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Leopold-Preiträger 2007

Untertitel
Rezensiert in der nmz
Publikationsdatum
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Heut‘ ist Gespensterball. Kinderlieder zum Spielen, Tanzen und Mitmachen
Pestalozzi, ISBN 3-61453010-8

Das fetzt, kann man da nur sagen: Graf Dracula rockt, Gespensterkinder laden ein zum Tango, aber auch der kleine Zauberer, die Hexe Timpa Tamperla, Seegespenster, Kobolde, Nebelhexen und ein alter Burggraf vervollständigen den Reigen der gar nicht so grusligen Schauergesellschaft. Der stilistische Bogen ist weit gespannt – von melancholischen Balladen über Blues, Tango- und Dixie-Klänge bis hin zum Rock‘n‘Roll und Walzer. Alle Liedertexte lassen sich im beigefügten Booklet nachlesen, nach der zwölften Nummer folgen alle Titel noch einmal in der selben Reihenfolge als Playback, das man zum Selbermitsingen gut nutzen kann. Die Musikerinnen und Musiker an Querflöte, Klarinette, Saxophon, Trompete, Posaune, Tuba, Violoncello, Akkordeon, Gitarre, Synthesizer, Bass und Schlagzeug (!) agieren gekonnt und spielfreudig. Arrangiert und geleitet wird das Ganze von Klaus Heider, der Kinderchor der Grundschule Düsseldorf-Kaiserswerth schmettert fröhlich dazu. (ab 6 Jahren)
Ursula Gaisa

Ute Kleeberg: Eisblumen für dich
Edition See-Igel, ISBN 3-935261-11-X

Vor einem Monat ist Paul mit seinen Eltern in eine fremde Stadt gezogen. Alle seine Freunde musste er zurücklassen. Nachts fürchtet er sich in seinem noch fremden Bett. Bis er eines Tages ganz alleine einen Schneemann baut … Von Anfang an fesselt die Geschichte. Das liegt nicht zuletzt am Sprecher Ulrich Noethen, der als Schauspieler bereits in etlichen Kinderfilmen wie „Bibi Blocksberg“ oder „Das Sams“ mitgewirkt hat und hier mit seinem ruhigen und einfühlsamen Erzählstil dafür sorgt, dass die richtige Stimmung aufkommt. Der Text wechselt sich in kurzen Passagen mit ebenso kurzen klassischen Musikstücken ab, so dass die Gefahr der Langeweile nicht mal ansatzweise besteht. Für die Musik, die von Uwe Stoffel (Klarinette) und Thomas Wellen (Celesta/Klavier) gespielt wird und die Stimmung im Text ausgezeichnet unterstreicht, wurden Stücke von Bartók, Mendelssohn-Bartholdy, Milhaud, Mozart, Mussorgsky, Reger und Scriabin ausgewählt. Alles in allem sehr gelungen (ab 4 Jahren)
Benedikt Dreher

Falsche Fährten. Die zwei Gesichter des Ludwig van Beethoven
Deutsche Grammophon 476 966 9

Auf eine falsche Fährte lockt leider diese Produktion von der traditionell um jüngere Hörerschichten bemühten Deutschen Grammophon. Was als „Krimi in Dur und Moll“ angekündigt wird, entpuppt sich schnell als müde Geschichte um eine verschwundene Plattensammlung in der Schule mit pädagogisch wertvoller Auflösung. Notdürftig eingeflickt werden ein paar biografische Fakten zum „zweigesichtigen“ Ludwig van Beethoven, garniert mit kurzen überwiegend atmosphärisch eingesetzten Werkauszügen. Ganze 23 Minuten dauert das Hörspiel, aufgefüllt wird die Scheibe mit einer guten halben Stunde weiterer Einzelsätze, wobei rätselhafterweise nicht die während des Hörspiels nur angespielten Werke Berücksichtigung finden, sondern andere ohne erkennbares System aufeinander folgen. Ausgerechnet Symphonisches fehlt dabei. Was dieses Konzept zur Vermittlung musikalischer Inhalte beitragen soll, bleibt im Dunkeln. (ab 10 Jahren)
Juan Martin Koch

