Hauptrubrik
Banner Full-Size

Klangholz im Wettstreit

Untertitel
Mittenwalds 7. Internationaler Wettbewerb für Streichinstrumente
Publikationsdatum
Body

Den Wäldern rund um den Karwendel muss besonderer Zauber innewohnen. Denn das bis heute gefragte Alpentonholz entdeckte hier einst ein Mittenwalder, und er verstand es, dies sinnvoll zu nutzen.

Es war Matthias Klotz, der die Kunst des Geigenbaus aus Italien in seinen Heimatort einbrachte und hier die über dreihundertjährige Tradition des Instrumentenbaus begründete. Vor zwei Jahren bekam Mittenwald vom Freistaat Bayern für seine weltweit gefragte Staatliche Berufsfachschule für Musikinstrumentenbau einen großzügigen Neubau, gute Grundlage für qualifizierte Ausbildung und fachliche Begegnung und eben idealer Platz für einen so hoch spezialisierten Wettbewerb im Geigenbau, bei dem es letztlich um die sensible Klangbeurteilung geht. Wenn hier Instrumente, von über 200 Meisterwerkstätten aus 30 Ländern eingereicht, in Glasvitrinen gleich einem Debütantenball präsentiert werden, dünkt dies wie eine Superhochzeit der Geigenfamilie.

Nur ganz wenige haben Chancen auf Glück, Preis und Podium; in jedem Fach gibt es eben nur je einen Gewinner von Gold, Silber oder Bronze. Doch hat eine solche Auszeichnung für den Instrumentenbauer auch ohne damit verbundenen Geldpreis hohen und fast existentiellen Marktwert. Dessen ist sich die Marktgemeinde Mittenwald bewusst und hat deshalb jetzt zum siebten Male seit 25 Jahren weltweit zu diesem Geigenbauwettbewerb eingeladen und die Bewertung von Instrumenten – Geigen, Bratschen, Celli und deren Bögen – einer Fachjury anvertraut. Dieses Expertenteam unter Vorsitz von Hieronymus Köstler aus Stuttgart bestand aus fünf Geigen- und drei Bogenbauern aus Deutschland, Frankreich, England, aus den Niederlanden und aus der Schweiz, sowie aus vier Musikprofessoren der Musikuniversitäten Graz, Linz und Kiew. Ihnen oblagen die kritischen Klangproben und die Prüfung der Spieleigenschaften für die in den drei Wertungsphasen ausgewählten Instrumente, die die
enorm hoch gesteckten handwerklichen Qualitätsansprüche erfüllen.

Dass beide Gesichtspunkte, Bau und Klang, gleichrangig beurteilt werden, dafür sorgt schulnotengleich ein kompliziertes Punktesystem samt strengster Anonymität. Am Ende der Finalrunde steht noch eine öffentliche Klangprobe, und da kann es passieren, so ernst und objektiv vertraut man dem Verfahren, dass für eine Prämierung die notwendige Punktezahl nicht erreicht wird. So gab es tatsächlich unter Dutzenden von eingereichten Celli weder Gold noch Bronze und auch für Viola keinen 3. Preis.

Bei der Abschlussveranstaltung konnte man die prämierten Instrumente in konzertanter Funktion aus den Händen der Musikprofessoren Kerstin Feltz, Predrag Katanic und Arkadij Winokurow erleben und erahnen, wie weit diese jungfräulichen Ins-trumente – maximal zwei Jahre jung dürfen sie sein – ihre praktische Funktion solistisch, im Orchester und bei Kammermusik erfüllen.

Für Mittenwalds Bürgermeister Adolf Hornsteiner geriet die Preisverleihung ein wenig zur Peinlichkeit, denn er konnte gerade 2 oder 3 von 15 Instrumentenbauern zu ihrer Leistung persönlich beglückwünschen und ihnen (statt Barscheck) ein kunstvolles Design-Objekt überreichen; denn all die anderen Preisträger konnten zur Preisverleihung nicht rechtzeitig anreisen.

Die Preise gingen für Violine nach Frankreich und Spanien, für Viola nach Frankreich und Österreich (Silber für Alexander Schütz aus Linz). Die Cello-Silbermedaille erhielt Carsten Hoffmann aus Bamberg, die Goldmedaille für Cellobogen Christophe Collinet aus München. Prämiert wurden drei Bögen aus Ungarn, zwei aus Frankreich und je einer aus den USA, Russland und Südkorea. Der nächste Geigen-Wettbewerb ist in fünf Jahren geplant.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!