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Ruhrfestspiele 2006 erfolgsversprechend

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Treffen der Theater-Titanen - Kartenvorverkauf der 60. Ruhrfestspiele weist auf Besucherrekord hin - Große Namen als Erfolgsgaranten


Recklinghausen (ddp-nrw). William Shakespeare, Samuel Beckett und George Tabori - wenn auf diese drei Dramatiker des europäischen Theaters ein Festivalschwerpunkt gelegt wird, ist der Erfolg fast schon vorprogrammiert. Wenn dann noch Regiemeister wie Peter Zadek und Robert Wilson hinzukommen sowie prominente Schauspieler wie Julia Jentsch, Otto Sander und Kevin Spacey, braucht man sich als Festival-Leiter kaum Gedanken über den Kartenverkauf zu machen.

Bevor am 1. Mai die 60. Spielzeit der Recklinghausener Ruhrfestspiele traditionell mit einem bunten Kulturvolksfest eröffnet wird, kann Festspielleiter Frank Hoffmann auch schon mehr als zufrieden sein. Wie seine Pressesprecherin auf ddp-Anfrage mitteilte, sind von den über 68 000 Tickets für die rund 130 Veranstaltungen bereits 62 500 verkauft worden. Schon damit hätten die bis zum 11. Juni dauernden Ruhrfestspiele das beste Ergebnis bei den Besucherzahlen in ihrer 60-jährigen Geschichte erreicht.

Bereits in seiner ersten Saison als Festspielleiter 2005 hatte Hoffmann mit 55 000 Besuchern eine Gesamtauslastung von rund 86 Prozent erlangt - worauf sein Vertrag sofort bis 2009 verlängert wurde. Hoffmann, der 2004 nach der nur einjährigen Amtszeit seines Vorgängers Frank Castorf kurzfristig nach Recklinghausen berufen worden war, steht damit in der erfolgreichen Tradition von Festspielleitern wie Hansgünther Heyme. Die 1946 von der Stadt Recklinghausen und dem Deutschen Gewerkschaftsbund gegründeten Ruhrfestspiele hatte Heyme 1991 zum einem «Europäischen Festival» reformiert und bis 2003 bekannte Theaterleute wie Ariane Mnouchkine, Peter Brook, Robert Wilson, Luc Bondy, Maurice Béjart und Benno Besson eingeladen.

Auf klingende Namen setzt auch Hoffmann im Schauspielprogramm, das einen oder mehrere Autoren in den Mittelpunkt stellt. Zudem bilden Festivals im Festival wie «Junges Theater», «Kabarett» oder «Kindertheater» eigene Schwerpunkte. Hoffmann hat einen Gesamtetat von fünf Millionen Euro zur Verfügung.

Nachdem 2005 das Theaterschaffen von Gotthold Ephraim Lessing vorgestellt worden war, widmet Hoffmann die 60. Spielzeit mit Shakespeare, Beckett und Tabori gleich drei Dramatikern. Unter den 13 Produktionen ist Becketts «Warten auf Godot» in der berühmten Inszenierung von George Tabori zu sehen. Otto Sander schlüpft in Becketts «Das letzte Band» in die Rolle des Krapp, der in seinem Monolog Erinnerungen, Erlebnisse und Begegnungen Revue passieren lässt. Und während Hoffmann mit «Play Beckett» eine persönliche Hommage an den Dramatiker in Szene setzt (unter anderem mit Hannelore Elsner), kommt es in «Ich bin der Narr von Lear oder: Lears letztes Band» (Staatstheater Schwerin) zu einem imaginären Treffen zwischen Beckett und Shakespeare.

Von den fünf Shakespeare-Produktionen des Festivals sind drei bereits ausverkauft: «Othello» (Hamburger Schauspielhaus), die Eigenproduktion «Der Widerspenstigen Zähmung» mit Désiree Nosbusch sowie das mit Spannung erwartete Gastspiel des Londoner Old-Vic-Theaters mit "Richard II» in der Regie von Trevor Nunn und mit dem zweifachen Oscar-Preisträger Kevin Spacey in der Titelrolle. Für zwei nicht weniger spektakuläre Shakespeare-Inszenierungen gibt es dagegen noch Karten: Für «Das Wintermärchen», das der amerikanische Theater-Magier Robert Wilson für das Berliner Ensemble eingerichtet hat, und für «Romeo & Julia», das die isländische Compagnie Vesturport Team & Artbocx Reykjavik zu einer bunten Zirkus- und Varieté-Nummer macht.

Doch nicht nur auf berühmte Theaterstücke in zeitgenössischer Umsetzung legt Hoffmann Wert. Genauso kommt erneut der Theaternachwuchs zu Wort. Schließlich sind die Ruhrfestspiele für

Hoffmann ein kreativer Ort, an dem junge Künstler gefördert, aber auch Grenzbereiche des Theaters wie Performance, Artistik und spartenübergreifende Projekte integriert werden müssen. «Große Aufgaben haben mich schon immer gereizt», hatte Hoffmann gesagt, als er vor über einem Jahr sein Amt antrat.

Guido Fischer

http://www.ruhrfestspiele.de