Monika Piper-Albach: Die Zauberflöte. Ein Hör- und Singspiel frei nach der „Zauberflöte“ von W. A. Mozart
uccello – gut zu hören, Seefeld
ISBN 978-3-937337-13-5 (CD)

Wenn der Musiklehrer in seiner Klasse ankündigt, sich mit einer Oper zu beschäftigen, ist vehementer Widerstand bei Jugendlichen gewiss. Solch eine Szene hat Monika Piper-Albach vorsorglich ihrem „Hör- und Singspiel frei nach Mozarts „Zauberflöte“ vorangestellt. Indem der Lehrer die Klasse dafür begeistern kann, die „Zauberflöte“ selbst neu zu gestalten, eigene Wünsche zu berücksichtigen und die Texte nicht operngemäß zu singen, wird das Interesse erfolgreich auf dieses Experiment gelenkt. Mit knorriger Stimme übernimmt Günter Strack die Rolle des Erzählers, knüpft didaktisch vereinfacht einen roten Faden für Handlungs- und Personenzusammenhänge. Geräusche und andere akustische Additiva füllen die Studioaufführung atmosphärisch, dadurch wird die Oper attraktiv für junge Hörer. (ab 6 Jahren)
Hans-Dieter Grünefeld

Felix Janosa, Jörg Hilbert: Ritter Rost geht zur Schule
Terzio, ISBN 978-3-89835-707-4

Im achten Band der Reihe, die mittlerweile echten Kultstatus errreicht und auch in diesem Jahr wieder den Sonderpreis „Poldi“ der Kinderjury abgeräumt hat, muss der tapfere rostige Ritter die Schulbank drücken. Doch bald stellt sich heraus, dass der so genannte Lehrer nur ein umgebauter Plattenspieler mit Hänger ist und der Hausmeister, meist knurrig, saure Milch verkauft ... Untermalt wird das Ganze wie immer mit schmissigen frechen Liedern. Kultig wie gesagt. (ab 6 Jahren)
Ursula Gaisa

Das Gespenst von Canterville
SWR, Headroom Sound Production
ISBN 978-3-934887-55-8

Dass ein Profi-Sinfonieorchester (in diesem Fall das SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern unter der Leitung von Andreas Hempel) ein Kinderhörspiel intoniert, ist nicht gerade musikalischer Alltag. Umso verdienstvoller, dass hier eine qualitätvolle Musik zur Hörspielbearbeitung der Erzählung von Oscar Wildes „Das Gespenst von Canterville“ eingespielt wurde. Die bekannte Geschichte von der amerikanischen Familie Otis, die im neuen Schloss-Domizil das Gespenst zwar wahr-, aber nicht recht ernst nimmt, wird hier in einer Mischung aus Witz und Nachdenklichkeit spannend nachgespielt und -erzählt. Die musikalische Begleitung, komponiert von Henrik Albrecht, bewirkt die Verstärkung der erzählerischen Spannung. Leitmotivik und filmmusikalische Elemente kennzeichnen das Hörspiel. Der Text steht allerdings im Vordergrund. Dennoch: Ein Hör-Genuss für die ganze Familie.
Josefine Becker

Rudolf Herfurtner: Tims wundersame Sternenreise. Die antike Sagenwelt hinter den Tierkreiszeichen
Musik: Helga Pogatschar

Igel Records, ISBN 3-89353-990-5

Neugier brennt manchmal mit der Phantasie durch, der Bauernjunge Tim jedenfalls erfindet seine eigenen Erklärungen für die Tierkreiszeichen. Bis der Große Wagen jäh auf der Erde notlandet, von zwei edlen Pferden sowie dem mürrischen Maulesel Mizar gezogen und von dem verärgerten Gnom Alkor gelenkt.
Wegen freundlicher Hilfe erfährt Tim von Mizar die am Nachthimmel verborgenen antiken Geschichten des Zodiaks, wird sein Begleiter auf der „Wundersamen Sternenreise“, die Rudolf Herfurtner für Kinder ab acht Jahren geschrieben hat und Udo Wachtveitl erzählt.
Zwölf Ensembles bayerischer Musikschulen spielen die von Helga Pogatschar zu jedem Tierkreiszeichen komponierten Intermezzi. Sie geben diesen Wissensabenteuern ein apartes Flair, den spannenden und verständlichen Geschichten angepasst. (ab 8 Jahren)
Hans-Dieter Grünefeld

