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«Kirchturmdenken überwinden» - Eifel Literaturfestival erstmals eifelweit und grenzüberschreitend - 23 Autoren zu Gast
Prüm/Euskirchen (ddp-nrw). Prominenter, größer und ausgedehnter denn je - so präsentiert sich das Eifel Literaturfestival in diesem Jahr. 23 Autoren lesen bei mehr als 20 Veranstaltungen in 13 Orten vom 5. Mai bis 10. November aus ihren Büchern vor. Erstmals finden die Lesungen zudem eifelweit, in sechs Landkreisen von der Süd- bis zur Nordeifel und über die rheinland-pfälzischen Landesgrenzen hinaus statt. Mit Euskirchen ist auch eine Stadt aus Nordrhein-Westfalen unter den Veranstaltungsorten.
Dort wird Daniel Kehlmann aus seinem Buch «Die Vermessung der Welt» lesen. Sowohl Autor als auch das literarische Werk seien im vergangenen Jahr von den deutschen Buchhändlern ausgezeichnet worden, teilt der Lehrer und Buchautor Josef Zierden, Begründer und Organisator des seit 1994 alle zwei Jahre stattfindenden Festivals
mit.
Weitere namhafte Autoren, die sich auf Lesereise durch die Eifel begeben, sind unter anderem Klaus Bednarz und Peter Scholl-Latour, Harry Rowohlt, Frank Schätzing oder auch Corinne Hofmann. Festivalstart ist am 5. Mai mit Elke Heidenreich in Prüm, die Schlusslesung übernimmt am 10. November ebenfalls in Prüm Alice Schwarzer.
Das Konzept, auf eine Mischung aus namhaften Autoren und einigen Literaten aus der Eifel zu setzen, scheint aufgegangen zu sein. «Zu den Anfangsveranstaltungen 1994 kamen insgesamt rund 100 Zuhörer – in die Schalterhalle einer Prümer Bank», erzählt Zierden verschmitzt. «Heute werden dagegen Säle mit bis zu 800 Plätzen ohne Probleme gefüllt.» Mit 7000 bis 8000 Festivalbesuchern rechnet Zierden in diesem Jahr und hebt hervor: «Das Eifel Literaturfestival hat sich etabliert.»
Ziel sei am Anfang gewesen, eine Art Bestandsaufnahme der Eifeler Literatur zu machen, sagt der Organisator, «Literatur aus der Eifel den Bürgern der Eifel vorzustellen und schmackhaft zu machen». Nach drei Festivals war dieses Ziel 1998 erreicht. «Nun hieß es, das Kirchturmdenken zu überwinden.» Prominente Autoren in die Eifel zu holen und damit zu zeigen, dass große Schriftsteller nicht nur in großen Monopolen lesen, sei die neu gestellte Aufgabe gewesen. Und sie wurde mit Bravour gemeistert.
2004 gelang es dem «leidenschaftlichen Leser», der nach eigenen Angaben rund 10 000 Bücher besitzt, der bisher größte Coup. Zierden holte den Literatur-Nobelpreisträger Imre Kertész in die Eifel. «So einer macht vielleicht zwei bis drei Lesungen pro Jahr», zeigt sich Zierden auch zwei Jahre danach noch glücklich und weist auf die weiter «aufstrebende Stellung des Festivals» in der Literaturwelt hin. «Vielen Autoren haben die Lesungen gefallen. Sie wollen wiederkommen», sagt er und verweist auf die Autorinnen Heidenreich und Schwarzer, die bereits 2003 die «Leselust in der Eifel geweckt haben».
Einen Autor hat Zierden allerdings bisher jedoch nicht bekommen. Seit Jahren versuche er Günther Grass in die Eifel zu locken, allerdings vergeblich. «Die Absagen werden aber immer netter», betont der Festivalorganisator. Vielleicht klappe es ja 2008. Dann ist laut Zierden ein weiterer «Erweiterungsschritt» für das Festival geplant. Denn dann soll es auch Lesungen in Düren und Aachen geben sowie im deutschsprachigen Teil Belgiens. «Kulturgeographisch gehört auch dieser zur Eifel», betont Zierden.
Thomas Badtke
http://www.eifel-literaturfestival.de