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Musik zum Lesen und Durchblättern

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Robert Adzerballs Hannibal Verlag unter neuer Führung
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Nach 20 Jahren harter Arbeit unter dem Motto „Musik zum Lesen” verabschiedet sich Robert Adzerball, Begründer und Verfechter von Pop-, Rock- und Jazz-Büchern, in den Ruhestand und übergab im August 2000 den Verlag an Koch International und an seinen Nachfolger Manfred Gillig-Degrave, der dem Hannibal Verlag bereits seit Jahren als Lektor und Berater zur Seite stand. Aus dem umfangreichen Verlagsprogramm, das pünktlich zur Buchmesse präsentiert wurde, seien nachfolgend ein paar Beispiele herausgegriffen.

Nach 20 Jahren harter Arbeit unter dem Motto „Musik zum Lesen” verabschiedet sich Robert Adzerball, Begründer und Verfechter von Pop-, Rock- und Jazz-Büchern, in den Ruhestand und übergab im August 2000 den Verlag an Koch International und an seinen Nachfolger Manfred Gillig-Degrave, der dem Hannibal Verlag bereits seit Jahren als Lektor und Berater zur Seite stand. Aus dem umfangreichen Verlagsprogramm, das pünktlich zur Buchmesse präsentiert wurde, seien nachfolgend ein paar Beispiele herausgegriffen.Lucy Ellis/Bryony Sutherland: Tom Jones. Der Tiger aus Wales, aus dem Englischen von Ingeborg Schober/Harald von Wieckowski, geb., 320 Seiten, 60 S/W-Fotos, Diskografie, 49,80 Mark.

Er ist einer der wenigen seiner Generation – immerhin ist er seit 1964 als Sänger unterwegs –, der es immer noch schafft, dass 16- und 60-Jährige anfangen zu tanzen, sobald seine sexy Stimme ertönt, und am liebsten ihre Höschen auf die Bühne werfen würden. Die Rede ist natürlich vom Tiger aus Wales: Tom Jones, der an der Schwelle zum neuen Jahrtausend mit seinem Album Reload und dem Hit „Sex-Bomb” ein weltweites furioses Come-Back einfahren konnte. „Ich erfinde mich für jede Generation neu,“ kommentiert „The Voice“ diese Entwicklung mit Stolz.

Die Londoner Journalistinnen Lucy Ellis und Bryony Sutherland hatten es nicht leicht mit ihrer Biografie, denn beharrlich entzog sich Tom Jones allen persönlichen Befragungen, dafür konnten sie aber zahlreiche Mitarbeiter, Familienmitglieder, alte Freunde und Größen aus dem Showbiz für sich gewinnen. Entstanden ist ein farbiges, glamouröses und spannendes Porträt eines Junggeblieben, der trotz allen Ruhmes im Grunde seines Herzens noch tief in der kleinen Bergarbeiterwelt seiner Heimat verwurzelt ist. Die Fotos geben ebenfalls tiefe Einblicke in die Welt zwischen Glitzer-Stars und Familienleben (Jones ist immer noch mit seiner ersten Frau Linda verheiratet) und zeigen Tom etwa mit Elvis Presley, den Supremes, den Blossoms oder Robbie Williams. Ein definitives Werk, das unterhaltsame Klatschgeschichten mit detailliertem zeitgeschichtlichen Info-Material verbindet.

Stuart Maconie: Blur. 3162 Tage – die offizielle Biografie, aus dem Englischen von Kirsten Borchardt, 350 Seiten, 8 S/W, 8 farbige Abbildungen, Diskografie, 35,- Mark.

Sie sind neben Oasis die berühmteste und umschwärmteste Britpop-Band der Neunziger: Blur. Ihr Album „Parklife” und ihre Hits „Song 2” oder „Girls And Boys” machten sie zu Vorreitern und Chart-Stürmern. Die Presse stilisierte den Wettkampf zwischen Oasis und Blur zum „Bandenkrieg” hoch: Oasis als böse Buben in der Nachfolge der Stones und Blur als die künstlerisch anspruchsvolleren, sonnigeren Beatles-Nachfolger. Doch aus diesem Korsett konnten sie sich mit ihren letzten beiden rockigeren Alben erfolgreich befreien. Der Journalist Stuart Maconie verfolgte den Werdegang der vier Jungs von Anfang an, und hat es geschafft, dass neben Kollegen, Managern und Freundinnen auch die Musiker selbst mit eigenen Worten von ihrer Karriere und dem Privatleben erzählen, was diese Biografie authentisch und lebendig macht. Sehr private Fotos vervollständigen die Chronik.

Ira Nadel: Leonard Cohen. Ein Leben für die Poesie, aus dem Amerikanischen von Bernd Oehler, geb., 200 Seiten, 20 S/W-Fotos, Diskografie, 34,- Mark.

Düster und melancholisch, erfüllt von Todessehnsucht und einer unstillbaren Sehnsucht nach Leben und Lust, so könnte man – kurz und unzureichend – den Gedichte- und Lieder-Kosmos des kanadischen Poeten Leonard Cohen beschreiben. Ira Nadel zeichnet in seiner Biografie die Entwicklung dieser Kunst nach, von den Anfängen als Kind wohlhabender, gläubiger Juden in Montreal über seine ersten Erfolge als Dichter bis hin zum umschwärmten Pop-Star, der inzwischen in einem buddhistischen Kloster in Kalifornien lebt. Cohen kommt dabei selbst zu Wort: Zitate – glücklicherweise im Original – aus dem dichterischen Werk und Liedtexte ergänzen Cohens Nachforschungen und vermitteln aufschlussreiche Einblicke in die Gedankenwelt „dieses Dichters der gebrochenen Gefühle”.

Christopher Sandford: Sting. Die definitive Biografie, aus dem Englischen von Mark Bloemeke, 300 Seiten, 16 Seiten S/W-Fotos, Diskografie, 35 Mark.

Sting zählt unbestritten zu den wichtigsten Pop-Ikonen aller Zeiten. Sein Biograf Christopher Sandford, bereits bekannt geworden durch seine Bücher über Mick Jagger, Eric Clapton, Bruce Springsteen und David Bowie, zeichnet seinen Werdegang vom armen Milchmann-Sohn über den unzufriedenen Lehrer aus Newcastle bis zum „The Police“-Mitglied und Solo-Star minutiös und sorgfältigst recherchiert nach.

Das Bild, das dabei entsteht, ist nicht immer sonderlich sympathisch, doch durchzogen von bewundernswertem Mut und dem unbedingten Willen, Musik zu machen und aus der Enge der nordenglischen Küstenstadt in den Olymp des Pop aufzusteigen. Frei nach Stings Motto: „Arbeit definiert dich. Arbeit ist dein Selbstwert. Sie ist du. Finde diese Arbeit und du wirst glücklich”. Dass dabei private Freunde und Begleiterinnen zurückstehen müssen, scheint unvermeidlich...

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