Hannover - Im Jubiläumsjahr der Reformation tourt das Pop-Oratorium «Luther» durch elf deutsche Städte. 6000 Zuschauer sahen sich zum Auftakt in Hannover den Leidensweg des Mönchs an, der seine kritischen Thesennicht widerrufen wollte.
Martin Luther als Musical-Star: Er reformierte die Kirche, nun wird seine Geschichte ins 21. Jahrhundert und damit in die Popkultur katapultiert. Das Pop-Oratorium «Luther» startete am Sonnabend in Hannover die Deutschlandtour vor mehr als 6000 Zuschauern. Immer dabei ist ein gigantischer Chor, der sich aus Sängerinnen und Sängern der jeweiligen Regionen zusammensetzt. Knapp 2600 Ehrenamtliche unterstützen die Darsteller auf der Bühne an den zwei Abenden in Hannover. Bundesweit haben sich mehr als 20 000 Menschen angemeldet.
Das Ensemble aus professionellen Musical-Darstellern schmettert mit einem Orchester und einer Rockband die schwungvollen Lieder dem Publikum entgegen. Klatschen, Wippen, die Zuschauer lassen sich mit- und hinreißen. Den Luther gibt Frank Winkels. Obwohl im Stück immer wieder gesanglich der Frage nachgegangen wird, wer dieser Mönch war, ist die Darstellung auf der Bühne eine wenig facettenreiche. Es ist der Held, der keiner sein wollte, aber aus Überzeugung die Wahrheit gefunden zu haben und wegen seines Glaubens, doch dazu wurde.
Alles im modernen Look: Schwarze Cargohose, schwarze Stiefel und ein Kapuzenshirt. Kritische Überlegung, etwa ob Luther ein Antisemit war oder wie es um seinen psychischen Zustand bestellt war, tauchen nur in einzelnen Zeilen auf. Mehr Platz bekommen die Umstände der damaligen Zeit, in der mit Ablassbriefen Handel getrieben wurde und in der Kaiser und Kirche noch unantastbar waren.
Ausgearbeitet wurde das Stück vom Komponisten Dieter Falk: «'Selberdenken' ist für mich die eigentliche Überschrift des Stücks und zugleich mein Lieblingstitel.» Die Texte hat Michael Kunze geschrieben. «Ich bin überzeugt, dass die Lieder eine Art neue evangelische Schlager werden», sagte Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche für das Reformationsjahr.
Die Botschaft im Stück lautet immer wieder: «Wir sind Gottes Kinder, wo auch immer: Keiner ist allein.» Ein eingängiges Lied, das bei seiner Wiederholung am Ende sogar für vorzeitigen Applaus sorgt.
Hinter dem Projekt steckt die Stiftung Creative Kirche, die Menschen mit moderner Musik religiöse Themen nahebringen will. «Luther war nie verstaubt. Falls er es doch war, wird er heute entstaubt», sagt auch Arend de Vries, Geistlicher Vizepräsident der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover, dem Veranstalter des Abends.
Das Musical ist zugleich ein stimmgewaltiger Auftakt in das Reformationsjubiläumsjahr 2017 mit zahlreichen Aufführungen, Vorträgen und Terminen. Uraufgeführt wurde es allerdings am Reformationstag 2015 in Dortmund. Seither liefen die Vorbereitungen auf die diesjährige Tournee.