Banner Full-Size

Die Rockstars von morgen

Untertitel
Sechs Jugendliche aus Hohen Neuendorf wollen mit „Rattlesnakes“ den Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ gewinnen
Publikationsdatum
Body

Hohen Neuendorf. Den Sieg des Regionalwettbewerbs von „Jugend musiziert““ in der Kategorie „Band Rock/Pop“ haben die Rattlesnakes bereits in der Tasche. Nun proben sie intensiv für die nächste Stufe, den Landeswettbewerb Berlin-Brandenburg, der Ende Juni in Spremberg (Spree-Neiße) ausgetragen wird. Schon im vergangenen Jahr hatte diesen Preis eine Band der Musikschule Hohen Neuendorf abgeräumt. Ihre Chancen schätzen die 14- bis 15-Jährigen als sehr gut ein. Doch die sechsköpfige Gruppe und ihr Leiter Thomas Heyn wirken alles andere als verbissen – im Gegenteil. Als sie sich vor der regulären Bandprobe am frühen Freitagabend vor dem Jugendklub Altes Wasserwerk versammeln, wird klar: Diese Jungen und Sängerin Lilli Trabandt sind für so manchen Scherz zu haben. Weil Pressefotos im Gebäude an diesem Tag nicht erlaubt waren, wurde die Fotosession kurzerhand auf die Straße verlegt.

In einem Kämmerchen, das in der Waldschule eigentlich als Bücherlager diente, fing vor etwa sechs Jahren alles an. Anton Schnelle, heute 14 Jahre alt, nahm Gitarrenstunden bei Thomas Heyn. Die Hohen Neuendorfer Musikschule war gerade erst zwei Jahre alt und hatte noch kein eigenes Domizil. Doch beim besinnlichen Gitarren­unterricht sollte es nicht bleiben. „Jetzt müssen wir mal was Richtiges machen“, überlegt sich Thomas Heyn und organisierte kurzerhand ein Schlagzeugcasting, das aus Platzgründen auf dem Schulflur ausgetragen wurde. Neben Gitarrenschüler Anton, der zum ersten Bandmitglied wurde, kamen durch das Casting weitere talentierte Nachwuchsmusiker zusammen. Zur heutigen Besetzung gehören neben Anton Schnelle auch Felix Straube (E-Gitarre, Akkordeon Percussion), Julius Warneke (Gitarre), Jeremias Pfeiffer (Keyboard) und Ben Kienappell (Schlagzeug).

Über den Namen für die Band waren sich die Jungmusiker und ihr Mentor Thomas Heyn erst nicht einig. „Damals wollte er uns Rasselbande nennen“, berichtet Felix Straube entrüstet. „Nö, also jetzt reicht es“, erwiderten die Jungen. Das höre sich doch viel zu sehr nach Kindergarten an. Es musste ein coolerer Name her, am besten ein englischer Begriff. So wurde aus Rasselband spontan Rattlesnakes (zu Deutsch Klapperschlangen). Auch ein passendes Logo hat die Band: Es besteht aus einem Notenschlüssel und einer Schlange. T-Shirts mit diesem Symbol wurden zur einheitlichen Bandkleidung.

Ihre ersten Auftritte hatten die jungen Musiker auf dem Weihnachtsmarkt. Felix Straube wurde dabei Jahr für Jahr von Stadtsprecherin Ariane Fäscher auf der Bühne interviewt. Auf Sängerin Lilli Trabandt wurde Thomas Heyn per Zufall aufmerksam. Während er durch die Gänge der Musikschule schlenderte – mittlerweile befand sie sich in der Stolper Straße 40 – vernahm sein geschultes Gehör plötzlich die Stimme von Lilli, die gerade Adeles „Rolling in the Deep“ übte. „Da war das Schicksal geschehen“, beschreibt Thomas Heyn diesen Moment. Und da das Mädchen keinen Widerstand gegen die Aufnahme in die Band leistete, gehörte sie fortan zur Stammbesetzung. Nun besteht das Ensemble aus sechs Mitgliedern. „Das reicht erst einmal, mehr sollen es im Moment nicht werden“, sagt Thomas Heyn, der die Partituren selbst am Computer schreibt.

Das Repertoire reicht von Rock bis Pop in Englisch und Deutsch: „Schrei nach Liebe“ (Die Ärzte), 2 Mal (Mathea), Couldn’t Care Less (Leslie Clio), Rolling in the Deep (Adele). Jeden Freitag wird geprobt – zeitlich mit offenem Ende. In jeder Probe werden mehrere Stücke geübt. „Damit es nicht langweilig wird“, erklärt Thomas Heyn schmunzelnd. Der 67-Jährige hat viel Verständnis für die Jugendlichen, kann mit ihnen lachen, steht aber auch mit Rat und Tat zur Seite. Studiert hat er einst an der Hochschule für Musik und Theater „Felix-Mendelssohn-Bartholdy“ in Leipzig, Abteilung Popularmusik. „Wow“, staunen seine Schützlinge spontan, als die davon erfahren. „Ich finde es extrem cool, bei den Rattlesnakes zu spielen“, erklärt Felix Straube, der insgesamt in drei Bands spielt.

„Es macht mir sehr viel Spaß“, sagt der 14-jährige Gitarrist. Jeremias Pfeiffer, der Jüngste und gleichzeitig der Größte in der Gruppe, findet: „Wir spielen tolle Songs. Es gibt immer wieder neue Herausforderungen.“ Anton Schnelle gibt zu, dass es ihm manchmal schwer fällt, sich am Freitagabend nach einer langen Woche noch einmal aufzuraffen und zur Probe zu fahren. „Aber wenn ich dann erstmal hier bin, freue ich mich, doch noch losgefahren zu sein“, sagt der Bassgitarrist.

Thomas Heyn ist froh, dass die Band nun nicht mehr in der Bücherkammer proben muss, sondern einen kleinen Bandraum im Jugendzentrum Wasserwerk zur Verfügung hat. „Das ist ja auch nicht selbstverständlich.“ So können besonders laute Unterrichtsfächer, wie Schlagzeug, Saxophon oder auch Bandproben aus der Musikschule ausgelagert werden.

Der Abdruck des Textes erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Märkischen Allgemeinen Zeitung.

Print-Rubriken
Unterrubrik
Musikgenre