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Allgemein bildende Schulen und Musikschulen als Partner

Untertitel
Verlässliche Grundschule, Nachmittagsbetreuung, vernetzter Unterricht und Weiterqualifizierung
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Bildungsschock als Chance. Häufig bewirken Schocks Veränderungen. Und fast immer kann man sich fragen, ob diese Erkenntnisse nicht vorhersehbar waren, ob man nicht schon immer al-les wusste und ob deshalb nicht die ganze Aufregung überflüssig ist. Dem steht entgegen, dass wir offensichtlich „Schlüsselerlebnisse“ brauchen, um im Sog des Alltags die Kraft aufzubringen, Entwicklungsschübe auszulösen und Veränderungen herbeizuführen. Das gilt für Entscheidungsträger und Fachleute gleichermaßen. Vielleicht wird die so oft zitierte PISA-Studie genau diese Wirkungen haben. Zu wünschen wäre es, denn sie ist seriös erstellt und ihre Ergebnisse geben dem deutschen Schulsystem viel zu denken.

Bildungsschock als Chance. Häufig bewirken Schocks Veränderungen. Und fast immer kann man sich fragen, ob diese Erkenntnisse nicht vorhersehbar waren, ob man nicht schon immer al-les wusste und ob deshalb nicht die ganze Aufregung überflüssig ist. Dem steht entgegen, dass wir offensichtlich „Schlüsselerlebnisse“ brauchen, um im Sog des Alltags die Kraft aufzubringen, Entwicklungsschübe auszulösen und Veränderungen herbeizuführen. Das gilt für Entscheidungsträger und Fachleute gleichermaßen. Vielleicht wird die so oft zitierte PISA-Studie genau diese Wirkungen haben. Zu wünschen wäre es, denn sie ist seriös erstellt und ihre Ergebnisse geben dem deutschen Schulsystem viel zu denken.Die Musikschule als Transmitter. Aber was hat die Studie mit dem Fach Schulmusik und einer möglichen Kooperation mit Musikschulen zu tun? Die Antwort ist gar nicht so kompliziert: sie stellt Zusammenhänge her zwischen dem allgemeinen Bildungshintergrund und „Lernleistungen“ von Schülerinnen und Schülern. Ein Kapitel beschäftigt sich mit dem Thema „Mit klassischer Kultur verbundene Besitztümer und Aktivitäten“ und dem Einfluss auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in 32 Vergleichsländern. „Schülerinnen und Schüler mit den höchsten Werten auf dem Index des Besitzes von ‚klassischen‘ Kulturgütern im Elternhaus erbringen in der Regel außergewöhnlich hohe Leistungen.“1 Und dieser Zusammenhang ist generell stärker als beim familiären Wohlstand. Und genau in dieser Kreislaufbeziehung zwischen Schule und Privatem übernehmen die Musikschulen eine „Transmitterfunktion“.

Symbiose. Längst bekannt und in der Studie bestätigt ist auch die These, dass Musikunterricht weit mehr als ein „weicher Schulfaktor“ ist. Sein direkter Einfluss auf die Persönlichkeits- und Sozialentwicklung ist unumstritten, Konzentrationsfähigkeiten und Gedächtnisleistungen werden verstärkt. Dies fördert Spracherwerb und Sprachverständnis. „Die geistige, psychische und physische Beanspruchung beim Musizieren konstituiert eine erzieherische Erfahrung von einzigartigem und daher unverzichtbarem Wert.“2 Darüber hinaus haben sich alte Polaritäten wie Wissenschaftspropädeutik kontra Praxis, oder ästhetische Erziehung kontra Fachunterricht zugunsten eines „Sowohl-als auch“ längst überholt. Synergieeffekte eines gesellschaftlichen Kreislaufes werden deutlich. Die Musikerziehung lebt in einer Symbiose von Elternhaus, allgemein bildender Schule und Musikschule.
Die Musikkultur als Wert an und für sich. Jenseits dieser „funktionalen“ Betrachtungsweise unserer Musikkultur und des Musizierens ist immer wieder zu betonen, dass die Musikkultur einer der wesentlichen Werte ist, den Deutschland in den Europäisierungs- und Globalisierungsprozess einbringt. Musik und musikalische Bildung sind auch ohne einen Blick auf außermusikalische Fördereffekte ein menschliches Grundbedürfnis und Grundrecht.

