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Musikalische Hommage an die Mandoline

Untertitel
Neue CD des DTKV-Mitglieds Jochen Roß
Publikationsdatum
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Rechtzeitig zur bevorstehenden Aktion „Instrument des Jahres 2023“ liefert die dafür auserkorene Mandoline die Idee zur CD „Tides“ (engl. Gezeiten). 10 von 11 Titeln sind der ihr gewidmet. Jochen Roß verdient höchste Anerkennung für diese Einspielungen. Beteiligt sind weitere zwölf exzellente Musiker an teils ausgefallenen Instrumenten wie Hang, Halo, Sitar oder Duduk (ein armenisches Holzblasinstrument), hinzu treten Gitarre, Drums, Big Drum, Bass, Vocals, Trompete und Violoncello in verschiedenen Mischungen, mehrmals auch elektronisch leicht verfremdet bzw. mit Nachhall „modernisiert“. Die beteiligten Musiker sind Oliver und Martin Kälberer, Jens-Uwe Popp, Arayik Bakhtikyan, Stefan Emig, Matthias Akeo Nowak, Michael Kiske, Matthias Hübner, Daniel Sieb, Marcus Schneider und Nils Hoffmann.

Der Name „Tides“ (englisch: Gezeiten) ist gut gewählt, denn, alles in allem, handelt es sich um eine Art Weltmusik, oft meditativ, mit Einflüssen aus sehr diversen Quellen, die ganz dezent an Pop, Jazz, Swing oder auch an indische Ursprünge erinnern. Eine zentrale Achse dieser CD wird mit Stücken von Johann Sebastian Bach gebildet: Spur 3 ist dessen Preludio aus der Partita Nr. 3, BWV 1006, bewundernswert auf der Mandoline gespielt. Nr. 6 ist die Sarabande aus der Suite VI, BWV 1012, hier mit Mandoline und Kontrabass, der hier von Oliver Kälberer sehr geschickt hinzugeschrieben wurde. Schließlich auch Nr. 9, die Gigue aus der Partita II, BWV 1004, die auf der Solomandoline scheinbar mühelos gespielt und gut strukturiert daherkommt.

Bei Nr. 10 „Rowing“ (Rudern) scheint ein wenig das Traditional „Rowing from Islay to Uist“ durch (ein Schelm, wer dabei an Whiskey denkt). Die Besetzung ist hier am größten, es kommen nochmals indische Einflüsse zum Tragen, die Vocals nehmen stellenweise das tiefe „Ooooom“ fernöstlicher Mönche zum Vorbild. Hier dachte ich, hätte das Schlussstück sein müssen – doch es folgt noch „Für Alina“, ein kurzes Klavierstück von Arvo Pärt, ganz schlicht zweistimmig gehalten in eigenwilliger Stimmführung. Für all diese Meditationen wirkt das jetzt wie ein Nachruf, und rundet tatsächlich das ganze Programm gut ab.
 

CD-Tipp
„Jochen Roß – Tiden“ (2022), produziert von Marcus Schneider und Jochen Ross, LC05699, erhältlich bei www.jochenross.com

 

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