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16 Jahre nach der Gründung vor dem Aus? Unterstützer der Kammerphilharmonie Amadé protestieren mit Offenem Brief. Foto: Schubert
16 Jahre nach der Gründung vor dem Aus? Unterstützer der Kammerphilharmonie Amadé protestieren mit Offenem Brief. Foto: Schubert
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Abschiedssinfonie steht noch nicht auf dem Programm

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Offener Brief zur Förderung der Kammerphilharmonie Amadé
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Der Kammerphilharmonie Amadé in Nordrhein-Westfalen ist die institutionelle Finanzierung durch das Kulturministerium von NRW gestrichen worden. Dies teilte der Leiter des Orches-ters, der Dirigent und Initiator der Soester Musiktage Frieder Obstfeld, mit. Fortan werde das Orchester allenfalls mit projektweiser Förderung rechnen können, was jede Planungssicherheit unmöglich mache und daher das Orchester in seiner Existenz gefährde. Der Fall ist exemplarisch für die Situation vieler freier Ensembles in Deutschland. Das Amadé-Orchester, 1997 gegründet, hat sich dank künstlerischer Exzellenz und der rund zwanzig pro Saison gespielten Solistenkonzerte einen Namen gemacht. Zuletzt konzertierte das Orchester mit namhaften Künstlern wie Vesselina Kasarova, Natalia Gutman, Alexei Lubimov, Michala Petri, Ewa Kupiec, Martin Stadtfeld und zusammen mit dem Arnold Schönberg Chor Wien. Laut Auskunft von Obstfeld liegen für die nächste Saison bereits Einladungen unter anderem zum Festival Mecklenburg-Vorpommern, zum Choriner Musiksommer und zum Rheingau Musikfestival vor. Ende August übergab Frieder Obstfeld der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sowie der Kultusministerin Ute Schäfer im Namen des Initiativkreises zur Rettung der Kammerphilharmonie Amadé einen Offenen Brief sowie eine Liste mit den Namen aus Kultur und Politik, die ihre Unterstützung für die Kammerphilharmonie Amadé erklärt haben. Die neue musikzeitung druckt sowohl den Brief als auch die Namensliste auf dieser Seite in voller Länge ab.

Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, sehr geehrte Frau Ministerin,

mit Erschrecken haben wir erfahren, dass das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport beabsichtigt, die regelmäßige Förderung der Kammerphilharmonie Amadé einzustellen. Damit ist die Existenz dieses herausragenden Orchesters unmittelbar gefährdet.
Wenn auch in der Vergangenheit der Förderrahmen mit einer Summe von circa 60.000 Euro pro Jahr knapp bemessen war, so ermöglichte dieser Betrag immerhin eine bescheidene Beteiligung des Ensembles am Musikleben. Auf dieser Basis trat die Kammerphilharmonie Amadé mit berühmten Solisten und bei großen Veranstaltern auf, wie etwa dem Rheingau-Musikfes-tival, dem Festival Mecklenburg-Vorpommern und dem Moselfestival.

Jeder, der die Verhältnisse im Musikleben kennt, weiß, dass diese Entwicklung zu einem Spitzenensemble an ein Wunder grenzt, denn vergleichbare freie Ensembles erhalten regelmäßig eine weit höhere öffentliche Förderung.

Die Leitung des Orchesters befindet sich in einem produktiven Gespräch mit kulturpolitisch relevanten Kräften des nördlichen Ruhrgebiets und der Stadtspitze von Herten über eine Ansiedlung in einem der sozialen Brennpunkte Nordrhein-Westfalens. Jugendliche im Revier an den Arbeitsprozessen eines jungen Orchesters teilhaben zu lassen, gehört zu den erklärten Schwerpunkten der zukünftigen Orchesterarbeit.

Wir vertreten den Standpunkt, dass es keine vernünftigen Gründe geben kann, einen Klangkörper mit solch glänzenden künstlerischen Perspektiven, verbunden mit in die Zukunft reichenden pädagogischen Konzepten, zu zerstören.

Deshalb appellieren wir an Sie, das Engagement der jungen Musiker und ihres künstlerischen Leiters Frieder Obstfeld zu würdigen und für eine dem besonderen Rang der Kammerphilharmonie Amadé angemessene Förderung Sorge zu tragen.

