Die Erkenntnis ist nicht neu: Eigenes Singen erhält und verstärkt die Freude und Motivation für das Singen in Schule und Kindergarten. Aber häufig mangelt es Grundschullehrkräften und Erzieher/-innen im Alltag an der Zeit, regelmäßig wöchentlich stattfindende Chorproben zu besuchen. Und dann bleibt noch immer die zeitaufwendige Suche nach geeignetem Liedrepertoire für Unterricht und Kindergarten! Hier setzt das Konzept der „Offenen Kursarbeit“ der Landesakademie Ochsenhausen an.
Einmal im Monat findet dort eine offene Chorprobe statt, die jeweils unter einem anderen Thema steht. Zwei Stunden lang erwerben sich alle Interessierten ein neues, umfangreiches Liedrepertoire und erhalten vielfältige Impulse für den Umgang mit der eigenen Stimme und speziell der Kinderstimme. Methodischen Fragestellungen wie unterschiedlichen Aspekten der Liedeinführung wird ebenso nachgegangen wie Hinweisen zur Liedgestaltung und Aufführungspraxis. Auch werden einfache Liedbegleitungen, beispielsweise am Orff-Instrumentarium, erarbeitet und elementare Arbeitsweisen der Rhythmik vorgestellt. Bewegung und Tanz erfahren die Teilnehmer als ergänzendes Element zu musikalischer Gestaltung.
So werden die individuellen Möglichkeiten im kreativen Umgang mit Liedern ausgebaut und die eigene Freude am Singen als „Schlüssel“ für das Singen mit Kindern bekräftigt.
Unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte setzt das Dozententeam der Landesakademie, bestehend aus Klaus Brecht, Barbara Comes, Torsten Krill und Cornelia Welzel durch personellen Wechsel und verschiedene Kernkompetenzen.
In manchen Proben steht dann eher das perkussive Element im Vordergrund, ein anderes Mal werden Stimmspiele und die Verbindung von gesprochenem Text und Lied erarbeitet. Body- Percussion und Übungen zu Stimme und Bewegung runden die Probenvielfalt ab.
Seit fünf Jahren besteht dieses Angebot; es umfasst den großen Einzugsbereich von Ulm bis zum Bodensee und wird heute von einem Pool von circa 120 Grundschullehrkräften und Erzieher/-innen genutzt. 2011 wurde das Projekt im Rahmen der Sprachförderung für die Kindergärten gestartet und durch eine private Stiftung finanziert. Ziel war es damals, die Erzieher/-innen zu befähigen, durch musikalische und sängerische Aspekte die Sprachförderung im Kindergarten zu begleiten und darüber hinaus das Singen in der jeweiligen Einrichtung positiv zu beeinflussen. Die Erkenntnis, dass die Sprachförderung nicht nur im Kindergarten, sondern auch in der anschließenden Grundschule weitergeführt werden muss, um nachhaltig die Sprachkompetenz der Kinder zu steigern, führte dazu, dass das Staatliche Schulamt Biberach diese Fördermaßnahme aufgriff und die Fortbildung um das Singen im Grundschulbereich erweiterte. In zahlreichen individuellen Gesprächen und durch eine Evaluation wurde deutlich, dass die teilnehmenden Erzieher/-innen und Grundschullehrkräfte durch die Fortbildung motiviert wurden, mit den ihnen anvertrauten Kindern mehr zu singen und intensiver musikalisch zu arbeiten. Zugleich haben sie selbst zum Ausdruck gebracht, dass ihre eigene sängerische Kompetenz durch die Fortbildung gesteigert wurde und dies unmittelbar notwendig sei – was durch einige Studien untermauert wird –, um auch mit den ihnen anvertrauten Kindern weiter zu singen. Durch das Auslaufen der Fördermittel durch Stiftung und Staatliches Schulamt hat sich die Akademie zur Aufgabe gemacht, die gute Fortbildungsidee weiterzuführen. So hat sich in den letzten Jahren der teilnehmende Personenkreis stetig erweitert.
Die beteiligten Erzieher/-innen und Lehrkräfte schätzen an dem kostenlosen Fortbildungsangebot, welches an wechselnden Wochentagen, aber immer zur selben Uhrzeit stattfindet, die unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkte und den unmittelbaren Bezug zur täglichen Praxis in Kindergarten und Schule.
Ein lebendiges Beispiel für die Breitenwirkung des Konzepts stellt die Teilnahme am Kongress „Musik ist überall“ am 02.06.2014 in Stuttgart dar.
Unter dem Thema „Mathematik macht Musik“ wurden in „Sing mit!“- Chorproben in der Landesakademie Ochsenhausen im Vorfeld von Lehrer/-innen und Erzieher/-innen Lieder zum Thema einstudiert und vorbereitet wie beispielsweise das „Lied von den verliebten Zahlen“.
Anschließend gaben diese das neuerlernte Repertoire an ihre Schüler/-innen und Kindergarten-Kinder weiter und erreichten somit einen erweiterten Wirkungskreis.
Letztendlich brachen dann 400 Kinder mit ihren Pädagoginnen und Pädagen in 7 Omnibussen aus Oberschwaben in die Landeshauptstadt zu ihrem großen Auftritt auf. Ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten und ein sprechendes Zeugnis für dieses Konzept, dem man sich auch an anderen Orten viele Nachahmer wünscht!