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Kinos fordern Unterstützung bei Vermittlung von Filmgeschichte

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Nürnberg/Wiesbaden (ddp). Das filmgeschichtliche Wissen der Deutschen nimmt nach Ansicht von Experten dramatisch ab. Vor allem bei Schülern seien die filmhistorischen Kenntnisse «sehr erschreckend», sagte die Vorsitzende des Bundesverbandes kommunale Filmarbeit, Christiane Schleindl, in Nürnberg.

Sie betonte: «Die kennen teilweise
nicht mal mehr Charlie Chaplin.» Für die kommunalen Kinos sei ein umfassendes Angebot an filmgeschichtlicher Vermittlung bislang jedoch schwierig und teuer zu realisieren. Schleindl kritisierte: «Wenn sie eine Werkschau über einen Regisseur zeigen wollen, ist es schwierig, an Kopien aller seiner Filme zu kommen.» Die deutschen Filmarchive bekommen bislang zwar Archivkopien von allen in Deutschland geförderten Filmen. Sie erhalten von den Produktionsfirmen jedoch keine Vorführkopien und keine Kopien von Filmen, die nicht in Deutschland gefördert wurden.

Archivkopien seien zudem sehr teuer und die Klärung der Lizenzrechte sehr aufwendig. «Ein Klassiker aus den USA kostet 750 Euro pro Aufführung», sagte Schleindl, die das Filmhaus Nürnberg betreibt. Filmgeschichte müsse jedoch bezahlbar und verfügbar sein - wie dies auch mit der Literatur der Fall sei. Das Zuschauerinteresse an Filmhistorie sei ihrer Erfahrung nach «sehr stark».

Der Bundesverband kommunale Filmarbeit fordert daher vor dem Hintergrund der anstehenden Novelle des Bundesarchivfilmgesetzes, in dem Gesetz zu verankern, dass künftig in den Archiven mindestens zwei Kopien zur Verfügung stehen müssen. Denkbar sei laut Schleindl auch ein europäisches Abkommen, so dass Filme auch aus anderen Ländern ausgeliehen werden könnten. Die Expertin plädiert dafür, in einer Arbeitsgruppe über Verbesserungen zur Sicherung des Filmerbes zu beraten. In dem Gremium sollten Vertreter der Archive, der Kinos, der Bundesregierung und der EU sitzen. Der Bundesverband kommunale Filmarbeit berät ab Freitag (30. Mai) in Wiesbaden über die Perspektiven der kulturellen Kinoarbeit. Der Verband ist die Dachorganisation der 150 kommunalen Kinos in Deutschland.