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Gewichtiges Kompendium

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Das Jahrbuch Kulturpolitik 2009
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Zunächst mag es verwundern – ein Konvolut von mehr als 500 Seiten zur Kulturpolitik eines Jahres? So viel Kulturpolitik hätte doch auffallen müssen! Tatsächlich handelt es sich bei diesem Band wie bei den acht Vorgängern etwa gleichen Umfangs um „Reader“, um jeweils thematisch fokussierte Lesebücher. Die Häufung der „Jubiläen“ im Jahre ’09 – „90 Jahre Weimarer Verfassung und Frauenwahlrecht, 70 Jahre Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen, 60 Jahre Grundgesetz und 20 Jahre Friedliche Revolution“ (Monika Griefahn) – bewog die Herausgeber, diesen Band unter das Thema „Erinnerungskulturen und Geschichtspolitik“ zu stellen. Rechnet man den 120-seitigen Anhang von Kulturstatistik, kulturpolitischer Chronik (2008), Literatur und Adressen ab, so verteilen sich auf circa 350 Textseiten Beiträge von mehr als 50 Autoren aus Politik und Wissenschaft sowie aus kulturpolitischen Verbänden und Institutionen.

Die allermeisten von ihnen haben auch tatsächlich etwas zu sagen, sei es zum Umgang mit dem „Erbe“ der DDR, über Ansätze und Erfahrungen erinnerungspolitischer Arbeit am Beispiel von Großstädten, oder auch zur Bedeutung der Popkultur als Teil des kulturellen Gedächtnisses (Jörg-Uwe Nieland) und zum Umgang mit Geschichte in Computerspielen (Winfried Kaminski). In seinem Vorwort betont Oliver Scheytt, Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft, die „herausragende Bedeutung, die Geschichtskultur für das Gedächtnis und die Herausbildung der Identität des Kulturstaates Deutschland“ hat. In diesem Sinne hat Bernd Wagner den umfangreichen Band redaktionell höchst kompetent betreut und auch eine gewichtige Einleitung beigesteuert.

Interessantes findet man im statistischen Anhang: Unter „Kultur- und Kreativwirtschaft“ zum Beispiel ist für 2008 die Zahl der als „selbstständige Musiker/innen, Komponist/innen“ Erwerbstätigen mit 2.565 (94 mehr als 2006) angegeben, gegenüber 345.098 in der Sparte „Software-/Games-Industrie“. – Ärgerlich im Vorwort des Staatsministers für Kultur und Medien stößt auf, dass Bernd Neumann von „meinem Etat“ spricht und sich rühmt: „Aus meinem Haushalt habe ich drei Millionen Euro zur Verfügung gestellt ...“ Genau genommen verwaltet Herr Neumann Steuergelder.

Diesem Jahrbuch, das über den Ablauf von 2009 hinaus aktuell bleibt, ist nicht nur eine große Leserschaft, sondern insbesondere auch die Verwendung in Oberstufenkursen unserer Schulen zu wünschen.

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