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Gerhard Rohde. Foto: Charlotte Oswald
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Personalia 2014/07

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Happy-New-Ears-Preise an Rebecca Saunders und Gerhard Rohde +++ Per Nørgård rückt in den Mittelpunkt internationaler Aufmerksamkeit +++ Carolin Widmann erhält Schneider-Schott-Musikpreis +++ Horace Silver und Jimmy Scott +++ Hortense Anda-Bührle

Happy-New-Ears-Preise an Rebecca Saunders und Gerhard Rohde

Alle zwei Jahre zeichnet die Hans und Gertrud Zender Stiftung Künstler und Kritiker aus, die sich besonders für die Neue Musik einsetzen. 2015 gehen die Happy-New-Ears-Preise an die Komponistin Rebecca Saunders und den Musikkritiker und nmz-Herausgeber Gerhard Rohde. Seit 2011 verleiht die 2004 gegründete Stiftung in zweijährigem Turnus diesen Preis. Am 20. Februar 2015 wird die Auszeichnung verliehen. Ein Förderpreis im Bereich Publizistik wird an den Philosophen Christian Grüny vergeben. Rebecca Saunders war Schülerin von Wolfgang Rihm und Nigel Osborne und lehrt heute an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Seit 2009 ist die Komponistin Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Bekannt wurde sie unter anderem mit „Chroma“, einer dem jeweiligen Konzertraum angepassten, teils in Collagetechnik komponierten Kammermusik. Ihr neues Werk für Trompete und Orchester ist ein gemeinsamer Auftrag der musica viva des Bayerischen Rundfunks und von BBC Radio 3 für das BBC Scottish Symphony Orches-tra. Die Uraufführung findet am 20. Februar 2015 um 20.00 Uhr, nach der Preisverleihung, im Konzert der musica viva mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Peter Eötvös im Herkulessaal statt. Solist des neuen Werkes von Saunders ist der Trompeter Marco Blaauw.

Gerhard Rohde begann nach einem Jurastudium seine Laufbahn als freier Kritiker für Musik, Theater und Film bei Zeitungen wie der Musikalischen Jugend und der neuen musikzeitung. Ab 1964 war er Musikredakteur bei der Hannover Rundschau, 1967 wechselte er als Redakteur zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Heute ist Gerhard Rohde Mitherausgeber der neuen musikzeitung und arbeitet als freier Mitarbeiter für die FAZ. Der Happy-New-Ears-Preis für Publizistik wird ihm für seine jahrzehntelange kritische Berichterstattung auf dem Gebiet der Neuen Musik verliehen. Wir gratulieren ganz herzlich. nmz-red

Spät, doch nicht zu spät – Per Nørgård rückt in den Mittelpunkt internationaler Aufmerksamkeit

Am 11. Juni kündigte der Chefdirigent des New York Philharmonic Orchestra, Alan Gilbert, in der Carnegie Hall den Empfänger des vom Orchester vergebenen Marie-Josée Kravis Prize for New Music an: Nachdem 2012 Henri Dutilleux diese späte, mit 200.000 US-Dollar dotierte Auszeichnung verliehen wurde (Dutilleux teilte das Preisgeld und ermöglichte so drei neue Kompositionsaufträge), ist der mehr als verdiente Gewinner diesmal Dänemarks überragender Komponist Per Nørgård. Dies ist unbeabsichtigterweise auch ein dringliches Signal an die Macher der europäischen Neue-Musik-Szene, die diesen Giganten bis heute geflissentlich ignorieren, als wäre er einer der vielen Skandina-vier, denen man gewohnheitsgemäß vorwirft, nicht mit den aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten – ein übrigens sehr peinliches Vorurteil, das schon Sibelius’, Nielsens, Petterssons und zuletzt Anders Eliassons und Pehr Henrik Nordgrens Musik hierzulande nur mit extremer Verzögerung bekannt werden ließ.
Per Nørgård, geboren am 13. Juli 1932 in Gentofte und Student der symphonischen Altmeister Vagn Holmboe und Finn Høffding, schrieb schon Mitte der fünfziger Jahre, als er der unmittelbaren Einflusssphäre seiner Lehrer sowie Bartóks und des bewunderten Sibelius entwachsen war, große Werke von visionärem Ausdruck und kühner Originalität wie „Konstellationen“ für Streichorchester oder seine Erste Symphonie. Anfang der sechziger Jahre war er tief in der Auseinandersetzung mit der zentraleuropäischen Avantgarde, um dann seine eigenen Forschungen und Lösungen zu verfolgen, die insbesondere melodisch die Ausfaltung der sogenannten „Unendlichkeitsreihe“, rhythmisch die Ausdifferenzierung von Proportionen des Goldenen Schnitts und harmonisch die Exploration harmonikaler Gesetzmäßigkeiten umfassen – eine Entwicklung, die bis heute anhält und uns stets aufs Neue mit klanglich und formal höchst faszinierenden Werken überrascht. Nun also diese Ehrung – und doch ist Nørgård im vergangenen Jahr eine fast noch größere, jedenfalls unmittelbar effektivere Ehre widerfahren, die nun bei Dacapo (SACD 6.220574; Vertrieb: Naxos) als Neuerscheinung vorliegt: Sakari Oramo, designierter Chefdirigent des BBC Symphony Orchestra, spielte mit den Wiener Philharmonikern Nørgårds Sinfonia Austera und Achte Symphonie ein – seine erste und seine vorerst letzte. Unbedingt anhören, um zu erfahren, was wir so lange verpasst haben! [Christoph Schlüren]

Carolin Widmann erhält Schneider-Schott-Musikpreis

Der diesjährige Schneider-Schott-Musikpreis Mainz geht an die Geigerin Carolin Widmann. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 11. November 2014 in einem Konzert mit dem Staatsorchester Mainz unter Leitung von Hermann Bäumer im Mainzer Staatstheater verliehen.

