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Jugendensembles sind nichts Neues
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Rainer Nonnenmann schreibt in einem Artikel zum Landesjugendensemble in NRW auf Seite 34 der nmz 9/12: „Die weithin einmalige Initiative fand schnell Resonanz bei Veranstaltern und der Öffentlichkeit. Zudem wurde sie zum Vorbild für weitere Landesjugend­ensembles in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen.“ Dazu möchte ich anmerken: Diese „Initiative“ ist nicht neu und schon überhaupt nicht einmalig. Wer so etwas behauptet, hat schlicht keine Ahnung. Das Ganze nachträglich zum Vorbild für andere zu deklarieren ist nicht nur frech, sondern eher dumm. Die Idee ist gut und richtig. Einmalig ist nur die finanzielle Unterstützung mit 300.000 Euro durch die Bundeskulturstiftung.

Ein kleiner Blick zurück. Bereits seit 2006 realisieren wir mit via-nova-Projekte mit Jugendensembles. In den ers­ten Jahren entstanden projektbezogene Ensembles an verschiedenen Musikschulen mit 20–30 jungen Musikern pro Schule. Unsere damalige Projektmanagerin, die gleichzeitig auch das Landesjugendorchester betreute, machte den Kontakt zum Dirigenten des Orchesters, der von der Idee eines festen Landesjugendensembles begeistert war. Wir planten das erste Konzert und bis heute leitet er das Ensemble. Wenige Jahre später ging unsere Mitarbeiterin nach NRW und arbeitet seitdem für den Landesmusikrat und die Junge Kammerphilharmonie.

Seit Jahren macht das Landesjugendensemble Rheinland/Pfalz eine Probenphase in Rheinsberg. Dieses Ensemble gibt es schon seit 20 Jahren und wird im Artikel von Herrn Nonnenmann in einer Klammer nebenbei erwähnt. Hier in Rheinsberg entstand die Idee einer tatsächlich bisher einmaligen Initiative – ein Austausch- und Gemeinschaftsprojekt dreier Jugendensembles aus Rheinland-Pfalz/Hessen/Saarland, Niedersachsen und Thüringen. Komponisten aus allen beteiligten Ländern waren integriert, komponierten für die Ensembles und probten mit den Jugendlichen. Mit großem Erfolg kam es 2011 zu Aufführungen in Weimar, Mainz und schließlich auch dort, wo das Projekt seinen Urspung fand, in Rheinsberg. Und das Projekt wird fortgesetzt, 2013 gibt es wieder eine Zusammenarbeit zwischen Thüringen und Niedersachsen. 

2010 waren Schweizer Musiker begeistert von der Leistung des Jugendensembles aus Thüringen und gründeten daraufhin das erste Jugendensemble in der Schweiz. 2012 gaben sie ihr Gründungskonzert und gleichzeitig entstand ein erstes binationales Gemeinschaftskonzert mit dem Thüringer Landesjugendensemble in Weimar. 2013 folgt die Fortsetzung in der Schweiz.

Wir haben hier zwei Arbeitsphasen mit Konzerten pro Jahr. Alles zusammen wird mit 5.000 Euro finanziert. Auch die Bundeskulturstiftung hat eine Anschubfinanzierung gewährt, das darf nicht vergessen werden – 13.000 Euro (dreizehntausend) für zwei Jahre. Eigentlich haben wir gar nichts. Das einzige, was wir haben, sind hochmotivierte und begabte Schüler, Juri Lebedev, ein unglaublicher Dirigent, und Komponisten, die mit den Schülern geschickt arbeiten können. Auch deshalb werden Dirigent und Komponisten inzwischen zu Arbeitsphasen anderer Ensembles eingeladen.

Irritierend ist nur die Information, die mich vor wenigen Tagen erreichte, dass die Bundeskulturstiftung den Antrag zur Gründung eines Bundesjugend­ensembles abgelehnt hat. Er kam aus Rheinsberg. Vielleicht kam der Antrag aber einfach nur zu weit aus dem „Norden“ und ein Bundesjugendensemble hat schon jemand anders geplant … Man darf die Sache gespannt weiter verfolgen. 

Johannes K. Hildebrandt, Weimar

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