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Voller musikalischer Gegenwartsrelevanz

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Das Institut für zeitgenössische Musik der Frankfurter Musikhochschule feiert Zehnjähriges
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Das Institut für zeitgenössische Musik (IzM) der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt kann zu seinem zehnjährigen Bestehen auf eine eindrucksvolle Liste von eigenen Projekten, Beteiligungen an Projekten, hochschul- und studiumsrelevanten Initiativen und innovativen Veranstaltungsformaten verweisen, aber auch auf eine bewegungsreiche Zukunft sowie auf eine Geburtstagsfeier (am 4. Dezember) voller musikalischer Gegenwartsrelevanz.

Was braucht so ein Institut, damit es eine effektive Arbeit entfalten kann? Es braucht vor allem Geschäftsführerinnen wie die, die es bisher gehabt hat. Karin Dietrich kam zum Wintersemes­ter 2014/15 ans Institut, nachdem die erste Geschäftsführerin, Julia Cloot, zum Kulturfonds Frankfurt RheinMain gewechselt und die Stelle eine Zeit lang vakant gewesen war.

Die Stelle trägt den Titel „Programmleitung und Geschäftsführung“, und Karin Dietrich hat eine genaue Vorstellung von ihren Aufgaben: Es kommt darauf an, präsent, kommunikativ, initiativ, immer ansprechbar und voller Energie zu sein. Denn das Institut besteht nach wie vor aus kaum mehr als aus den Fähigkeiten seiner Geschäfts- und Programmleiterin. Außer ihr ist da noch eine Hilfskraft sowie ein Etat, der etwa für Gastdozenten und Projekte genutzt werden kann. Unterstützung erfährt sie vom Präsidium des Instituts sowie von einem sechsköpfigen Direktorium, in dem die Fachbereiche der Hochschule vertreten sind. Wichtig für das Institut ist auch die Tatsache, dass die Hochschul-Leitung ein nachdrückliches Interesse an seiner Arbeit hat. Demnächst wird, wenn eine geplante Satzungsänderung in Kraft tritt, auch eine Vertretung der Studierenden zum Direktorium gehören.

Das Institut bildet eine Schnittstelle, die eine spezielle Art von Kooperation zwischen den Fachbereichen konstituiert und intensiviert. Kein Masterstudent eines Musik-Studienganges in Frankfurt soll, so der mittelfristige Plan, die Hochschule verlassen, ohne einmal an einer Lehrveranstaltung oder einem Projekt zeitgenössischer Musik teilgenommen zu haben. Nicht, um die Studenten zu quälen, sondern weil, wie Karin Dietrich oft beobachtet hat, die intensive Auseinandersetzung etwa mit Spieltechniken oder Notationsweisen zeitgenössischer Musik oft einen nachhaltigen Lerneffekt auslösen kann, der anders nicht zu haben gewesen wäre: „Als hätte man einen Fluss überquert. Oder eine neue Grammatik gelernt.“

Das geschieht nicht nur in Lehrveranstaltungen, sondern auch in praktischen Projekten. Dass die Hochschule und der umgebende urbane Raum nicht immer schrankenlos ineinander übergehen, gehört zu den Voraussetzungen ihrer Arbeit, die Karin Dietrich  immer wieder zu überwinden versucht. Das ist in den Jahren, seit das Institut seine Arbeit aufgenommen hat, hier und da etwas einfacher geworden. Einerseits kann Karin Dietrich sich auf Formate verlassen wie die Veranstaltungsreihe shortcuts, in der Studierende und Lehrende alle zwei Wochen die eigene Arbeit präsentieren und bei der eine experimentelle Gesinnung ihren Platz hat. Seit März 2015 hat diese Reihe den Hochschulrahmen verlassen und sich in die Stadt begeben.

Andererseits: sich auf einem etablierten Format ausruhen, das geht nicht. Karin Dietrich sieht ihre Aufgabe auch im Generieren von neuen Projekten zur Unterstützung der Lehre. Das Institut soll ein Umschlagplatz von Ideen sein und Ort ihrer Förderung und Unterstützung. Es muss Räume finden und organisatorische Hilfen leisten, ohne langfristig datierte Sprechstundenbesuche. Zugänglichkeit, sagt Karin Dietrich, sei eine wichtige Eigenschaft des Instituts und einer Leitung. Ihre Tür ist meistens weit offen. Eine Nähe der Studierenden zur Off-Musik-Szene der Stadt schätzt sie, weil sich da wieder neue Ideen sammeln und Arbeitsmöglichkeiten auftun werden.

In Musik-Studiengängen ist zunehmend die Einsicht etabliert, dass der Musikbetrieb eine Ausbildung erfordert, die sich mit zeitgenössischer Musik befasst. Im Rhein-Main-Gebiet gibt es mehrere Institutionen, mit denen das IzM kooperiert: die Alte Oper, das Ensemble Modern, das Internationale Musikinstitut in Darmstadt, der Hessische Rundfunk. Karin Dietrich geht keiner Kooperation aus dem Weg.

Gelehrt wird nicht am Institut, aber bei Stellen-Besetzungen gibt es Mitsprache-Möglichkeiten. Es gibt Symposien und Publikationen, aber keine eigene Forschungsarbeit. Noch nicht. Ideen hätte Karin Dietrich schon, vielleicht wird bald ein Projekt draus.

Und was bliebe vom Institut für zeitgenössische Musik, wenn man ihm die  Geschäftsführerin nähme? Karin Dietrich antwortet mit einem Gedankenspiel: Vornehmes Fernziel ihrer Arbeit wäre es, zeitgenössische Musik so bei Lehrenden und Studierenden zu verankern, dass man das Institut wieder abschaffen könnte. Davon ist sie noch sehr weit entfernt.

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