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Die koreanische Sängerin Youn Sun Nah hat sich für ihr aktuelles Projekt „Immersion“ einige Songs aus dem Popkatalog angeeignet
Die koreanische Sängerin Youn Sun Nah hat sich für ihr aktuelles Projekt „Immersion“ einige Songs aus dem Popkatalog angeeignet
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Mit Cello und anderen Streichinstrumenten

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Neuerscheinung im Jazzbereich, vorgestellt von Hans-Dieter Grünefeld
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Neue Platten von und mit: Gregor Huebner, Sokratis Sinopoulos Quartet, Simsa Fünf, Youn Sun Nah und Franz von Chossy.

Im Jazz und anderer improvisierter Musik hat das eigentich europäisch-klassische Cello eher eine Nebenrolle. Es hat dann nur die Funktion einer Klangfarbe in einem besonderen Kontext. Wie dem „Life Theater“ des niederländischen Pianisten Franz von Chossy. In dessen Trio fügt der Schlagzeuger Kristijan Krajncan per Overdubbing bei zwei Titeln Cello-Extras hinzu: vibrierende Flageoletts zu dem aus romantischer Introspektion in dynamischen Bogen aufstrebenden „Inner Child“ und ebenso dem vorwärts strebenden „Wanderer“, wenn er in einer dicht gestaffelten Coda sein Ziel erreicht. Intelligente Motivkombinationen und variables Interplay mit Bassist Clemens van der Feen bestimmen dieses ambitionierte Lebensepos. (o-tone)

Die koreanische Sängerin Youn Sun Nah hat sich für ihr aktuelles Projekt „Immersion“ einige Songs aus dem Popkatalog angeeignet, um neue Ebenen durch Verfremdung zu erkennen, etwa indem sie ihr Rezitativo bei „Isn’t It A Pity“ von George Harrison durch ein gitarreskes Cello-Ostinato und schabende Perkussion flankieren lässt. Auch sonst ist das Cello konstitutiv für den Sound, elektrisch verstärkt in ihrem Original „Here Today“ mit Overdubs, die wie ein Hiatus zu ihrem Gesang wirken. Die Multiinstrumentalisten Clément Ducol (Klavier, Synthesizer und anderes) und Pierre-François Dufor (Drums & Perkus­sion) sowie Laurent Vernerey (E-Bass) geben diesen Revisionen atmosphärische Spannung und Abwechslung. (Warner)

Näher zu Improvisationen sind (Sebastian) Simsa Fünf, das exzentrische Ensemble des östereichischen Schlagzeugers nimmt sich nämlich „The Time We Need“ für pittoreske Imaginationen. Renaissance-Elemente einer Sopransax-Kantilene beziehen sich auf „The Bridge“ in Finnland, werden von, geklöppeltem Schlagzeug, E-Gitarren-Sounds und einer Violinen-/Cello-Episode polyphon erweitert. Jet-Punk-Samba mit starken Streicher-Impulsen paraphrasieren die „Tuilleries“, und auch andere Themen wie „Mauern & Eis“ (am Brandenburger Tor) haben diese flimmernden Timbres aus gezupften und gestrichenen Motiven, sodass man sich Zeit lassen kann, genau zu hören. (Crack 0067)

Ebenso beim Sokratis Sinopoulos Quartet aus Griechenland, denn da ist dessen archaische Lyra con arco dominant: Unprätentiös, doch intensiv wird man „Metamodal“ in eine Retro-Welt transponiert: zunächst kontemplativ durch Klavier- und Basstupfer, dann beschleungit durch folkloristische Perkussion. Und plötzlich bewegt sich dieses Refugium durch Improvisationen, löst sich von Skalen und öffnet sich dezent für Intonation und Interplay des Jazz mit byzantinischem Kolorit und vornehmer Attitude. (ECM)

Ein Pendant dazu ist die Vitalität von „El Violin Latino – Los Soñadores“ des Solisten Gregor Huebner aus Stuttgart mit Wohnsitz in New York. Sein Repertoire ist hier auf Kuba bezogen, beginnt mir einem starken Violinriff, das „Equinox“ von John Coltrane unvermutet in die Umgebung des Son katapultiert. Doch auch die Originale haben eigenen Charme, denn Gregor Huebner übernimmt per Violine sozusagen den dialogischen alter ego Part der Sängerin Yumarya. So entsteht eine spezielle Spannung aus vokaler und oft chromatisch schrägem Violinstil. Das Ensemble mit Klavier, Bass, Congas und Schlagzeug hält die ryhthmische Balance und schürt das Fuego dieses brillant präsentierten Repertoires. (FM)

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