Gedanken wollen fliegen. Toni Geiling Kinderlieder, New Acoustic Collective, Bestelldaten: www.tonigeiling.de

Wer noch nach dem geeigneten Soundtrack für den nächsten Kindergeburtstag sucht, wird auf Toni Geilings Album „Gedanken wollen fliegen“ wohl eher nicht fündig werden. Zwar sprühen sie vor Sprachwitz: Wenn sich Wurz der Wiesenwurzelwicht zur Gespensterstunde am Buffet an Kuhfladen und Spinnentee gütlich tut, bringt dies nicht nur zum Schmunzeln, sondern schult auch kindliches Ausdrucks- und Vorstellungsvermögen. Aber die Texte bewegen sich in jener traumartigen, märchenhaften Atmosphäre, für die Kinder eher an regnerischen Herbstnachmittagen oder vor dem Einschlafen empfänglich sind. Geilings Gesang und die Begleitung durch Gitarre, Violine, Klavier, auch Maultrommel, Tuba und Banjo, überhaupt die oft recht getragene Vertonung im Volkslied- und Folk-Stil, entsprechen dieser Stimmung ganz genau. Die Melodien und Rhythmen sind anspruchsvoll gestaltet, gehen aber mit der Zeit ins Ohr. (ab 4 Jahren)
Julia Hartel

Allerleirauh
Edition See-Igel
ISBN 078-3-935261-13-5

In gewohnter See-Igel-Manier wird hier das poetisch-melancholische Märchen von der Königstochter, die vor ihrem heiratswütigen Vater in den Wald flüchten muss und dort von ihrem Prinzen aufgelesen wird, erzählt. Eva Mattes begleitet in diesem Fall mit ihrer angenehm unaufgeregten Stimme die Zuhörer bis zum Happy End. Unterbrochen wird das Ganze hauptsächlich mit kurzen Stücken aus Frank Martins „Pavane Couleur Du Temps“ (1920), das dieser für die Vorlage „Eselshaut“ der Gebrüder Grimm geschrieben hatte, und von Mozart-Menuetten. Die Musiker des Pellegrini Quartetts mit dem Klarinettisten Uwe Stoffel musizieren feinfühlig und verleihen dem Ganzen eine spannende atmosphärische Dichte, die jedoch den kleinen Zuhörerinnen und Zuhörern schon eine Menge Konzentration abverlangt. Ein wohltuender Kontrast zur Zippzapp-Mentalität der Fernsehgeneration, auf den man sich auf jeden Fall einlassen sollte. (ab 7 Jahren)
Ursula Gaisa

Des Kaisers Nachtigall. Eine musikalische Erzählung. Musik: Vàclav Trojan. Ensemble enCANTO. ENCANTO (Büchergilde 282246)

Eine Entdeckung gibt es auf dieser CD zu machen, die dem bewährten Konzept aus dem Hause See-Igel ähnelt. Das Ensemble enCANTO hat die Musik Vàclav Trojans, die dieser Ende der vierziger Jahre für eine Produktion des tschechischen Puppen- und Trickfilmpioniers Jiri Trnka komponiert hatte, für Klavier, Gitarre und – als nahe liegendes Nachtigall-Instrument – Flöte arrangiert. In der Interpretation durch Goetz Mursch, Markus Hebsacker und Jörg Benzing entfaltet sie in ihrer mit modalen Elementen erweiterten, nie harmlosen Tonalität einen poetischen Zauber, der Andersens wunderbarem Märchen über die Verfügbarkeit von Musik und ihre verborgenen, nicht mechanisch reproduzierbaren Kräfte eine entscheidende Dimension hinzufügt. Von Peter Haug-Larmersdorf vollständig gelesen ergibt das eine knappe Stunde Spielzeit, die aber durch die Abwechslung zwischen Lesung und Musik angenehm rhythmisiert wird. (ab 4 Jahren)
Juan Martin Koch

