Roth zufolge alle wirtschaftlichen Aspekte wie Vertrieb, Merchandising, Lizenzhandel und Tourismusaktivitäten gebündelt werden.
Zurückhaltend gab sich der Direktor bei Finanzforderungen für die mit rund 16 Millionen Euro jährlich ausgestatten Sammlungen. Roth sprach zwar von einem Defizit von sechs Millionen Euro pro Jahr, das unter anderem durch Restaurierungsaufwendungen und Sonderausstellungen verursacht werde. Zudem kritisierte er den Ankaufsetat von rund 300 000 Euro als zu niedrig. Doch um Geld sinnvoll einzusetzen, müssten erst interne Strukturen geändert werden. Die Umwandlung der Sammlungen in eine Stiftung lehnte Roth aber ab. Der "Staatsschatz" müsse nach wie vor staatlich finanziert werden.
Als Referenzpunkt für seine Pläne markierte der Direktor mehrfach das Dresdner Schloss, das derzeit saniert wird. Er forderte einen "Masterplan" für das Gebäude, welches mehrere Sammlungsteile beherbergen soll. "Wir wollen ein Museumsschloss und kein Schlossmuseum", sagte er. In dem Gebäude sollen unter anderem das Grüne Gewölbe und das Münzkabinett untergebracht werden.
(www.staatl-kunstsammlungen-dresden.de)