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Die "Manns" sind die großen Gewinner des diesjährigen Adolf Grimme Preises: Mit neun Einzeltrophäen ist der vom ORF koproduzierte ARD-Dreiteiler "Die Manns - ein Jahrhundertroman" nicht nur die meist gelobte Spielfilm-Produktion des Jahres 2001, sondern auch die erfolgreichste in der Geschichte des Fernsehpreises.
orf - Daneben dominiert die Weltpolitik den 38. Grimme-Jahrgang: Die Terroranschläge vom 11. September und der Tschetschenien-Krieg zählen zu den Schwerpunktthemen bei den ausgezeichneten Dokumentationen."Es war ein ausgesprochen gutes Jahr mit besonders vielen guten TV-Movies", sagte Bernd Gäbler, Geschäftsführer des renommierten Adolf Grimme Instituts (Marl), am Dienstag in Köln. Elf der bis zu 14 Preisträger wurden in der Domstadt bekannt gegeben, und zwar in den Kategorien "Fiktion & Unterhaltung" sowie "Information & Kultur". Die Gewinner der Kategorie "Spezial" sollen am 22. März bei der offiziellen Verleihung der "Fernseh-Oscars" in Marl genannt werden.
Drei Mal vergab die Jury die Auszeichnung in Gold. Neben den "Manns"erhielten auch der Fernsehfilm "Ende der Saison" (Bayerischer Rundfunk) mit Hannelore Elsner und die Dokumentation "Es war einmal in Tschetschenien" (Arte) der georgischen Filmemacherin Nino Kirtadze Gold.
RTL-Moderator Günther Jauch durfte sich über die "Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes", des Stifters des Adolf Grimme Instituts, freuen. Die Fachleute lobten den 45-Jährigen mit dieser Sonderauszeichnung für seine "journalistische Vielseitigkeit, gepaart mit einem unverwechselbaren Charme und rhetorischer Eloquenz". Jauch reagierte gewohnt bescheiden: "Mir erschien dieser Preis immer unerreichbar", ließ er über seinen Haussender RTL mitteilen. "Umso mehr freue ich mich heute über diese Auszeichnung."
Erstmals punktete ein Privatsender mit einem Doppelerfolg: SAT.1 wurde für die Produktionen "Wambo" und "Der Tanz mit dem Teufel" ausgezeichnet. Beide Fernsehfilme haben einen realen Hintergrund: "Wambo" (Regie: Jo Baier) rekonstruiert den Mord an dem populären Volksschauspieler Walter Sedlmayr; der Zweiteiler "Tanz mit dem Teufel" (Regie: Peter Keglevic) zeichnet die Entführung des Industriellensohns Richard Oetker 1976 nach.
Schauspieler Sebastian Koch konnte sogar einen ganz persönlichen Doppelsieg davon tragen - wurde er doch gleichzeitig für seine Hauptrolle im Oetker-Drama und den Part des Klaus Mann in den "Manns" ausgezeichnet. "Das waren beides Rollen, die man nicht oft bekommt", sagte der 39-Jährige. Sein Kollege Armin Mueller-Stahl wurde für die Darstellung des Thomas Mann mit einer Auszeichnung bedacht, ebenso "Manns"-Regisseur Heinrich Breloer.
Die schockierenden Ereignisse vom 11. September spielten auch eine gewichtige Rolle beim Grimme-Preise 2002: So wurde die Dokumentation "Die Todespiloten - das Leben der Attentäter von New York" (NDR) als "schnell und sauber recherchiert" gefeiert und ebenfalls mit einer der begehrten Trophäen dekoriert.
In der noch ausstehenden Kategorie "Spezial" ist u.a. RTL-Anchorman Peter Kloeppel für seinen Nachrichtenmarathon am Terrortag nominiert. Auch SAT.1-Talker Harald Schmidt, der in seiner Sendung auf Kommentare zu den Anschlägen verzichtete, darf sich Hoffnungen auf eine Auszeichnung Ende März machen.
Der Grimme Preis ist nach Adolf Grimme benannt, dem ehemaligen Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) und wird seit 1964 verliehen. Stifter des Preises ist der Deutsche Volkshochschul- Verband, der auch das Adolf Grimme Institut mit Sitz im nordrhein- westfälischen Marl unterhält. Alljährlich gehen bei dem Institut mehr als 500 Vorschläge für die begehrte Auszeichnung ein, die inzwischen als deutscher "Fernseh-Oscar" gilt.