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Freie und vorgegebene Impulse

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Eindrücke vom diesjährigen Praxistag JeKits in Essen
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Die Teilnehmer des diesjährigen Praxistags JeKits trafen sich in der Neuen Aula der Folkwang Universität der Künste in Essen beim Auftritt der jungen JeKits-Künstler. Das bunte, gut gearbeitete und unterhaltsame Programm wurde mit viel Beifall gefeiert – die jungen Instrumentalisten, Tänzer und Sänger genossen ihn am Ende sichtlich.

Das JeKits-Orchester der EGS Theodor-Heuss-Schule der Stadt Essen (Leitung: Peter Johnen), das JeKits-Tanzensemble der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule Birth der Stadt Velbert (Leitung: Denise Derkum) und der JeKits-Chor der KGS Münsterschule der Stadt Essen (Leitung: Kelley Sundin) teilten sich die 45 knackigen Minuten, denn das Programm JeKits beinhaltet, anders als sein langjähriger Vorgänger JeKi, eben auch Tanz und Gesang: „JeKits – Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“. Julia Seitz und Andrea Hoever hatten das Konzept des Auftritts entwickelt und führten gut gelaunt durch das Programm. Zum rhythmischen Klatschen des Publikums (angeleitet von den Moderatorinnen) zogen zuerst die Instrumentalisten des JeKits-Orchesters mit Leiter Peter Johnen auf die Bühne. Noch im Hinsetzen ging der geklatschte Rhythmus in eine komprimierte, auf das Können der jungen Musiker zugeschnittene, rein instrumentale Version des Megahits „We will Rock You“ von Queen über. Die groovende, sichere Rhythmussektion des JeKits-Orchesters hinterließ Eindruck. Zu indisch inspirierten, zugespiel­ten Klängen zeigte das JeKits-Tanzensemble sauber choreografierte Bewegungen, ließ jeden Tänzer im Ensemble eine gute Figur machen. Der JeKits-Chor, begleitet von sanften Rhythmusgitarren, gefiel mit guter Stimmarbeit und sauber intonierten Liedern.

Mit Beginn des laufenden Schuljahres nehmen 177 Kommunen aus NRW am Programm JeKits teil: 139 außerschulische Partner (Musikschulen, Tanzinstitutionen u.a.) sowie 982 Grundschulen (inkl. Förderschulen) sind involviert. 733 Grundschulen arbeiten zum Schwerpunkt Instrumente, 87 widmen sich dem Tanz und 162 Grundschulen sind mit Gesang vertreten. 56.488 Erstklässler und 18.085 Zweitklässler (nicht gezählt sind die Dritt- und Viertklässler, die weiterhin JeKits-Unterricht, je nach Angebot des außerschulischen Partners, erhalten) spielen also ein Instrument, tanzen oder singen in der Grundschule und erfahren von der ersten Unterrichtswoche des zweiten Schuljahres an gemeinsame Probenarbeit.

Mittlerweile weist der Materialpool der Stiftung JeKits einige Inhalte und Konzepte zur Arbeit mit diesen sehr jungen, erst am Anfang der Ausbildung stehenden Musikern, Tänzern und Sängern auf. Immer noch gibt es weitaus mehr Instrumentalisten (15.864) als Tänzer (686) und Sänger (1.535) unter den Grundschülern.Das Ziel des Programms formuliert die JeKits-Stiftung so: Die „Kulturelle Teilhabegerechtigkeit“ soll möglichst vielen Kindern in NRW den Weg zur kulturellen Bildung erleichtern, die „kommunale Bildungslandschaft“ soll „nachhaltig bereichert werden“.

Der Praxistag 2019 bot neben diesem Konzert ein gutes Dutzend Workshops für die 150 Teilnehmer an. Darunter auch eine Anzahl von Grundschulpädagogen, die nach Essen gereist waren, denn JeKits hat nach über einem Jahrzehnt sichtbar einen festen Stellenwert in der Grundschulzeit erreicht.

Prof. Werner Rizzi gab mit seinem Impulsreferat „Wo bitte geht‘s zur Bühne?“ gleich nach der Begrüßung durch Birgit Walter (JeKits-Stiftung), Prof. Lydia Grün (netzwerk junge ohren) und Prof. Werner Schepp (Folkwang Universität der Künste) die Richtung des Praxistags vor: „Es geht darum, wie wir spielen und mit welchem Bewusstsein. (…) Für uns gilt es immer, auch vor der Gruppe und vor der Klasse!“

Die Workshops des Praxistags beinhalteten auch den Workshop „Körpersprache und Präsenz in Auftrittssituationen“ von Frank Rohde (Leiter der Abteilung Theater und Schule von Schauspiel Köln und Oper Köln, Lehraufträge u. a. an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und der Folkwang Universität der Künste Essen). „Sie treten auf, wenn Sie unterrichten, also im Sinne von Herrn Rizzi. Sie treten auf, wenn Sie musizieren!“ begrüßte er die Teilnehmer und ließ sie zuerst einmal durch den Raum gehen und so die eigene Bewegung und Haltung erfahren und reflektieren. Viele Übungen, darunter die „typische Anti-Lampenfieber­übung der Schauspieler“, eine Übung, die das Ausbanlacieren des eigenen Stands im Zentrum hat, wurden anschließend von den Teilnehmern mit viel Freude ausprobiert.

Prof. Dorothea Baier (lehrt Didaktik an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, seit 2013 als Professorin der Folkwang Universität der Künste Essen) diskutierte im Werkstattgepräch mit Peter Johnen den Auftritt seines JeKits-Orchesters im Rahmen des Praxistags und ließ ihn aus der Probenarbeit mit diesen jungen Musikern berichten. Improvisationen, sehr einfach gehaltene Melodien mit einfacher Begleitung, musizieren nach Handzeichen, Verwendung von zusätzlichen Perkussionsinstrumenten und Spaß gehören zur Basis der Arbeit mit JeKits-Orchestern, so Johnen. Baier resümierte: „Die Kombination von freien und vorgegebenen Impulsen und das Lauern auf den künstlerischen Moment sind die wichtigsten Bauteile.“

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