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Schwerin (ddp-nrd). Das 16. Filmkunstfest Schwerin lässt in diesem Jahr ein Stück Filmgeschichte lebendig werden. Aus Anlass ihrer Gründung vor 60 Jahren werde der DEFA ein Sonderprogramm gewidmet, kündigte der Künstlerische Leiter Hasso Hartmann am Dienstag in Schwerin an.
Fünf Filme aus den DEFA-Studios, die die meisten Filme der DDR produzierten, werden auf dem Filmfest vom 3. bis zum 7. Mai gezeigt. Mit dabei ist unter anderem der Streifen «Ete and Ali» (1985) von Regisseur Peter Kahane.
Die Besucherzahl beim Schweriner Filmkunstfest hat sich nach Angaben von Festivalleiter Thorsten Jahn inzwischen auf 15 000 eingependelt. Die Veranstalter hätten sich zum Ziel gesetzt, diese Zahl in diesem Jahr zu überspringen. Insgesamt werden rund 60 Filme gezeigt. Am letzten Tag des Filmkunstfestes soll der Schauspieler Bruno Ganz («Der Untergang») mit dem Ehrenpreis geehrt werden.
Auch in diesem Jahr werden jeweils zehn deutschsprachige Spielfilme und Kurzfilme in einem Wettbewerb ausgezeichnet. Das Wettbewerbsangebot zeichne sich durch eine große Bandbreite aus. «Ich mag das nicht, wenn es monothematisch ist», sagte Hartmann. Bei den Spielfilmen ist unter anderem der Festival-Eröffnungsfilm «Schläfer» von Benjamin Heisenberg, der in Schwerin seine deutsche Kino-Premiere feiert, nominiert. Dieser Politthriller habe die Terroranschläge vom 11. September 2001 zum Thema und zeige die gesellschaftlichen Entwicklungen, die daraus entstehen, erläuterte Hartmann.
Ebenfalls für den Preis vorgeschlagen wurden die drei diesjährigen Berlinale-Filme «Der feie Wille» von Matthias Glasner, «Lucy» von Henne Winckler und «Vier Fenster» von Christina Moris Müller. «Natürlich hätte ich auch gerne ´Requiem´ gehabt, aber der ging direkt nach der Berlinale in die Kinos», sagte Hartmann.
Bei den anderen sechs Beiträgen handelt es sich durchweg um Erstlingswerke. «Es wird spannend in deutschen Produktionen», sagte Hartmann. Die Qualität werde besser. Die jungen Filmemacher seien weg von Komödien und Beziehungskisten und wendeten sich stattdessen eher ernsteren Themen zu. Auch die Ausländerproblematik werde in vielen Beiträgen aus neuen Blickwinkeln beleuchtet. Ein Beispiel dafür sei «Sieh zu, dass du Land gewinnst» von Kerstin Ahlrichs mit Anna Maria Mühe in der Hauptrolle.
Mühe, die in diesem Jahr als beste Nachwuchsschauspielerin mit der Lilli Palmer & Curd Jürgens Gedächtniskamera geehrt wurde, spielt in dem Film eine 19-Jährige, die im Ausländeramt eine Ausbildung macht. Weil ihr Vater mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus muss, übernimmt sie kurzfristig die Leitung des elterlichen Landwirtschaftsbetriebs und muss zwei Dinge feststellen: Der Hof steht vor dem Konkurs, und außerdem arbeiten dort illegal beschäftigte ausländische Erntehelfer.