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Die sinnliche Erfahrung von Klang am Instrument

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15 Jahre Klingendes Museum Hamburg – eine (viel)stimmige Geburtstagsfeier
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Zweifellos: das war kein Pflichtbesuch, den Kultursenatorin Karin von Welck zur Geburtstagsfeier des Klingenden Museums Hamburg absolvierte. Nicht nur, dass ihr Grußwort von echtem Engagement zeugte, sie nahm sich auch mehr als zwei Stunden Zeit für die vielstimmigen Aktivitäten, zu denen die Hamburger Jugendmusikschule ihr Haus weit geöffnet hatte. Ein ermutigendes Zeichen, so darf man wohl hoffen, für die Bedeutung, die der Nachwuchsarbeit im Rahmen der Hamburger Kulturpolitik in den kommenden Jahren zukommen soll.

Stichwort Jugendmusikschule: So gastfreundlich sich das Haus und ihr Direktor Wolfhagen Sobirey auch zeigte, lieber hätte man den Festtag wohl doch in eigenen Räumlichkeiten begangen, doch diese – im Keller der Hamburger Musikhalle gelegen – wären dem Publikumsinteresse wohl kaum gerecht geworden. Folglich durchzog die vage Hoffnung auf eine attraktivere Heimstatt die offiziellen Reden wie ein gedachter Grundton, auf den vieles sich bezog. Womit wir bei der Frage wären, was dieses Klingende Museum denn nun eigentlich ist. Nun – die „Ei-des-Kolumbus-Idee“ (Welck) besteht schlicht darin, Kinder mit Instrumenten in Berührung zu bringen, zum einen als eine für sich schon wertvolle Erfahrung, zum anderen als möglicher Anreiz zum eigenen Erlernen. Nicht um die repräsentative Zurschaustellung von Prachtexemplaren in Vitrinen geht es also, sondern um ein angeleitetes Ausprobieren, um eine erste Kontaktaufnahme, um die „sinnliche Erfahrung von Klang am Instrument“, wie Gerd Albrecht es formuliert.

Musik als Grundversorgung

Er war als damaliger Generalmusikdirektor Initiator des Klingenden Museums und ist bis heute die (auch finanziell) treibende Kraft hinter der als Trägerin fungierenden Hamburger Jugendmusikstiftung. Nach vielen Startschwierigkeiten (eine „Zangengeburt mit Kaiserschnitt“, so Albrecht) hat sich das Museum als fester Bestandteil der musikalischen Grundversorgung der Stadt fest etabliert. Etwa 5.000 Kinder pro Schuljahr kommen in den Genuss einer 90-minütigen Führung. Die Schulklasse wird in zwei Gruppen eingeteilt, für die Saiten- und Schlaginstrumente ist eine erste, für die Blech- und Holzblasinstrumente eine zweite Fachkraft zuständig, die der Gruppe nach einer Erklärphase ein angeleitetes Ausprobieren ermöglicht.

Bettina Fellinger, als Geschäftsführerin der Jugendmusikstiftung Kopf des „Ein-Frau-Betriebs“, legt Wert auf die pädagogische Eignung und Qualifikation ihres Stammes von freien Mitarbeitern, der sich in der Regel aus Studierenden der Hamburger Musikhochschule und des Konservatoriums rekrutiert. „Das funktioniert wie von selbst. Hört jemand auf, wird gleich ein geeigneter Ersatz vorgeschlagen.“ Auch in den Schulen sorgt einfache Mundpropaganda für volle Auslastung bei den Klassenführungen. Bei Familiennachmittagen, die vereinzelt angeboten werden, sind die Erwachsenen von den Kindern getrennt. Bettina Fellinger dazu: „Die sollen schließlich auch etwas davon haben und in Ruhe probieren dürfen.“

Ein Klingendes Mobil in Berlin

Der Erfolg des Hamburger Modells zieht mittlerweile Kreise. Mit großem Medienecho (Albrecht: „wir haben gelernt, dass man auch mal auf die Pauke hauen muss“) wurde vor zwei Jahren in Berlin das Klingende Mobil auf die Reise geschickt, ein vorerst ohne festen Wohnsitz auskommendes rollendes Pendant zum Hamburger Vorbild. Katharina Albrecht, Tochter des Dirigenten, setzt auf eine flexible Präsenz vor Ort, bietet ihr Programm auch für jüngere Zielgruppen an und kann ihren Bus, eine Art Doppeldecker-Cabrio, bei gutem Wetter zur Open-Air-Bühne für Festivals und Veranstaltungen umfunktionieren.

Beim Hamburger Geburtstagsfest klappte das mit „Classic four Sax“ jedenfalls vorzüglich und auch das sonstige Programm hatte es, neben den selbstverständlichen Möglichkeiten zum instrumentalen Experimentieren, in sich: Ferdinand Försch animierte die jungen Besucher zum Mitspiel an seinen einfallsreichen, nicht nur optisch attraktiven Klangerzeugern, das neu gegründete Hamburger Kindermuseum „Kl!ck“ bot Instrumente zum Selberbasteln an und – darüber freute sich Bettina Fellinger ganz besonders – Arun Dev Gauri, einer ihrer Mitarbeiter, hatte für die Eröffnung eigens eine clownesque Szene für zwei interagierende Instrumentalensembles komponiert. Ein wenig neben den Intentionen des Jubilars lag einzig das überwiegend mit Musik aus der Konserve und Holzeisenbahnen etwas dürftig bestückte Programm des NDR für Kinder ab drei, dafür bezauberte zum Abschluss das „ensemble mubuntu“ sein Publikum mit einem überwiegend nonverbalen, szenisch wie musikalisch ebenso außergewöhnlichen wie qualitätvollen Konzert für Junge und Junggebliebene umso mehr. Hierfür wie für das Klingende Museum gilt: Nachahmung erwünscht!

www.klingendes-museum.de

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