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Polnische Funde

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Mit dem Monogramm „M.M.“ wurden in der Ostberliner Staatsbibliothek rund 40 Notenmanuskripte gefunden, die auf den Komponisten Marcin Mielczewski hinweisen.„Die von ihm vor drei Jahrhunderten komponierten Werke erinnern daran, daß die polnische Musik nicht erst mit Chopin begann“, jubelt die polnische Musikwissenschaft in der Regierungszeitung „Rzeczpospolita“. Mit diesem Notenfund habe man den Nachlaß von Mielczewski’s Werken verdoppeln können. Ca. 40 Kompositionen befinden sich bereits im polnischen Besitz, wobei davon ausgegangen werden muß, daß viele Manuskripte des Meisters wohl im Krieg vernichtet wurden. Der Fund in Berlin stammt aus der Breslauer Stadtbibliothek. Es handelt sich um eine Messe sowie 38 religiöse Konzerte. Mielczewski führte nota bene in der polnischen Musik die Konzertmesse ein.Vermutlich handelt es sich um Notenmaterial der beiden größten Breslauer Kirchen, der St. Elisabeth und der St. Maria Magdalena-Kirche. Es stammt aus der Feder schlesischer Notenkopisten. Von Mielczewski weiß man, daß er zum ersten Mal als Musiker auf dem polnischen Hofe der Wasas in Warschau auftauchte, nämlich unter den Hofmusikern von König Wladyslaw IV. Danach war er Hofkapellmeister bei dessen Bruder Karl Ferdinand, der Bischof von Breslau und Plock war. Zudem hatte der Breslauer Bischof stets eine Residenz im „schlesischen Rom“ in Neiße. Und da der König selbst in Warschau und Danzig residierte, begleitete Mielczewski dessen bischöflichen Bruder dorthin und trat dort auch als Kapellmeister und Komponist in Erscheinung. Die Werke des bischöflichen „Maestro di cappella“ wurden noch ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod, 1651 in Warschau, in Schlesien, Mähren, in deutschen Musikzentren, hier vor allen Dingen in Lübeck, in Danzig und Kopenhagen und nicht zuletzt in Rußland und in der Ukraine aufgeführt. Dies war damals - so die Adjunktin des „Instituts für Musikgeschichte und -theorie“ der „Polnischen Akademie der Wissenschaften“, Mag. Barbara Przybyszewska-Jarminska - eigentlich unüblich, zumal sogar große Koryphäen (Johann Sebastian Bach) bald nach ihrem Ableben in Vergessenheit gerieten. Bei Mielczewski handle es sich um den herausragendsten Repräsentanten des polnischen Barocks, der insbesondere den musikalischen Austausch zwischen den drei Zentren Warschau-Danzig-Breslau kultivierte und somit auch Platz in der deutschen Musikgeschichte finden sollte.

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