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Der Orchesterziehvater

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Zum Tod von Werner Andreas Albert
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Mit Werner Andreas Albert bestieg in den 60er-Jahren ein Dirigent aus der Schule Karajan/Rosbaud das Konzertpodium, dessen internationale Karriere am umfangreichen Katalog seiner von der Fachwelt mit höchsten Auszeichnungen prämierten CD-Einspielungen abzulesen ist.

Gesamtaufnahmen jenseits des gängigen symphonischen Repertoires, vornehmlich (spät-)romantischer und neu(er)er Musik, standen im Mittelpunkt von Alberts dirigentischer Neugier. Daraus entstanden insgesamt 49 CD-Produktionen mit Werken unter anderem von Ferruccio Busoni, Banjamin Frankel, Harald Genzmer, Hermann Goetz, Paul Hindemith, Erich Wolfgang Korngold, Ernst Pepping, Hans Pfitzner, Joachim Raff, Othmar Schoeck, Gordon Sherwood, Robert Volkmann, Siegfried Wagner und Richard Wetz.

Für den Bayerischen Rundfunk spielte er insgesamt 749 Werke ein, bei den angeschlossenen Rundfunkanstalten des Öffentlichen Rechts zusätzlich noch einmal 303.
Seit den 1970er-Jahren bekleidete er verschiedene Chefdirigentenpositionen und dirigierte zahllose Orches­ter ganz Europa und darüber hinaus.

Sein großes Interesse galt der Förderung des musikalischen Nachwuchses. So war Albert unter anderem Dozent an der Hochschule für Musik Nürnberg.

In seiner Zeit als Chefdirigent der Nürnberger Symphoniker wurde er von Klaus Hashagen, damals Musikabteilungsleiter beim Bayerischen Rundfunk/Studio Franken in Nürnberg, gefragt, ob er bereit wäre, das im Winter 1974/75 neu zu gründende Bayerische Landesjugendorches­ter (BLJO) als künstlerischer Leiter zu übernehmen. Das tat er und war in dieser Funktion bis 2000 Ziehvater und Lichtgestalt der bayerischen Nachwuchsmusiker/-innen. In diesen 25 Jahren setzte er Zäsuren und formte das Jugendorchester zu einem der besten Jugendorchester Deutschlands wenn nicht gar Europas. Nach seinem freiwilligen Ausscheiden („Es sollen die Jungen ran“) wurde er Ehrendirigent des BLJOs.

W. A. Albert war Vater- und Leitfigur für Generationen von jungen Musikerinnen und Musikern und für Hunderte von ihnen prägend bei ihrer Berufswahl. Selbst Gründungsmitglieder von 1975, die mittlerweile schon an der Schwelle der Pensionierung stehen, sind ihm über die vielen Jahre hindurch dankbar für das, was sie im BLJO unter Alberts Leitung erfahren durften.

Für seine Verdienste zur Förderung des deutschen Orchesternachwuchses erhielt er den Bayerischen Verdienstorden, das Bundesverdienstkreuz und die Carl-Orff-Medaille des VBSM.

Seine letzten Jahre waren geprägt durch schwere Krankheit, die er geduldig in seiner Wahlheimat Australien in einem Heim in Brisbane ertrug. Dort entschlief er ruhig am 10. November 2019 im Alter von 84 Jahren.

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