Ansteckende Heiterkeit, atemlose Spannung, grenzenlose Neugier und Funken der Begeisterung sind die Symptome des Blasmusikvirus. Er entwickelt sich rasch zu einem chronischen „Leiden“, denn wer einmal von ihm gepackt wurde, der wird ihn so schnell nicht mehr los.
Ansteckende Heiterkeit, atemlose Spannung, grenzenlose Neugier und Funken der Begeisterung sind die Symptome des Blasmusikvirus. Er entwickelt sich rasch zu einem chronischen „Leiden“, denn wer einmal von ihm gepackt wurde, der wird ihn so schnell nicht mehr los. Viele tausend Menschen haben sich in Bamberg beim 9. Bayerischen Landesmusikfest anstecken lassen – auf Straßen und Plätzen, in Konzertsälen und Wertungsspielhallen.„Wir machen Musik – mach mit“ stand als Motto über den internationalen Bläsertagen. Mitgemacht haben über 8.000 Musikerinnen und Musiker aus 270 Orchestern und 11 Nationen. Die Musik erwies sich einmal mehr als Brücke der Verständigung unter den Akteuren und Zuhörern.
Ernst Oestreicher, der Bundesdirigent hatte ein intelligentes Musikprogramm gemixt mit feinen Akzenten für alle Sparten der Bläsermusik. Als Zugabe lockten informative Foren und eine klingende Musikgeschichte zum „mit nach Hause nehmen“, die CD „50 Jahre Nordbayerischer Musikbund“.
„Lift off“ ist ein modernes Werk für Perkussionsensemble (Neunkirchen am Brand). Es beschreibt den Start von drei Hubschraubern, wie sie langsam an Geschwindigkeit gewinnen und schließlich gemeinsam im Zenit ihrer Möglichkeiten kreisen, nicht bescheiden und leise, sondern selbstbewusst und kraftvoll. „Lift off“, ein Synonym für die drei Verbände des bayerischen Musikbundes auf ihrem gemeinsamen Flug. Der Präsident des Nordbayerischen Blasmusikbundes Adolf Eichenseer meinte dazu: „Die Blasmusik hebt ab!“
Keine ausgetretenen Pfade
Auf neuen Wegen schreitet die Bläsermusik mittlerweile sicher und zügig voran. In allen Saalkonzerten wurde originale Blasorchesterliteratur in variabler Besetzungsform auf hohem Niveau geboten. Die internationale Musikschau der Nationen zeigte in der Verbindung von Bewegung und Musik durch die Rhönradgruppe Rottendorf einen ästhetischen Genuss, dem die Sambagruppe aus Schweinfurt auf andere Weise nicht nachstand. Erwartungsgemäß präsentierte sich das Orchester des litauischen Innenministeriums mit exakter Darbietung musikalischer Bewegung.
Zunächst zaghafte Schritte auf ungewohntem Parkett hat das Bezirksauswahlorchester Oberfranken mit dem Ballettförderzentrum Nürnberg entwickelt. Entstanden ist ein atemberaubendes Miteinander von Musik und Tanz, besonders bei der Symphonie Nr. 1 Herr der Ringe. Sieger internationaler Blasorchesterwettbewerbe präsentierten sich auf der Bamberger Bühne unter dem Titel „Treffpunkt Europa.“
Ein klassisches Trompetenstudium scheint die Grundlage für Erfolg zu sein, denn alle drei Orchesterleiter Ernst Oestreicher (Nordbayerisches Jugendblasorchester), Karl Geroldinger (sinfonisches Blasorchester Ried) und Miro Saje (Krka Zdravilisca Straze Novo Mesto) haben ein Instrumentalstudium der Trompete hinter sich und leiten nun eine Musikschule. Gemeinsamkeiten, die ein ungewöhnlich harmonisches Konzertprogramm auf höchstem Niveau entstehen ließen. Keine Ohrwürmer, sondern Musik, die unter die Haut geht, Musiker und Publikum fordert, dann wieder zurücklehnen lässt und vielfach „Gänsehaut“ erzeugt, beispielsweise bei der Interpretation von „Aurora“ durch das slowenische Orchester.
Die junge Formation aus Novo Mesto holte sich auch den Sieg beim Konzertwettbewerb. Die Caravan Big Band Sinntal hatte im Unterhaltungswettbewerb die Nase vorn vor dem Jugendorchester aus Friedberg.
Bamberg wurde in diesen Tagen des Landesmusikfestes zu einem einzigen großen Konzertsaal umfunktioniert. Gefährliche Virenstandorte waren bei den Standkonzerten, bei den einfallsreichen Jugendaktivitäten, beim Gemeinschaftschor und Festzug, nicht zu vergessen beim eindrucksvollen Gottesdienst im Dom. Der Oberbürgermeister Herbert Lauer war anscheinend schon hoffnungslos vom Blasmusikvirus infiziert, denn er war bei allen Konzerten präsent, was man sicher nicht von allen politischen Amtsinhabern behaupten kann.
„Für jeden ist etwas dabei“ ist keine niveaulose Anbiederung, sondern zeugt von den vielfältigen Ausdrucksformen der Bläsermusik.
„Sie haben mich auf ihrer Seite“, bekannte der bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Hans Zehetmair in seiner Festrede zum 50-jährigen Jubiläum des Nordbayerischen Musikbundes. Die Blasmusik ist sicher dankbar für diese finanzielle Hilfe. Sie braucht aber auch die Anerkennung für die geleistete Arbeit, damit man künftig sagen kann: Bläsermusik ist Kultur erster Klasse! Lassen Sie sich anstecken!