Kreative Kinderarbeit
Cluster 2021/04 – Von Martin Hufner
Ein Artikel von Martin Hufner
Klar, wir wissen alle aus Erfahrung aus der YouTube-Universität, die GEMA und andere Verwertungsgesellschaften sind pure Abzocker. Jede*r kann da so sein hoffentlich gemafreies Lied drüber singen. Nebenbei lernt man, wie man sich seitens des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit gelungene Ausbeutung von Kunst und Kreativität in der globalen Welt vorstellt. Denn es ist ja nicht so, dass die Rechte am Song nun bei den jungen Künstler*innen bleiben würden und sich die Organisation „Engagement Global“ diese etwa erwürbe. Neinneinnein: Natürlich presst man den Teilnehmenden „die räumlich, zeitlich und inhaltlich unbeschränkten Nutzungsrechte, einschließlich des Rechts zur Bearbeitung und Verbreitung der eingesandten Fotos, Texte, Videos und Tonaufnahmen im Zusammenhang mit dem Song Contest“ ab. So triggert man wunderbar: GEMA oder Verwertungsgesellschaften sind Mist, „verschenken“ musst Du Deine Rechte, so soll Kreativität gewürdigt werden! Kinderarbeit gehört zur künstlerischen Lieferkette, die gesichert werden muss.
Die Grenze zur Absurdität überschreitet dieser Contest in dem Moment, da er offiziell unterstützt wird durch den Verband deutscher Musikschulen, den Lugert Verlag, den Cornelsen Verlag, den Grundschulverband, die Kindernothilfe, Plan international und weitere Institutionen sowie Patinnen und Paten, die aus dem Für-einen-Star-hats-nicht-gereicht-Sternchen-Bereich stammen (teilweise sicher GEMA-Mitglieder). Instinktlos, schädlich, dreist.