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Kawaguchi Tetsuay und Norbert Koop. Foto: Landesmusikrat NRW
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Begegnung in der Straßenbahn

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Die Jugendorchester Chiba/Japan und Bochum
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Die Bühne der Kölner Philharmonie ist groß, aber am 1. April geriet sie doch an den Rand ihrer Möglichkeiten. 180 junge Musikerinnen und Musiker aus der japanischen Präfektur Chiba und aus Bochum spielten zusammen Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ unter Leitung von Norbert Koop. Zuvor stellte sich das Orchester aus Chiba mit Schostakowitschs 1. Sinfonie und Yasushi Akutagawas „Music for Symphonic Orchestra“ vor. Die Besucher der Philharmonie hörten ein Jugendorchester der absoluten Spitze, bemerkenswert präzise in der Umsetzung des Dirigats von Leiter Michiyoshi Inoue.

 Erstaunlich war die instrumentale Farbenpracht, die die 110 weitgereisten Musiker boten. Das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Bochum eröffnete unter Leitung von Norbert Koop das Konzert mit von Webers „Der Freischütz“ in einer energischen und sicheren Interpretation, die Webers Welt schon konzertant plastisch entstehen ließ.

Die Begegnung der beiden Orchester hatte eher ungewöhnlich begonnen: Am 30. März trafen sich die Musiker des Jugendsinfonieorchesters der Präfektur Chiba/Japan, die zum ersten Mal für zehn Tage auf Konzerttournee in Europa waren, und des Jugendsinfonieorchesters der Musikschule Bochum im Japanischen Kulturinstitut in Köln und kamen durch die englische Sprache und durch gemeinsames Musizieren miteinander in Kontakt. Sie studierten einige Sätze aus bekannten Kompositionen ein und zogen sodann als deutsch-japanische Duos durch Köln. Dabei war erstaunlich, wie aufgeschlossen beide Seiten aufeinander zugingen und wie schnell sie sich im Üben zusammenfanden.

Für die Fahrgäste der Straßenbahnlinien 1 und 7 wurden die Duos ein besonderes Erlebnis. Je ein japanischer und ein deutscher Musiker fuhren, assistiert von einem weiteren Paar, vom Kulturinstitut bis zum Heumarkt und wieder zurück und bespielten so insgesamt acht Straßenbahnwagen. Die Kölner Verkehrsbetriebe gaben den Musikern Zugbegleiter mit auf den Weg.

Die Botschaft einer besonderen Verständigung wurde in den Straßenbahnen gerne gehört. Nur ein älterer Fahrgast setzte sich, mürrisch auf seine Gehörkrankheit verweisend, in eine andere Wagenecke. „Das war eine recht wackelige Angelegenheit“, meinte Benjamin Klapdor. „Den Leuten hat es aber wohl gefallen, und ein Fahrgast gab mir sogar einen Euro.“ Für WDR3 war das unkonventionelle Projekt Anlass für eine Reportage. Am Folgetag probten die 180 Musikerinnen und Musiker zusammen in Bochum, bevor sie dann gemeinsam in Köln auftraten.

Louwrens Langevoort, Intendant der Kölner Phiharmonie, freute sich über die internationale Zusammenarbeit und über ihre Musik, die gemeinsame Sprache der beiden Orchester.

Veranstalter des Konzerts war die KölnMusik gemeinsam mit dem Landesmusikrat. Gefördert wurde die Begegnung im Kulturinstitut vom Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen.

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