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Gordon Kampe. Foto: Hufner
Gordon Kampe. Foto: Hufner
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Knochenbrecher

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Cluster 2017/09 - Gordon Kampe
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Es gibt dieses wundervolle YouTube-Video des leider jüngst verstorbenen Georges Prêtre: Er probt mit dem RSO Stuttgart Debussys „Prélude“ und singt, tanzt, malt in die Luft. Er ist humorvoll, charmant – und vollkommen klar. Oder diese Claudio Abbado-Videos mit Mahler oder Debussy: Er streichelt den Klang und fordert immer wieder: „Hört!“ Ach, dachte ich bei mir: Gut, dass die Zeit der Pult-Autokraten vorbei ist … Viel lieber kaufe ich Platten, bei denen ich weiß, dass Klänge bei der Aufnahme respektvoll gestreichelt wurden. Und dann das: Kennen Sie noch Ernst Stavro Blofeld?

Er ist der James-Bond-Bösewicht, der immer eine Perserkatze streichelt. Es gibt nun eine ganz ähnliche Szene im Porträt-Film („Der Klassikrebell“) über Teodor Currentzis, der allerdings wesentlich mehr Haare als Blofeld hat. Da streichelt der Dirigent, erschöpft von der „Messe“ – oder „Probe“ oder wie das dort heißt – einen kleinen Hund und bestellt bei Assistentin Mascha Cola und Lippenbalsam. Ein wenig später gibt es Streit: Ein aufmüpfiger Sänger müpft auf: Entsetzen! Teo ist sauer – Sibirien friert zu. Er sagt: „Wenn wir arbeiten, und jemand glaubt, seine Macht testen zu können, dann kommt der Moment, wo ich ihm ein wenig die Knochen brechen muss. Nach dem Motto: Ich lasse dir deine Freiheiten, aber wenn du deine Kräfte messen willst, dann sei gewarnt. Ich bin der Stärkste!“ Oha, denke ich da. Autokraten und Knochenbrecher, die werden doch auf dem Markt nicht reüssieren? Kann ich mir nicht vorstellen. Nö.

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