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Frankfurt/Main (ddp). Der Geschäftsführer des Bundesverbandes Jugend und Film (BJF), Reinhold Schöffel, will mit einer «Plattform Kinderfilm» dafür sorgen, dass in Deutschland wieder mehr hochwertige Kinderfilme zu sehen sind.
Schöffel sagte der Nachrichtenagentur ddp, in den vergangenen drei Jahren hätten in Deutschland immer weniger qualitativ hochwertige Kinderfilme vor allem aus Europa den Sprung von Festivals zur einer breiteren Auswertung geschafft. Als Beispiele nannte er mehrfach ausgezeichnete Filme wie «Die Farbe der Milch», «Misami», «Die hölzerne Kamera» und «Der Junge, der ein Bär sein wollte».Im Unterschied zu Hollywood-Blockbustern und deutschen Erfolgsfilmen nach bekannten Kinderbüchern hätten es Arthouse-Filme fürs Kinderkino zunehmend schwerer. Daher seien sie «immer seltener zu sehen, nicht nur im Kino, sondern auch im Fernsehen», beklagte der BJF-Chef am Rande des Internationalen Kinderfilmfestivals «Lucas 2005» in Frankfurt am Main.
Auf dem Festival, das noch bis Sonntag läuft, will Schöffel mit engagierten Fachleuten aus den Bereichen Filmverleih, Fernsehen, Kino und DVD-Verleih die Chancen einer «Plattform Kinderfilm» prüfen. Diese solle die vorhandenen Möglichkeiten bündeln, gemeinsam die wichtigsten Filme für Kinder ins Land zu holen, falls diese nicht auf kommerziellen Wegen Verbreitung fänden. In einem so wohlhabenden Land wie Deutschland müssten «die besten Kinderfilme, die weltweit hergestellt werden, auch tatsächlich von den Kindern gesehen werden können». Die Plattform könne unter anderem neue digitale Möglichkeiten zur Veröffentlichung von Filmen ausloten und nutzen.
Schöffel betonte, die Initiative wende sich keineswegs gegen respektable Mainstream-Filme. Kinder hätten aber das Recht, «nicht nur Abenteuer in fernen Galaxien zu sehen, sondern auch solche vor der eigenen Haustür».
Der Bundesverband Jugend und Film ist mit rund 1200 Mitgliedern die größte Organisation der kulturellen Kinder- und Jugendfilmarbeit in Deutschland und Europa. Er unterstützt entsprechende Initiativen mit einem eigenen Filmverleih mit über 400 Filmen. Dafür erwirbt er die so genannten nichtgewerblichen Verleihrechte, so dass die Filme als DVDs in Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen gezeigt werden können.