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Walter Jens ist dem «Zauberberg» völlig verfallen

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Berlin (ddp). Für den Literaturwissenschaftler Walter Jens ist der Schriftsteller Thomas Mann (1875-1955) der größte, weltumspannendste und wortmächtigste Autor. «Mit 16 verliebte ich mich in die \'Buddenbrooks\'. Ich kann mich mit jedem seiner Werke identifizieren, lese sie immer wieder», sagte Jens in einem Interview.

Am meisten aber sei er dem Roman «Der Zauberberg» verfallen. Aber Thomas Mann sei nicht halb so sympathisch wie Armin Müller-Stahl in der Heinrich-Breloer-Verfilmung «Die Manns» gewesen. «Wenn man an seinen Sohn Klaus denkt, der die \'Herzenskälte\' seines Vaters beklagte. Oder an Golo, der sich für Gespräche präparieren musste und Angst davor hatte, mit seinem Vater allein zu sein», sagte Jens, der schon mit 21 Jahren seinen ersten Essay über Thomas Mann schrieb.
Seinen Kindern gegenüber sei Thomas Mann parteiisch gewesen. «Er hatte Aversionen gegen seine Tochter Monika, vernachlässigte Michael, liebte die älteste Tochter Erika, sein \'kühnes, herrliches Kind\', und die jüngste, Elisabeth, das \'Kindchen\'», sagte Jens. Golo aber habe nur von TM sprechen und selbst erst schreiben können, als sein Vater tot war.