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Im Dialog mit Salvador Dalí

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Werke der Musikerdynastie Halffter im Arp Museum Rolandseck
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Ursprünglich geplant war die Uraufführung im März, coronabedingt wurde es nun August, bis ein neues Klavierquintett des spanischen Komponisten Pedro Halffter im Arp Museum Rolands­eck uraufgeführt werden konnte. Der passende Rahmen dafür war das Foyer des Hauses, findet dort doch gerade eine große Ausstellung mit Werken von Salvador Dalí statt. Von dessen Werken hat sich Halffter für sein neues Opus inspirieren lassen. In Auftrag gegeben wurde selbiges von der Villa Musica, dem neuen Musikpartner des Arp Museums, und erscheinen wird es im renommierten Schott Verlag.

Halffter, der einer spanischen Komponisten-Dynastie entstammt, hat sein gut zwanzigminütiges Quintett als Gang durch Dalís Gemälde konzipiert. „Die Musik ist als sinnlicher Spaziergang durch eine typische Dalí-Landschaft zu verstehen, in der ich mir vorstellte, die unfassbaren Figuren zu berühren. Es entstand etwas Meditatives und doch Kontrastreiches in einer surrealen Welt der Klänge und Gedanken“, so Halffter. Ohne dass man jetzt konkrete bildliche Details erkennen würde, mäandert die Musik in lockerer Reihenfolge durch Dalís surreale Bilder. Mit dem Wissen um Gehalt und Gestus dieser visionären Schöpfungen kann man die programmatische Idee des Werkes indes nachvollziehen, doch so visionär wie Dalís Bilder wirkt Halffters Musik nicht. Stilistisch bleibt alles zumeist wohlbekannt, überwiegend tonal und im Grunde genommen nicht sonderlich avanciert. Für sich gesehen wirkt Halffters Musik aber gleichwohl sehr durchdacht und wohlproportioniert.

Halffter hat sich nicht nur von Dalí inspirieren lassen, er zitiert mit Richard Wagner den Lieblingskomponisten Dalís und hat Wagner-Zitate als „kleine Biographie-Tupfer“ in sein Quintett eingestreut. Am Ende tritt zudem der Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“ hinzu. Die Absicht des Komponisten war es, „die vereinzelt dastehenden, isolierten Gestalten in einer weiten Dalí-Landschaft allmählich zusammenzuführen zum abschließenden Choral“, gleichzeitig aber deutlich werden zu lassen, dass „wir als moderne Menschen keinen festen Grund kennen, schon gar keine feste Burg“, so Halffter in seiner Einführung.

Der Komponist höchstselbst saß bei der Uraufführung am Klavier, unterstützt von einem sagenhaften Adelphi Quartett. Diese junge Formation hatte das Konzert mit einem hochinteressanten Streichquartett von Ernes­to Halffter eröffnet – ein faszinierendes Werk, das 1923 komponiert wurde und noch ganz der klassischen Form huldigt, diese aber mit impressionistischer, so manches Mal an Debussy und Ravel gemahnender Raffinesse füllt. Spalt- und Mixturklänge im zweiten Satz etwa zeugen von einer imposanten Klangvision, die von den vier Mitgliedern des Quartetts mit bestechender Brillanz umgesetzt wurde.

Nicht weniger herausragend gelang den Musikern Ludwig van Beethovens Große Fuge op. 133, ein grober Klotz, an dem sich schon so manche Quartett-Größen verhobelt haben. Maxime Michaluk, Esther Agusti, Marko Milenkovic und Nepomuk Braun bewältigen die riesige Aufgabe aber mit außerordentlicher Spannung und musikalischer wie technischer Perfektion.

Die Werke der Musikerdynastie Halff­ter sind einer der derzeitigen Schwerpunkte, die die Villa Musica als neuer musikalischer Kooperationspartner des Arp Museums Bahnhof Rolandseck setzt. Das ist umso mehr ein Gewinn, als dass die wiederholte Begegnung mit Werken etwa von Ernesto oder Rodolfo Halffter die Möglichkeit eröffnet, sich einmal vertieft mit dieser hochgradig spannenden Musik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu beschäftigen. Dies zumal es auch einen Bezug zu der gerade laufenden Ausstellung mit Werken von Salvador Dalí gibt, der ein Freund Ernesto Halffters war.

Gerade der thematische Bezug zu den Ausstellungen des Arp Museums wird einer der besonderen Schwerpunkte der Kooperation mit Villa Musica sein. Von der Zusammenarbeit zweier gewichtiger Landesstiftungen versprechen sich Land und Kooperationspartner zudem Synergieeffekte, zumal die Villa Musica kein Unbekannter in der Region ist. Vereinzelt hat man bereits in Rolandseck mit Konzerten gas­tiert und Schloss Engers als das institutionelle Herz der Villa Musica ist nicht weit entfernt von Rolandseck in Neuwied beheimatet. Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Villa Musica ist zudem die Nachwuchsförderung, die auch in Rolandseck in den Focus rücken wird. In vielen Konzerten werden Stipendiaten der Stiftung zu hören sein.

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