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Bild zum Text. Foto: Nordkolleg Rendsburg
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Musiktutoren proben Split Screen Videos

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Musik machen, Gruppenprozesse anleiten und Begeisterung weitertragen
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Anfang Juni endete für rund 40 schleswig-holsteinische Schülerinnen und Schüler die Qualifizierungsreihe musiktutor*innen sh. Nicht wie geplant mit einem Live-Konzert, sondern via Web-Konferenz. Resümee einer besonderen Projektstaffel.

Eigentlicher Kern des musikpädagogischen Nachwuchsprojektes sind vier Präsenzphasen im Nordkolleg Rendsburg, während derer die Jugendlichen gemeinsam musizieren, erste Erfahrungen im Anleiten einer Musikgruppe sammeln und tontechnisches Know-How erwerben. Den Abschluss bildet ein Konzert, bei dem sie zum einen selbst auf der Bühne beziehungsweise am Mischpult stehen und die Ergebnisse der musikalischen Arbeit in den Profilkursen Ensembleleitung vokal, Ensembleleitung instrumental und Ton- und Beschallungstechnik präsentieren. Zum anderen übernehmen die Teilnehmenden aber auch organisatorisch Verantwortung, indem sie Teile des Konzertmanagements selbst planen und umsetzen.

Zwischen analogem Musizieren und digitalen Lernwelten

Der Corona-Lock down im März traf die Projektbeteiligten kurz vor dem dritten Akademiewochenende in Rendsburg. Nach einer kurzen Phase des Umdisponierens – insbesondere im Hinblick auf das Bereitstellen digitaler Infrastruktur – wurden die verbleibenden Unterrichtsphasen in den digitalen Raum transferiert.  So trafen sich die jungen Musikerinnen und Musiker in Web-Konferenzen, nahmen an Webinaren teil und nutzten eine E-Learning-Plattform, um sich zu vernetzen und Material auszutauschen. Als Alternative zum eigentlichen Höhepunkt der vierteiligen Qualifizierungsreihe – dem öffentlichen Abschlusskonzert – probierten sich die angehenden Musiktutor*innen an einer virtuellen Spielart des gemeinsamen Konzerterlebnisses: der Erstellung und Präsentation sogenannter Split-Screen-Videos. Deren Premiere wurde im Rahmen einer virtuellen Abschlussveranstaltung im Webkonferenzraum „gefeiert“. Dadurch hatten auch Musiklehrkräfte der entsendenden Schulen aus allen Teilen Schleswig-Holsteins Gelegenheit, live dabei zu sein und konkrete Einblicke in das Projekt zu erhalten. Zusätzlich fand zum Auftakt des letzten Projektwochenendes eine Online-Lehrveranstaltung unter der Leitung von Prof. Dr. Daniela Bartels, Gastprofessorin am Institut für Musikpädagogik der Universität der Künste Berlin, statt. Hier konnten die Schülerinnen und Schüler praxisnah und zugleich didaktisch-methodisch reflektiert miterleben, wie die Einstudierung eines Popsong in einer Gruppe mit wenig musikalischen Vorkenntnissen möglich ist. Der Workshop zeigte eindrücklich, dass musikalische Begegnung und Interaktion auch im digitalen Raum funktionieren kann: wenn die Musiker*innen mit ihren individuellen Fähigkeiten wertgeschätzt werden, wenn kleine Erfolgserlebnisse stattfinden und dadurch die Motivation steigt, wenn die Beteiligten selbsttätig agieren können, wenn ein Raum geschaffen wird, in dem aus individuellen Beiträgen etwas Gemeinsames entsteht und die Gruppe Spaß hat. Diese Positivmerkmale selbst zu erfahren und anschließend auch zu benennen, sorgte bei vielen Jugendlichen für ein Aha-Erlebnis. Trotz aller Unterschiede zwischen „realen“ Musizier- und Unterrichtssituationen und digitaler Vermittlungswege stellen sie ein verbindendes Element zwischen den Lernwelten her und bieten Orientierung für das eigene Initiieren musikalischer Gruppenlernprozesse.

Begeisterung weitertragen

Die Resonanz auf das Projekt war sehr positiv und die Motivation, als musiktutor*in tätig zu werden, hoch: viele der Absolvent*innen können sich vorstellen,  kleinere musikalische Assistenzaufgaben an ihrer Schule oder im Freizeitbereich zu übernehmen oder haben dies bereits umgesetzt. Andere möchten ihr tontechnisches Knowhow im AG-Bereich an jüngere Schülerinnen und Schüler weiter geben. Kirsten Wagner, Geschäftsführerin der NORDMETALL-Stiftung, die das Projekt seit 2017 als Hauptförderer unterstützt hat, ermutigt die Musiktutor*innen: „Wir sehen in euch auch Multiplikatoren. Wir sehen in euch Menschen, die mit ihrer Begeisterung für Musik auch andere Menschen anstecken und es weitertragen“. Für einzelne geht der Weg womöglich noch einen Schritt weiter. Sie sehen sich in ihrer Berufswahl bestärkt und bewerben sich für ein Lehramtsstudium Musik. Somit trägt das Projekt dazu bei, dem Musiklehrkräftemangel im nördlichsten Bundesland entgegen zu wirken und junge Menschen auf dem Weg, Musiklehrer*in zu werden, zu begleiten und zu unterstützen.  mut*sh wird seit 2017 erfolgreich durchgeführt. Projektpartner sind das Nordkolleg Rendsburg und die Musikhochschule Lübeck, unterstützt wird das Vorhaben vom Landesmusikrat Schleswig-Holstein und dem BMU – Landesverband Schleswig-Holstein. Im kommenden Schuljahr startet die vierte Staffel, an der Dank der Unterstützung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein als Hauptförderer und der NORDMETALL-Stiftung erneut 40 Jugendliche kostenfrei teilnehmen können.

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