Module, die Vernetzungen herstellen können

Bei der Suche nach vernetzten Strukturen und Kooperationen zwischen allgemein bildenden Schulen und Musikschulen stellt sich die Frage, welche Konzepte und Aktionsformen Grundlagen für eine Zusammenarbeit sein können. Die Themen Öffnung von allgemein bildender Schule und „Die offene Musikschule“ haben vor einer Reihe von Jahren bereits Voraussetzungen geschaffen, die in beiden Schulformen den Kooperationsgedanken verstärkt haben. Das „Sowohl-als-auch“ von wissenschaftspropädeutischem und praxisorientiertem Denken im Musikunterricht der allgemein bildenden Schule hat schulergänzenden Musikschulangeboten eine erweiterte Bedeutung gegeben. Die in den VdM- Musikschulen schon immer verankerte Zielsetzung von Breitenarbeit und in den letzten Jahren verstärkt die Aufgabe einer (musik-)kulturellen Grundversorgung führt die dabei ins Auge gefassten Zielgruppen und damit verbunden offene Bildungsangebote in große Nähe zu den Zielen und Aufgaben der allgemein bildenden Schulen (in diesem Zusammenhang vor allem der Grundschulen). Didaktische und pädagogische Ziele der Musikalischen Früherziehung und der Musikalischen Grundausbildung sind Grundlagen eines etablierten Netzes von Aus-, Fort- und Weiterbildung. Diese Unterrichtsformen erreichen eine hohe Zahl von Kindern. Darüber hinaus sind Instrumentaler Gruppen-, Großgruppen- und Klassenunterrricht in den VdM-Musikschulen verankert und führen verstärkt zu Kooperationen mit allgemein bildenden Schulen. Auch Forschung und Ausbildung an den Musikhochschulen und Konzepte und Angebote im Bereich von Fort- und Weiterbildung widmen sich verstärkt diesem Unterrichtsgebiet. Die stilistische Vielfalt von Musikschulangeboten und die vorhandenen Kompetenzen im pädagogischen Umgang mit neuen Medien können einen offenen Bildungsansatz wesentlich unterstützen. Darüber hinaus bieten die Musikschulen im VdM einige strukturelle Merkmale, die Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit gewährleisten. Durch Curricula und Lehrpläne sind strukturierte Angebote sichergestellt, Projektarbeit von Musikschulen bietet aktuelle Angebote, Qualitätsmanagementsysteme controllen und entwickeln Angebote und Prozesse, Organisationskapazitäten können Kooperationen „verwalten“, kontinuierliche Personalentwicklungsplanung gibt Sicherheit und bei Abstimmungsprozessen zwischen allgemein bildenden Schulen und Musikschulen können durch „Direktionsrecht“ verbindliche Absprachen getroffen werden. Dies alles spricht aus Sicht des VdM dafür, die zahlreichen Einzelfallbeispiele von Kooperationen auszubauen und weiterzuentwickeln.