Freundschaft mit Tansania
Carus Verlag Stuttgart, CV 12.009/99

Bei „Freundschaft mit Tansania“ ist der Titel Programm. Schon seit bald 20 Jahren ist diese Freundschaft zwischen dem „Bagamoyo College of Art“ in Tansania und der „Musikschule Beckum-Warendorf“ gewachsen. Ehemalige Studenten des Colleges und der Kinderchor der Musikschule taten sich zusammen, um dieses gemeinsame CD-Projekt zu verwirklichen. Das Ergebnis ist eine Mischung aus tansanischen Volksliedern und neuen Songs. Während die Afrikaner die Stücke in verschiedenen tansanischen Dialekten vokalakrobatisch präsentieren, wurden für den Kinderchor die Texte in die deutsche Sprache sinngemäß übersetzt. Diese Übertragungen können interessant wirken, aber auch unfreiwillig komisch. Die Songs sind solide komponiert, arrangiert und umgesetzt. Vor allem der Kinderchor beeindruckt durch Präzision: eine tolle Anregung für Afrika-Projekte an Musikschulen und in Jugendzentren. Fazit: Ein reizvolles Experiment, das aber leider nicht den entscheidenden Funken überspringen lässt. (10–18 Jahre)
Anne Thomas

Major Dux. Ein Jazzhörspiel von M. Baltscheit & Sandra Weckert, featuring Bill Ramsey & Billy Butterfly, Audio-CD, Terzio, ISBN 3-89835-410-5

Dass der Jazz etwas Subversives hat und deswegen gerne in verrauchten Kellern Unterschlupf findet, wussten wir ja schon. Autor und Zeichner Martin Baltscheit hat den Jazz in seinem Hörspiel nun gar zur Speerspitze einer Untergrundbewegung gemacht, die von ihrem Unterschlupf in U-Bahnschächten aus dem musikfeindlichen Major Dux den Marsch bläst. Erzählt wird die etwas verschrobene Geschichte mit hinreißend subversiven Songs, die Sandra Weckert den charakterstarken Protagonisten auf den Leib geschrieben hat. Stilistisch breit gefächert führen sie die jüngere Zielgruppe ab sechs Jahren so ganz nebenbei auch in verschiedene Jazzspielarten ein. Und vermitteln etwas von der Kraft einer Musik, die – den Posaunen einer prähistorischen Big Band gleich – Gefängnismauern zum Einsturz bringen kann.
Vorsicht also: In dieser wunderschön gestalteten und erstklassig musizierten Scheibe steckt Dynamit! (ab 6 Jahren)
Juan Martin Koch

Rumpelstil: Alle Wetter
Tari Taro, LC 13686

Eine CD für Familien zu produzieren ist unglaublich schwierig: Entweder sind die Eltern nach wenigen Minuten genervt oder die Kinder langweilen sich. Die Gruppe „Rumpelstil“ hat mit „alle wetter“ einen Volltreffer gelandet. Denn worüber können sich Kleine und Große immer freuen, ärgern und den gemeinsamen Nenner finden? Das Wetter. Genauso facettenreich wie verschiedene Witterungen sind die Stilrichtungen auf dieser CD von Big Band Anklängen bis Sprechgesang gelungen zusammengewürfelt. Im rosa-süßen Einheits-Brei der Texte, die angeblich für Kinder geschrieben wurden, schmecken die Texte von „Rumpelstil“ wie klares Wasser: einfach und wirklich gut. Mal geht es ganz schnörkellos darum, dass die Sonne richtig gute Laune macht und im nächsten Lied findet man unter einem Wolkenberg kleine Weisheiten. Wer übrigens wissen möchte, wie das Morsealphabet aussieht, wie sich ein E-Gitarrist definiert und was ein Brontologe ist, findet diese Informationen im schmuck gestalteten Booklet. (6–11 Jahre)
Anne Thomas

Jorinde und Joringel
Edition See-Igel in Co-Produktion mit dem SWR, ISBN 978-3-93526-112-8

