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Super-Dümmst

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„Geld allein macht nicht klug“. Das war der allergröbst zynische, annäherndst wahre Satz, den der brutalst mögliche aber extremst erfolglose Aufklärer finsterster CDU-Spendenaffären, Roland Koch, demnächst sicherlich superreichster Wirtschaftsberater, in seiner bald endenden Volksvertreter-Karriere von sich gab: um Einsparungen in Bildungs- und Erziehungs-Etats zu legitimieren. Dass dieser Satz auch stimmt, beweisen alltäglich jene Banker und sonstigen Gesellschaftsschädlinge, die zum Ruin unseres Gemeinwesens nach wie vor ihr Bestes geben: ihr hemmungsloses Gewinn-Optimie-rungsstreben. Gleich gefolgt von den diese Spezies scharwenzelnden Politikern, die uns, die Bürger dieses Landes, dank Bürgschaftsgesetzen und Schutzschirm-Phantastrillionen ähnlich hemmungslos enteignen wie es einst die DDR-Schergen mit Bauern und dem Mittelstand betrieben. Freilich aus entgegengesetztem ideologischem Hirnriss.

Nein, Geld allein macht nicht klug: Sonst hätten wir vollfetten Wirtschafts-Wunderkinder uns von den süßen Drogen des Turbo-Kapitalismus nicht so gründlich korrumpieren lassen. Wir hätten die breitflächige Volksverblödung durch Privatfernsehen und Privatisierung von Forschung und Lehre nicht geduldet. Wir hätten uns gegen ökonomisch fundierte Schulzeit-Verkürzung, gegen die wirtschaftshörige Forcierung der MINT-Fächer und das Schreddern schulischen Kunst- und Musikunterrichts ernsthaft gewehrt. Zu spät.

So verlieren wir in Roland Koch einen groben Klotz, an dessen argumentativem Rumpelgeplärre man sich öffentlichkeitswirksam wenigstens noch reiben konnte. Was uns an „alternativloser“ Kultur- und Bildungsetat-Rasur demnächst bevorsteht, wird uns Kanzlerin Angela Merkel mit ihrer – wenn’s ernster wird – unnachahmlichen Mundwinkel-Hängeflappe demnächst schon apodiktisch verkünden. Alternativlos. Nur: Bildung kostet wirklich Geld. Aber das wird uns ja rasch und hinlänglich wieder in der gängigen Politikerwährung – Sprechblasen und leere Ankündigungen samt Absichtserklärungen – ausreichend zur Verfügung gestellt. 

Da trifft es sich gut, dass Merkels Kunst- und Medienminister Bernd Neumann mit einer neuen Volksverblödungs-Idee in die Schlagzeilen prescht: Er will die GEZ-Gelder für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nach Einschaltquote zuteilen. Das ist dann die endgültige Berlusconisierung unseres Staatswesens. Macht eigentlich kaum noch einen Unterschied. Bloß schade, dass wir noch nicht ganz so pleite sind wie Italien. Sonst hätte es Google mit dem Ankauf unserer Kultur-und Bildungssubstanz einfacher und könnte die gesparte Knete in echte Zukunftstechnologien investieren – eigentlich ganz im Sinne unserer Regierung. Deshalb plädiere ich für das Original: Silvio Berlusconi for Bundeskanzler. Da weiß man wenigstens, was man hat und wo es hinläuft. Und in den öffentlich-rechtlichen Medien gibt’s gerade auch nachts nicht mehr so viele langweilige Sendungen, denen man den Schweiß des kulturellen Kompromisses gegen den Wind anriecht – sondern jede Menge Tutti Frutti. Forza Italia, forza Germania – was für eine hübsche Achse…

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