11 Fragen an Tanja Becker-Bender
Ein Artikel von Tanja Becker-Bender
Welche Musik macht Sie stark?
Bach, Beethoven und Bartók: In jedem Moment ihres ganzen Spektrums an menschlichem Ausdruck – sei es von Freude, Jubel, oder auf der anderen Seite von Einsamkeit und Schmerz – wird ihre Musik von einer Gewissheit um Höheres getragen.
Bei welcher Musik werden Sie schwach?
Am ehesten bei Schumann, Janácek, Schostakowitsch, Hartmann. Die Kraft ihrer Musik entspringt meines Empfindens nach aus einem kompromisslosen „Sich den eigenen Gefühlen stellen“, koste es, was es wolle.
Bei welcher Musik stellen Sie sofort das Radio ab?
Musikhören bedeutet für mich aktives Erleben, das durch das „Konsumieren“ von Berieselung erstickt würde. Wenn mich die Musik im Radio nicht dazu auffordert oder auch wenn ich selbst nicht mit der notwendigen Konzentration zuhören könnte, stelle ich lieber ab. Manchmal ist auch ein Moment der Stille wertvoll.
Mit welcher Melodie sollte Ihr Handy klingeln?
Vielleicht mit der Fanfare aus dem letzten „Fidelio“-Akt, „Der Minister kommt an“? Bisher bin ich aber beim ganz altmodischen „Ring-Ring“ geblieben.
Wenn Sie „Königin von Deutschland“ wären, was würden Sie als Erstes tun?
In den Schulen wieder flächendeckend hochqualifizierten Musikunterricht einführen. Wir hatten das Glück, einen hervorragenden Unterricht zu genießen und rückblickend wird mir immer mehr bewusst, dass man in der prägenden Jugendzeit nicht nur offen für solche Impulse ist, sondern geradezu danach hungert. Und was könnte eine menschliche Entwicklung besser unterstützen als große Musik in ihrer ganzen Bandbreite?
Wie hieß Ihre erste Schallplatte?
Ich glaube, es waren gleich drei: Dvorák, Sinfonien Nr. 7 und 8, dann die Neunte, und die Slawischen Tänze …
Welches ist Ihr Lieblingslied von den Beatles?
„Strawberry fields forever“.
Auf wen oder was können Sie am ehesten verzichten?
Gleichgültigkeit, Arroganz, Wichtigtuerei bei Halbwissen …
Welches Musikstück erinnert Sie an das erste Rendezvous oder an den ersten Kuss?
Vielleicht meine Lieblingsoper: Mozarts „Le Nozze di Figaro“.
Woran starb Mozart?
Mir fällt spontan die englische Redewendung „burn one’s candle at both ends“ ein. Wie er in seinem kurzen Leben diese Musik alleine zu Papier bringen konnte – dies an erster, zweiter und dritter Stelle! Und dann musste er auch noch mit alltäglichen Sorgen umgehen – in Kutschen reisen, eine Familie umsorgen und unter den damaligen hygienischen und medizinischen Bedingungen von Krankheiten genesen –, er musste gesellschaftlich präsent sein, um sich selbständig etablieren zu können … – wie lange konnte das gut gehen? Aus heutiger Sicht ist das sowieso schwer vorstellbar. Anders als seine Musik, in der er wohl als sensibelster und weisester Psychologe aller Zeiten die Menschen, wie sie immer waren und bleiben werden, entdeckt hat.
Welche Musik soll zu Ihrer Beerdigung erklingen?
Ein Contrapunctus aus der „Kunst der Fuge“ von Bach.
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