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Söder greift ZDF wegen Moslem-Sendung an - Zentralratsvize Korn regt Debatte über «Wort zum Sonntag» an
Berlin (ddp). Um die Religionssendungen der Öffentlich-Rechtlichen ist ein heftiger Streit ausgebrochen. In der Kritik steht vor allem die vom ZDF geplante Online-Plattform zum Islam, die spätestens im Sommer starten soll. CSU-Generalsekretär Markus Söder lehnte am Wochenende entsprechende Pläne des Mainzer Senders ab. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Salomon Korn, regte unterdessen auch eine Diskussion über das «Wort zum Sonntag» in der ARD an. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, forderte, das öffentlich-rechtliche Fernsehen müsse allen Religionen und Weltanschauungen Platz bieten.
Söder sagte, «Deutschland braucht keinen Moschee-Sender». Dafür seien die Gebührengelder nicht da. «Ein \'Wort zum Freitag\' fördert nicht die Integration, sondern bestärkt Parallelgesellschaften», sagte der gelernte Fernsehjournalist und fügte hinzu: »Statt über Islamkunde zu reden, sollte mehr über unsere Werte und unsere Alltagskultur berichtet werden.«
Auch eine Internetplattform beim ZDF sieht Söder kritisch. «Wie will man ausschließen, dass aggressive Islamgruppen diese Internetplattform für ihre Zwecke nutzen?», fragte er. ZDF-Sprecher Walter Kehr stellte klar, dass die gesamte Entscheidungshoheit über Inhalte ausschließlich beim Sender liege.
Auf der Grundlage des ZDF-Konzepts zum »Forum zum Freitag« - das ursprünglich als »Wort zum Freitag« im Gespräch war – wollen Programmdirektor Thomas Bellut und Chefredakteur Nikolaus Brender mit Vertretern der muslimischen Verbände sprechen. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland äußerte sich derweil positiv. Generalsekretär Aiman Mazyek sagte, die Namensänderung zeige, dass es sich offenkundig nicht, wie ursprünglich gedacht, um eine Verkündigungssendung handele. Er begrüße es sehr, dass Intendant Schächter die muslimischen Verbände als Gesprächspartner einbeziehen wolle.
Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Korn, appellierte unterdessen auch an die ARD, eine Debatte über das »Wort zum Sonntag» zu starten. Das Erste sollte über «die ganze Art der Sendung» nachdenken. Ein zeitgemäßes öffentlich-rechtliches Fernsehen müsse alle Religionen und Weltanschauungen kritisch begleiten. «Das \'Wort zum Sonntag\' ist ein Anachronismus», betonte Korn, der Mitglied im ZDF-Fernsehrat ist. Viel sinnvoller sei ein Format, in der es um die Frage gehe, welche Werte es in der Gesellschaft gebe. Das könne dann aber nur ein Informationsforum sein und kein Predigtmarkt. Im «Wort zum Sonntag» erhalten seit 50 Jahren jeden Samstagabend Vertreter des christlichen Glaubens vier Minuten Sendezeit für ein geistliches
Wort.
Der Grünen-Politiker Beck betonte, in Religionssendungen müsse die zahlenmäßige Bedeutung und der Respekt vor religiösen Vorschriften der Gemeinschaften berücksichtigt werden. «Ein \'Wort zum Freitag\' für die Muslime ist ein längst überfälliger Schritt zur gesellschaftlichen Integration», sagte Beck. Es würde Respekt vor der Religion vieler Einwanderer zum Ausdruck bringen und den Islam stärker in die gesellschaftliche Auseinandersetzung einbinden. Die Muslime sind die größte religiöse Minderheit in Deutschland.
Wolfgang Schönwald