Es tut sich was

Dies sind keine frommen Wünsche. Die Kultusministerkonferenz hat jüngst die Möglichkeiten dieser „institutionellen Kooperation“ anerkannt. In einer Reihe von Bundesländern haben sich Initiativen entwickelt und es ist in einigen Bundesländern bereits zu Kooperationsprogrammen gekommen. „Gemeinsam für Musikalische Bildung“ heißt die Erklärung des Verbandes Deutscher Schulmusiker und des Verbandes deutscher Musikschulen vom März 2001. Grundthemen dieses Papiers sind die gemeinsame Verantwortung, die Bedeutung beider Institutionen mit ihren spezifischen Aufträgen und die grundsätzliche Skizzierung von Kooperationsbereichen. Eine Arbeitsgruppe des VdM erarbeitet derzeit Strategien zur weiteren Positionierung des Themas, zur Erfassung und Analyse aktueller Entwicklungen und zur strukturierenden Begleitung dieses Prozesses. Der Landesverband der Musikschulen Baden- Württembergs hat im Januar 2001 die Auswertung einer Umfrage zu „Kooperationen zwischen Musikschulen und allgemein bildenden Schulen (insbesondere verlässliche Grundschule)“ herausgegeben. Der Landesverband der Musikschulen Brandenburg hat Thesen für eine Konzeption zur Kooperation der Musikschulen und Grundschulen des Landes erstellt, die grundsätzliche Möglichkeiten und Regelungsbedarf skizzieren. Der Stadtstaat Hamburg hat die Musikalische Grundausbildung der Musikschule seit 1996 als ergänzenden Unterricht in die Grundschulen aufgenommen. Der Landesverband deutscher Musikschulen Hessen hat modellhaft skizziert, wie die musikalische Ausbildung an den Schulen durch die Zusammenarbeit zwischen Schule und Musikschule verbessert werden kann. Der Landesverband niedersächsischer Musikschulen hat im Februar 2000 das Thema „Brücken zwischen Schule und Musikschule“ in seiner Broschüre „Fortissimo“ beleuchtet, der Landesmusikrat Niedersachsen hat unter dem Motto „Hauptsache: Musik“ ein Aktionsprogramm für die Zusammenarbeit zwischen Schulen und anderen Institutionen der Musikkultur in Niedersachsen erstellt, in dem zahlreiche Kooperationen mit Musikschulen vorgestellt werden.

Der Landesverband der Musikschulen in Nordrhein-Westfalen hat 1993 unter dem Motto „MS 2000“ die Musikschulkooperationen mit allgemein bildenden Schulen als einen Schwerpunkt definiert. Einzelprojektförderungen und Modellprojekte entwickeln und etablieren seitdem diese Zielsetzung. Der Landesmusikrat Nord-rhein-Westfalen untersucht derzeit, wie Musikerziehung im Kindergarten und den allgemeinbildenden Schulen durch Bündnispartnerschaften mit allen anderen musikpädagogisch Engagierten verbessert werden kann. Das Land Rheinland-Pfalz regelt gerade unter Mitwirkung des Landesmusikrates und des Landesverbandes der Musikschulen „Musik in der Ganztagsschule“, einschließlich entsprechender Finanzierungsregelungen.

Das Land Sachsen-Anhalt ermöglicht seit 2001 dem Landesverband der Musikschulen Sachsen-Anhalt ein Modellprojekt zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Grundschulen und Musikschulen. Diese nicht vollständige Aufzählung verdeutlicht, dass ein Prozess im Gang ist, der eine Reihe von Chancen bietet.

Es gab schon immer Kooperationen zwischen Schulen und Musikschulen. Gesellschaftliche Veränderungen, schulische Entwicklungen und Prozesse in Musikschulen machen jedoch nach Überzeugung des VdM ein Überdenken und Weiterentwickeln notwendig.
Dabei wird es wichtig sein, trennscharf über Möglichkeiten und Grenzen nachzudenken. Ergänzender Unterricht durch die Musikschulen im Bereich der festen Stundentafel wird beispielsweise anders strukturiert sein, als Angebote im so genannten nachmittäglichen Betreuungsbereich. Angebotsprofile und Berufsleitbilder für vernetzten Unterricht werden Grundlagen für Aus-, Fort- und Weiterbildung, sowie andere Qualifizierungsangebote sein. Projekte, Programme und Modelle können Wege aufzeigen und entwickeln, die der Musikerziehung insgesamt neuen Schwung geben. Der VdM möchte diesen Prozess partnerschaftlich und aktiv mitgestalten.

Anmerkungen
1 „Lernen für das Leben“. Erste Ergebnisse der internationalen Schulleistungsstudie PISA 2001, OECD, S. 171
2 Hans Günther Bastian: Musik(erziehung) und ihre Wirkung, Mainz (Schott) 2000

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