„Autsch. Hier tut’s weh.“ – „Da können wir nicht helfen, unsere Ärzte sind in Rente.“ – „Das ist doch ein Krankenhaus?“ – „Ja, wir verkaufen jetzt Turnschuhe. Man muss sich weiterentwickeln.“ Was hier nach Mumpitz tönt, das geht als Argument im Kulturbereich offensichtlich ganz gut durch: Mit dem Fortgang verdienter Personen, werden Inhalte gleich mitpensioniert.
So geschehen jüngst bei Radio Bremen, dieser einstmals so stolzen wie widerborstigen Anstalt. Seit 1972 wurde ein Konzertmitschnitt des 1969 von Hans-Joachim Hespos gegründeten und bald weltbekannten Festival-Kleinods „11.11. – Neue Musik in Delmenhorst“ gesendet. Ein Konzertmitschnitt, einer! Mit dem Eintritt in den Ruhestand der Redakteurin, wurde gleich mal die Stelle für Neue Musik gestrichen und schwupp, wird so auch die letzte Programm-Struppigkeit rasiert. Man müsse sich „weiterentwickeln“, heißt es in der Absage. Man wolle sich „abschaffen“, hätte es doch ehrlicherweise heißen müssen.
Von den 525.600 möglichen Minuten innerhalb eines Jahres sind keine 90 Minuten mehr für den 11.11. frei. Niemand ist inhaltlich mehr in der Lage, ein Avantgarde-Konzert zu betreuen und das Benzin für den Ü-Wagen ist zu teuer (14 Kilometer). Dann macht doch besser gleich das Licht aus. An den zukünftigen elften Novembern wird man nun nichts mehr über Delmenhorst hören können, außer den Verkehrsnachrichten von der A1. Genau so, wie an den 364 anderen Tagen im Jahr auch. Man kann der provinziellen Selbstverzwergung in Zeitlupe zuschauen. Autsch.