Mit freundlichen Grüßen

  • Satoki Aoyama, Solo-Oboist des NHK Symphony Orchestra Tokyo, Associate Professor der Academia Musicae Musashino, Tokyo
  • Arnold Schoenberg Chor Wien
  • Joachim Bänsch, Solohornist des Radiosinfonieorchesters des SWR
  • Konrad Beikircher, Kabarettist
  • Alfred Brendel, Pianist und Schriftsteller
  • Robert Brooks, Direktor MIAGI – Music is a great Investment, Südafrika Prof. Emile Cantor, Bratschist, Folkwang Musikhochschule Essen
  • Alessandro Cappone, Violinist, Berliner Philharmoniker
  • Delian-Quartett
  • Prof. Barbara Doll, Violinistin, Hochschule der Künste Bern, Präsidentin der European String Teachers Association (ESTA), Sektion Schweiz
  • Dr. Renate Düttmann-Braun, Vorsitzende des Kulturausschusses im Landtag NRW von 2000–2005
  • Katja Ebstein, Sängerin und Schauspielerin
  • Horst Eppendorf, Solooboist Gürzenichorchester Köln
  • Herbert Feuerstein, Autor und Musikmoderator
  • Uwe Frintrop, Architekt, Gründungsvorsitzender der Kammerphilharmonie Amadé e.V.
  • Prof. Andreas Frölich, Pianist, Hochschule für Musik und Tanz Köln, Standort Aachen
  • Michael Gees, Pianist, Intendant Consoltheater Gelsenkirchen
  • Prof. Pavel Gililov, Pianist, Musikhochschule Köln
  • Prof. Mark Gothoni, Violinist, Universität der Künste Berlin
  • Ralf Gothoni, Pianist und Dirigent
  • Natalia Gutman, Cellistin
  • Ida Haendel, Violinistin
  • Marcus Hagemann, Cellist
  • Wolfgang Hainer, Vorsitzender Mozart-Gesellschaft Wiesbaden
  • Frank Harders-Wuthenow, Head of Promotion Boosey & Hawkes
  • Ingrid Hedlund-Brooks, Kreativ-Direktor MIAGI – Music is a great Investment, Südafrika
  • Dr. Rainer Holtschneider, Staatssekretär a.D.
  • Rainer Honeck, 1. Konzertmeister Wiener Philharmoniker
  • Ramon Jaffé, Cellist
  • Benno Jakubassa, Vorsitzender der SPD Neuss
  • Prof. Dr. Werner Janssen, Intendant Euriade, Chairman Martin Buber Award
  • Carmen Knoebel, Kunstmanagerin
  • Imi Knoebel, Künstler
  • Prof. Hartmut Lindemann, Bratschist, Hochschule für Musik Münster
  • Heinz H. Meyer, Kulturinitiative Emscher-Lippe
  • Minguet-Quartett
  • Yuko Miyagawa, Cellistin
  • Prof. Erwin Ortner, Künstlerischer Leiter Arnold Schoenberg Chor Wien, Rector emeritus, ordentlicher Universitätsprofessor an der Universität für Musik und Darstellende Kunst zu Wien, Hofmusikkapellmeister
  • Michala Petri, Flötistin
  • Prof. Winfried Rademacher, Violinist, Musikhochschule Trossingen
  • Prof. Hartmut Rohde, Bratschist, Universität der Künste Berlin
  • Peter Rose, Kulturinitiative Emscher-Lippe
  • Phoebe Rosochacki, Violinistin
  • Dr. Eckard Ruthemeyer, Bürgermeis-ter von Soest
  • Dr. Konrad Schily, Gründungspräsident Universität Witten/Herdecke
  • Prof. Harald Schoneweg, Violinist, Musikhochschule Köln
  • Carl-Jürgen Schroth, Sammlung Schroth
  • Prof. Dr. Wolfgang-Andreas Schultz, Komponist, Musikhochschule Hamburg
  • Prof. Gerhard Schulz, Violinist, Universität für Musik Wien, Musikhochschule Köln
  • Lilia Schulz-Bayrova, Cellistin, Konservatorium Wien
  • Hans-Joachim Siebel, Ortsvorsitzender der SPD Gelsenkirchen-Feldmark
  • Marita Stratmann, stellv. Bürgermeis-terin von Soest
  • Johannes Stüttgen, Künstler
  • Sabin Tambrea, Schauspieler
  • Eva-Maria Tomasi, Violinistin, Berliner Philharmoniker
  • Gerard van Smirren, Künstler
  • Günter Wallraff, Schriftsteller
  • Prof. Gregor Weichert, Pianist
  • Ulf Werner, Programm- und Orchesterdirektor Konzerthaus Berlin
  • Hanns Zischler, Schauspieler und Schriftsteller

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