Body
Der ZDFtheaterkanal stellt in der Woche von 29. April bis 5. Mai mit dem Schauspiel Leipzig und dem Deutschen Theater Berlin zwei ehemals ostdeutsche Theater in der Reihe Theaterlandschaften vor.
Samstag, 29. April, 19.00 Uhr
Theaterlandschaften: Schauspiel Leipzig
„Mein Leipzig lob ich mir!“ – ruft Goethe aus und gibt der Stadt den Namen „Klein-Paris“. Sein Mephisto lockt Faust in der Gastwirtschaft „Auerbachs Keller“ ins pralle Leben. Heute gilt die lebendige Bachstadt als Boomtown des Ostens. Das erste Leipziger Stadttheater wird 1766 eröffnet, aber bereits 1727 kommt Caroline Neuber mit ihrer Schauspieltruppe nach Leipzig und reformiert gemeinsam mit dem Literaturprofessor Johann Christoph Gottsched das Theater, indem sie den Hanswurst mit seinen Zoten von der Bühne vertreibt.
Esther Schweins stellt das Schauspiel Leipzig vor, das zu DDR-Zeiten mit mehr als 1500 Mitarbeitern der größte Bühnenbetrieb außerhalb von Las Vegas war. Archivmaterial von Aufführungen und Gastspielreisen geben Einblick in die Geschichte des Theaters und seiner Stadt. Der Ex-Thomaner Tobias Künzel und nun Mitglied der Band „Die Prinzen“ erzählt von den Montagsdemonstrationen, der Wendezeit und den Auswirkungen aufs Theater.
Intendant Wolfgang Engel gibt im anschließenden Gespräch ab 19.30 Uhr Auskunft über das Lebensgefühl und die Weltoffenheit in der Messestadt Leipzig. Der gebürtige Schweriner ist seit 1995 Intendant am Schauspiel Leipzig.
Donnerstag, 4. Mai, 19.00 Uhr
Theaterlandschaften: Deutsches Theater Berlin
Das Deutsche Theater in Berlin ist wie keine zweite deutsche Bühne ein Brennspiegel der wechselvollen deutschen Geschichte durch die letzten anderthalb Jahrhunderte. Erbaut 1850, wurde das Deutsche Theater unter Max Reinhardt zur anerkanntesten deutschen Bühne. Nach dem Krieg unter der Intendanz von Wolfgang Langhoff gründeten Bertolt Brecht und Helene Weigel am Deutschen Theater ihr Berliner Ensemble. In den 90ern wurde das Deutsche Theater zwei Mal von der Fachkritik als deutschsprachiges "Theater des Jahres" ausgezeichnet. Seit 2001 führt Bernd Wilms das Haus. Esther Schweins stellt das Deutsche Theater vor, zeigt auf, dass Max Reinhardt bereits ein gewiefter Marketingexperte war, und die Intendanten Thomas Langhoff, Dieter Mann und Bernd Wilms erläutern im Gespräch die besondere Bedeutung des Hauses durch die Zeitläufe. Die Schauspieler Ulrich Matthes, Inge Keller und Nina Hoss kommen zu Wort und zahlreiche Archivaufnahmen vermitteln einen Eindruck von richtungsweisenden Inszenierungen.
Inge Keller, die im Herbst 2005 ihr 55-jähriges Jubiläum als Ensemblemitglied des Deutschen Theaters feierte, erzählt im anschließenden Gespräch ab 19.30 Uhr von ihren ersten großen Erfolgen unter der Regie von Rudolf Noelte. Später arbeitete sie eng mit Wolfgang Langhoff und Wolfgang Heinz zusammen. Zur Zeit spielt sie in „Faust. Der Tragödie Zweiter Teil“ in der Regie von Michael Thalheimer.
Dienstag, 2. Mai, 21.40 Uhr
Roger Willemsen befragt Joachim Kaiser
Einer der profiliertesten Vertreter des deutschen Kulturlebens und exzellenter Kenner der deutschen „Theaterlandschaft“ ist der 1928 geborene Theater-, Literatur- und Musikkritiker Prof. Dr. phil. Joachim Kaiser. Als Schüler von Theodor W. Adorno und Nicolai Hartmann hat er seit 1959 als leitender Redakteur im Feuilleton der "Süddeutschen Zeitung" das Kulturleben in Deutschland begleitet und nachdrücklich beeinflusst. Auch seine zahlreichen Bücher über Musik und Literatur fanden viel Beachtung. 2004 war er zu Gast bei Roger Willemsen.