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Hamburg (ddp). Prominente Schauspieler und Moderatoren kritisieren ihrer Ansicht nach menschenverachtende Sendungen im Privatfernsehen. In der «Bild am Sonntag» appellierten sie an die TV-Verantwortlichen, nicht alles zu senden.
Anlass waren Szenen wie in der RTL-Dschungelshow «Ich bin ein Star - holt mich hier raus!», in der Ex-Torhüter Eike Immel von einer Ratte die Lippe blutig gebissen wurde. In der RTL-Casting-Show «Deutschland sucht den Superstar» (DSDS) zeigte die Kamera einen 17-jährigen Jungen, der nach einer vernichtenden Kritik zusammengebrochen war und weinte.Der ehemalige «Tagesthemen»-Moderator Ulrich Wickert sagte dazu: «Die Leute tun alles für Geld, das ist das Furchtbare dabei. Trotzdem bin ich gegen Gesetze, sondern wünsche mir eine gesellschaftliche Diskussion darüber.»
«Wenn die Würde des Menschen in dieser Weise verletzt wird, sollten sich die Landesmedienanstalten einschalten», forderte Schauspielerin Uschi Glas. Die Privaten sollten nicht alles senden dürfen, nur weil das Publikum es annehme, und sie Menschen fänden, die es mitmachten.
Nach Ansicht von Moderator Peter Hahne darf man sich nicht wundern, wenn «Menschenwürde zur Worthülse verkommt und Brutalität beispielhaft wird. Denn was ist das ´Dschungelcamp´ anderes als ein riesiges Gewaltvideo gegen Gefühle, Seele und gesunden Menschenverstand?»
Schauspieler Wolfgang Stumph bezeichnete die Shows als «menschenverachtend und voller Häme». Wenn künftig nur noch die Einschaltquote das alleinige Maß sein sollte, hätten anspruchsvolle Produktionen wohl keine Chance mehr.
Solche Sendungen spiegeln nach Einschätzung von Schauspieler Ingo Naujoks Teile der Gesellschaft wider. «In einigen Jahren werden Menschen leichtsinnig für die Fernsehquote dazu gezwungen werden, ihr Leben zu riskieren», mutmaßte er. Schauspieler Axel Prahl ergänzte: «Das erinnert mich zu sehr an ´Brot und Spiele´. Für mich ist es ein Angriff auf die Würde der Leute, wenn man solche Szenen zeigt.»
Regisseur Dieter Wedel betonte: «Die Leute genießen es, Macht zu haben. Das ist wie im alten Rom: Daumen rauf oder Daumen runter - das Publikum entscheidet, ob die Löwen in die Arena gelassen werden, um den Gladiator zu fressen.»
RTL verteidigte die Ausstrahlung. Sendersprecherin Anke Eickmeyer sagte der Zeitung, die Menschenwürde werde sicher an zu vielen Orten dieser Welt verletzt, aber ganz bestimmt nicht beim Casting von DSDS oder im australischen Dschungel. «Alle Teilnehmer, die DSDS-Kandidaten und ihre Eltern ebenso wie die Prominenten im Dschungel haben inzwischen mehrere Staffeln beider Sendungen gesehen und sich selbst beworben, um dabei zu sein», betonte sie.