Suite für Mary Tudor
Die Königin von Frankreich in einer Uraufführung
Ein Artikel von Sabine Krause-Holzer
Zweiter Teil der Serenade war endlich die wegen Corona mehrfach verschobene Uraufführung der „Suite für die Königin“ von Raphaelle Zaneboni. Das umfangreiche Werk erzählt die wechselvolle Geschichte von Mary Tudor, Königin von Frankreich. Sie war die Schwester Heinrichs des VIII. und wurde aus politischen Gründen im Alter von 18 Jahren mit dem 52-jährigen König Ludwig dem XII. von Frankreich verheiratet. Der König stirbt bereits drei Monate nach der Eheschließung. Die Titel der sechs Sätze stellen diesen kurzen Abschnitt des Lebens von Mary Tudor dar: Lettre d´adieu – Abschiedsbrief, Traversée – Überfahrt, Jardin étrange – Der geheimnisvolle Garten, Chasse à la licorne – Jagd auf das Einhorn, Banquet pour la Reine – Bankett für die Königin, Le pacte brisé – Der gebrochene Vertrag. Jedem der Sätze ist ein kurzes Gedicht der Komponistin vorangestellt, das die Künstler*innen auf Französisch und Deutsch vortrugen.
Außerdem nimmt das Werk Bezug auf die sechs berühmten Wandteppiche aus der Renaissance „La Dame à la Licorne“ („Die Dame und das Einhorn“), die Allegorien der fünf Sinne darstellen; der sechste trägt den Titel „mon seul désir“ („Mein einziges Verlangen“). Zu jedem Satz der „Suite für die Königin“ wurde das dazugehörige Bild auf eine Leinwand projiziert.
Virtuos und vielschichtig ließ Raphaelle Zaneboni die ganze Bandbreite der Flöte erklingen in perfektem Zusammenspiel mit Barbara Gollwitzer an der Harfe, die auch hier die Moderation übernahm. Gerade in diesem Werk zeigte sich die beeindruckende kompositorische Vielfalt der Künstlerin, die die Emotionen der jungen Königin wider Willen genial in Töne umsetzt.
Langanhaltender Applaus für das Duo Proserpina und die Suite für die Königin sagte alles: Da capo.