„Jorinde und Joringel“ ist ein Märchen über die Kraft der Liebe. Das Paar gerät in die Macht einer bösen Hexe, die auf ihrem Schloss schon viele Menschen eingefangen und verzaubert hat. Aber gegen die Liebe Joringels kann die Zaubermacht der Hexe nichts ausrichten; er entkommt und macht sich auf, die Geliebte und die anderen Opfer zu befreien. Die Geschichte, ursprünglich erzählt von Johann Heinrich Jung-Stilling, wurde später von den Brüdern Grimm in ihre Märchensammlung übernommen. In bewährter Manier hat die Edition See-Igel eine sorgfältige und zum Text passende Musikauswahl getroffen. Werke für Gitarre und Flöte unter anderem von Edvard Grieg, Béla Bartók, Manuel de Falla und Francis Poulenc, zeichnen die Stationen des Märchens nach. Die Länge der Musikstücke lässt die Spannung der erzählten Geschichte an keiner Stelle abbrechen. Musik und Erzählung bilden ein stimmiges Ganzes. Wally Hase (Flöte) und Thomas Müller-Pering musizieren in gewohnter See-Igel-Qualität. (ab 5 Jahren)
Josefine Becker

Helme Heine: Die Schöpfung – Eine musikalische Erzählung. Musik von Reinhard Seifried, Beltz & Gelberg und Schott, ISBN 3-7957-0521-5

Die Entstehung der Welt und die Natur des Menschen sind die Themen in Helme Heines ausgezeichnetem Bilderbuch „Die Schöpfung“. Auf der beiliegenden CD kann sich der Leser unabhängig vom bebilderten Werk die klangliche Ausdeutung der Geschichte als „musikalische Erzählung“ anhören. Dabei setzt Dirigent und Komponist Reinhard Seifried auf im Hör-eindruck bekannte Themen und Motive aus der Welt der Klassik sowie auf wiedererkennbare Instrumente und Formationen, die in bildlicher Art und Weise die Texte wiedergeben sollen, die vom Autor selbst erzählt werden. Das Besondere an Heines Schöpfungsgeschichte ist, dass sie mit der Erschaffung von Adam und Eva nicht zu Ende ist, sondern erst richtig losgeht. Von den Kindern und Kindeskindern der berühmten Ur-Eltern wird der Bogen zum Leser geschlagen, der zur Geburt drei Freunde geschenkt bekommt. Das Besondere an Heines Lebens-Erklärungs-Versuch ist weiterhin, dass er nicht aufhört, wenn das Leben an und für sich erklärt ist, sondern schildert, was mit Kopf, Herz und Bauch an dem Tag passiert, an dem wir sterben. (ab 4 Jahren)
Friederike Neermann

Pssst, ich weiß was! Gedichte & Geschichten & Abzählreime mit Musik von Tschaikowsky, Paganini und Dvorák
Intelligent Entertainment, Köln, ISBN 978-3-00-022126-2

Von kinderleicht bis recht anspruchsvoll reicht das Spektrum der Gedichte, kurzen Geschichten, Abzählreime und Zungenbrecher auf dem vom VdM empfohlenen Hörbuch. Gelesen werden die Texte von Hörfunk- und TV-Moderator Kai Spitzl. Anna Zlotovskaia (Violine), Olga Smotrich (Cello) und Tatiana Kozlova (Klavier) ergänzen sie durch Kompositionen von Tschaikowsky, Paganini und Dvorák. Eine Kombination, die Kindern sicherlich Spaß macht, vor allem weil Spitzl die kleinen literarischen Kostbarkeiten äußerst zungenfertig und mit großer Variation seiner Stimmlagen vorträgt. Zu deren Autoren gehören die „Grundschulklassiker“ Josef Guggenmoos und James Krüss, große Dichter wie Theodor Fontane, Joachim Ringelnatz und Erich Kästner, aber auch unbekannte Wortkünstler. Ein potentielles Lieblingsstück: das „Eletelefon“. In dem kleinen Gedicht „Es war einmal ein Mann“ wird das Kind animiert, die fehlenden Reimwörter jeweils selbst einzusetzen. Und manche der Zungenbrecher, die Spitzl mit Paganinis Geigenläufen um die Wette herunterplappert, werden öfter vorgetragen – alles gute Hilfen zum Auswendiglernen. (ab 4 Jahren)
Julia Hartel

Marko Simsa, Doris Eisenburger: Die Bremer Stadtmusikanten. Das Märchen der Brüder Grimm zur Musik von Erke Duit, Annette Betz Verlag. ISBN 978-3-219-11265-8

