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Viel Film für wenig Geld - "99euro-films"

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Kurzfilme führen in Deutschland ein Schattendasein. Das mag kaum verwundern, ist der Kinogänger doch mehr auf abendfüllende Streifen denn auf Film-Häppchen eingestellt. "99euro-films" bietet beides in einem: Zwölf aneinander gereihte Kurzfilme à fünf Minuten, die einen insgesamt kurzweiligen Querschnitt durch die junge deutsche Regie-Riege bieten.

München (ddp). Inhalt: Der Name ist Programm - Die Filme durften einen Etat von 99 Euro nicht übersteigen, nicht länger als fünf Minuten dauern und mussten auf MiniDV gedreht werden. Das Erstaunliche: Obwohl es keine inhaltliche Beschränkung gab, verschlug es die meisten der hier vertretenen Regie-Talente in die skurril-komische Ecke. Dann etwa, wenn in Matthias Glasners "Die Selbsttötung der Sarah W." ein junges Mädchen mit Flüstertüte auf dem Dach steht und die Freiheit des Films in die Welt hinaus brüllt. Oder wenn sich in Sebastian Beers "tm" zwei biertrinkende Jungs über den Sinn den Lebens auslassen. Dagegen hat Michael Kliers "Ein Mann boxt sich durch" schon tragikomische Züge: Mitten auf dem Berliner Alexanderplatz steht ein Mann und lässt sich für wenig Geld "eins in die Fresse hauen". Aus dem Spaß wird Ernst, als ein Amerikaner die Beherrschung verliert und den Straßenkünstler tatsächlich vermöbelt.

Es gibt zahlreiche Schmuckstücke in dieser Sammlung, und nur bei einigen wenigen Streifen (etwa Nicolette Krebitz\' "Mon cherie" oder RP Kahls "Ich schwöre") ist der Zuschauer froh, dass das Ganze jeweils nur fünf Minuten dauert. Erstaunlich zudem, dass es einige Regie-Talente schafften, auch gestandene Schauspieler wie Richy Müller vor die Kamera zu holen.

Kritik: Die Idee für diese Filmform kommt aus den USA, genauer: den 99-Dollar-Filmen des Sundance Festivals von Robert Redford. Angesichts der sehenswerten "99euro-films" fragt man sich, warum erst die Macher des Filmfestes in Oldenburg auf die Idee kamen, diese Idee auch auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. "99euro-films" ist eine Art Wundertüte, in der neben wenigen Nieten vor allem viele Schätzchen schlummern. Das macht Appetit auf mehr. Allerdings sollte nicht verschwiegen werden, dass beim 99-Euro-Motto leicht geschummelt wurde. Angesichts des Aufwandes kam wohl keiner der zwölf Jung-Regisseure mit diesem symbolischen Betrag aus. Dafür ist es um so spannender, wenn nach jedem Kurzfilm erklärt wird, was genau mit diesen 99 Euro finanziert wurde: das Taxi, die Beleuchtung oder die Getränke fürs Team. "99euro-films" beweist: Preiswerte Filme müssen keineswegs billig sein.

("99euro-films", 12 Kurzfilme, D 2001, insgesamt 90 Minuten, Regie: Sebastian Beer, Ester Gronenborn, Peter Lohmeyer, Mark Schlichter u.a.), Kinostart am 2. Mai
Weitere Informationen im Internet unter www.99euro-films.de