Der Preis, der im Jahr 1986 von dem Musikverleger Heinz Schneider-Schott gestiftet wurde, geht damit an eine Künstlerin, die ihre internationale Karriere und Reputation von Anfang an auf die Interpretation der Musik der Gegenwart gründete. In ihren Konzerten präsentiert sie regelmäßig Werke lebender Komponisten auf höchstem Niveau, als Solistin, Kammermusikerin oder in Zusammenarbeit mit großen Orchestern und Dirigenten. In der Jurybegründung heißt es:

„Bedeutende Werke der jüngeren Musikgeschichte wurden erst durch ihre regelmäßigen Aufführungen und ihre unvergleichlichen Interpretationen einem breiten Publikum bekannt, darunter solche von Morton Feldman und György Kurtág. Mehrere Komponisten haben Stücke für sie geschrieben, etwa Wolfgang Rihm, Salvatore Sciarrino, Matthias Pintscher und zuletzt Rebecca Saunders. Spielend verbindet sie Leidenschaft und Subtilität, bringt die strukturellen Details eines Werks ebenso zum Vorschein wie seine Emotionalität, erlaubt sich äußerste Zurückhaltung ebenso wie robustes Zupacken.“

Widmann, geboren 1976 in München, studierte bei Igor Ozim in Köln, Michèle Auclair in Boston und David Takeno an der Guildhall School of Music and Drama in London. Die Geigerin arbeitet mit Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Riccardo Chailly und Sir Roger Norrington zusammen und tritt unter anderem mit dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Orchestre National de France und dem Tonhalle-Orchester Zürich auf.

Seit 2006 ist Widmann als Professorin für Violine an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig tätig. Zusätzlich übernahm sie 2012 die Leitung der Sommerlichen Musiktage Hitzacker.

Horace Silver und Jimmy Scott

Die Jazzmusiker Horace Silver und Jimmy Scott sind tot. Der Sänger Scott verstarb am 12. Juni im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Las Vegas an einem Herzstillstand, berichteten US-Medien unter Berufung auf seine Frau. Aufgrund des Kallmann-Syndroms, einer seltenen genetischen Krankheit, war er nie in den Stimmwechsel gekommen und hatte sein ganzes Leben lang eine ungewöhnlich hohe Stimme. In den 50er- und 60er-Jahren feierte der 1925 in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio geborene Scott damit erste Erfolge, bevor er sich für mehrere Jahrzehnte von der Bühne zurückzog. In den 80er-Jahren kehrte Scott, der fünfmal verheiratet war, schließlich zurück, nahm mehrere Alben auf, feierte umjubelte Auftritte auf der ganzen Welt und bekam eine Grammy-Nominierung. Ebenfalls Mitte Juni starb der Pianist Horace Silver im Alter von 85 Jahren, wie sein Label Blue Note Records bekannt gab. Der 1928 in Connecticut geborene Musiker und Komponist galt als Pionier des Hardbop und Funk-Jazz. In den 1950er-Jahren gründete er mit dem Schlagzeuger Art Blakey die Band Jazz Messengers, ging aber bald danach mit seinem Horace Silver Quintet eigene Wege. „Gleich dreimal“, schreibt Jazz-Professor und Autor Joe Viera in der JazzZeitung Mai/2006, „hat sich Horace Silver in die Geschichtsbücher des Jazz gespielt: als Pianist (durch eine unverwechselbare kraftvolle Spielweise), als Themenkomponist und Comboarrangeur (einer der besten) und als Bandleader (vor allem mit seinem klassischen Hard Bop Quintett).“

Hortense Anda-Bührle

Ende Mai hat die Géza-Anda-Stiftung bekanntgegeben, dass ihre Gründerin und Präsidentin am 16. Mai, kurz vor ihrem 88. Geburtstag, verstorben ist. Die Schweizer Kunstmäzenin Hortense Anda-Bührle war die Frau des in Ungarn geborenen Pianisten Géza Anda. 1978 gründete sie die Stiftung und rief ein Jahr später den Wettbewerb „Concours Géza Anda“ ins Leben, um den pianistischen Nachwuchs im musikalischen Geiste ihres 1976 verstorbenen Mannes gezielt und nachhaltig zu fördern. Erste Preisträger waren unter anderem Konstanze Eickhorst, Yukino Fujiwara, Heidrun Holtmann, Pietro De Maria, Alexei Volodin, Sergey Koudriakov, Varvara Nepomnyashchaya und Jinsang Lee.

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