Ein Märchen, das förmlich nach Musik schreit, eine flotte, aber nicht platte Musik mit Ohrwurm-Potenzial: Viel mehr braucht es eigentlich nicht, um eine unterhaltsame knappe dreiviertel Stunde mit einem schönen Bilderbuch (illustriert von Doris Eisenburger) zu verbringen. Vom Wiener Kinderkonzert-Abräumer Marko Simsa, der auch den Erzähler gibt, stammt das Konzept, das den Märchentext um einige musikalische Aspekte erweitert: eine Instrumentenvorstellung à la Prokoffief, die allmähliche Entstehung des tierischen Erkennungsstücks und entsprechende kleine Textergänzungen. Erke Duits Musik für streicherloses Kammerensemble mit präsentem Schlagwerk vermeidet weitgehend kindermusikalische Klischees und findet zu einem charakteristischen Tonfall mit Wiedererkennungswert. Die Umsetzung ist lebendig und professionell, nur das mehrstimmige Nachtlied hätte intonationssicheren Sängern anvertraut werden sollen. Zum Selbersingen ist es aber auch mit Noten abgedruckt. Auch den Räuberchor kann man zur angehängten Instrumentalversion noch einmal mitgrölen. (ab 4 Jahren)
Juan Martin Koch

Lucia und das Drachenhalsband
Helga Pogatschar (Musik), Rudolf Herfurtner (Text)
Erzählt von Hannelore Hoger

Aktive Musik Verlagsgesellschaft GmbH, Igel Records, Dortmund
ISBN 978-3-89353-122-6

>Das Schönste an dieser Edition: Hier musizieren nicht Erwachsene Neue Musik für Kinder, sondern Kinder und Jugendliche für Kinder. Zwölf Ensem-bles bayerischer Musikschulen spielen zwölf Miniaturen der Münchener Komponistin Helga Pogatschar auf beachtlichem Niveau. Die kleinen Drei- und Vierminüter sind die Programmmusiken zu einer Ilias der besonderen Art. „Groooß ist die Maus, die Maus ist groooß“ ist das Motto der zwölf Erzählungen von Rudolf Herfurtner: Die großen Helden sind nämlich klitzekleine Mäuse, die gegen riesenhafte Katzen und andere Monster antreten müssen, um ihr Leben, ihre Familie und Freunde zu retten. Über 180 Minuten auf drei CDs verlangen eine gewisse Ausdauer der jungen Zuhörer ab acht Jahren. Heldensagen mit antikem Personal wie Basilisk, Sphinx, Minotaurus, Chimäre oder dem Totenfluss Acheron sind Teil einer Rahmenhandlung, in der die junge Maus Lucia und ihr Freund und Beschützer Orlando entdecken, dass Traditionen keinen Ewigkeitswert besitzen und auch Götter vom Sockel gestürzt werden können. (ab 8 Jahren)
Andreas Kolb

„Der Schnabelsteher“ & „Der fliegende Baum“
Random House Audio, ISBN ISBN 978-3-89830-949-3

Zwei Erzählungen von Rafik Schami werden vom Duo Pianoworte (Helmut Thiele und Bernd-Christian Schulze) in Szene gesetzt: Die Geschichte vom kleinen Raben, der – mit der Gabe des Auf-dem-Schnabel-Stehens gesegnet – dem Pfau, dem eitlen König der Vögel, einen Spiegel vorhält und den anderen Vögeln zeigt, mit wem sie es da zu tun haben. Und die Geschichte vom Baum der sich nicht entscheiden kann, was für ein Baum er sein will, der sich mit den Tauben auf den Weg macht und wegfliegt und schließlich einige singende Fische vor dem Pelikan rettet. Beide Erzählungen handeln von der eigenen Courage und der Bereitschaft, sich gegen Konventionen zu stellen. Die beiden Klavierparts (der „Schnabelsteher“ komponiert von Michael Jan Haase, der „Fliegende Baum“ von Friedrich Höricke) erzählen sensibel und textgenau die Geschichten auf ihre Weise nach. Leitmotivisch werden die Figuren eingeführt und dargestellt. Haase zeichnet eindrücklich den Weg des kleinen Raben, Hörickes Musik erzählt impressionistisch von der Gefühlswelt und der aufregenden Reise des kleinen Baums. Ein höchst gelungenes Zusammenspiel von Wort und Musik und zwei Geschichten zum Immer-Wieder-Hören. (ab 8 Jahren)
Josefine Becker

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