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Autor Gordon Kampe. Foto: Hufner
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Akademisch!

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Cluster 2019/04 - Gordon Kampe
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Ich habe keine Statistik angelegt und bestimmt spielt mir durch Eitelkeit erzeugte selektive Wahrnehmung einen Streich. Aber, wenn das Wort „akademisch“ der Berufsbezeichnung „Komponist/-in“ vorangestellt wird, ist das nicht immer nett gemeint – oder? Mir hat’s entweder noch niemand vorgeworfen oder ich hab’s verdrängt. Aber es ist dennoch wahr: Ich bin ein akademischer Komponist. Mit Begeisterung!

Ich hatte im Studium gefühlte 800 Wochenstunden und will keine davon missen. Theorie und Wissenschaft, Dirigieren, Stimmbildung, Klavier, Klarinette, Chor, Didaktik... Jetzt unterrichte ich selbst – und es gibt gar nichts Schöneres! Ich ahne allerdings: „akademisch“ meint eigentlich langweilig. Wenn man viel weiß, ’ne Menge kann und leider langweilig komponiert, dann hilft’s nix. Dann biste fad. Ich kenne aber auch fade Quereinsteiger. Echt! „Unakademisch“ behaupten, während man Foucault zitiert, dabei traurig blickend Tiefe vortäuschen, um schließlich geglücktes „Deskilling“ vorzuführen, macht allein auch keinen Frühling. Kann super sein, muss aber nicht.

Was aber das eigentlich Tolle am „Akademischen“ ist: Hier trifft man ungewollt Ungleichgesinnte. In der Mensa steht der Noise-Nerd mit dem Tenor in der Schlange, die Mikrotonalitätsspezialistin feiert mit dem Schulmusiker und so weiter. Großartig! Wie alle, alles und jeder, müssen auch „Akademien“ sich verändern und stets befragen. Glasklar. Aber wilder und fröhlicher Akademismus ist der Kracher. Echt!

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