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27.1.: musikerziehung und musikschule aktuell +++ musikerziehung

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50 Jahre Schweriner Musikschule «Johann Wilhelm Hertel» +++ In Weimar gibt es seit Jahresbeginn den ersten Musikkindergarten Deutschlands +++ Studie »Music & Kidz« erschienen - Jugendliche und ihre Musik 2002

50 Jahre Schweriner Musikschule «Johann Wilhelm Hertel»
Schwerin (ddp-nrd). Mit der rekordverdächtigen Teilnehmerzahl von 63 geht allein die Schweriner Musikschule «Johann Wilhelm Hertel» am Wochenende in den Regionalwettbewerb Westmecklenburg von «Jugend musiziert» in der Landeshauptstadt. Die musische Bildungseinrichtung setzt damit einen ersten Glanzpunkt der Feierlichkeiten zu ihrem 50-jährigen Bestehen.
Derzeit besuchen 1350 Jugendliche die Schule. Sie werden von 55 haupt- und ehrenamtlichen Lehrkräften in 26 Fächern unterrichtet, wie Direktor Volker Ahmels sagte. Damit sei sie neben der Rostocker die größte Musikschule Mecklenburg-Vorpommerns. Erst mit Beginn dieses Jahres wurde das Unterrichtsangebot auf Tenor- und Baritonhorn sowie Tuba ausgedehnt. Auf Wunsch werden die Stunden auch in russischer und ukrainischer Sprache abgehalten, um jungen Menschen aus Osteuropa den Zugang zur Musik zu erleichtern. Neu ist ferner der Musicalunterricht für Sänger, den die Solotänzerin am Mecklenburgischen Staatstheater Davina Kramer gestaltet.
Neben der Musikschule bestand bis 1961 das Konservatorium Schwerin als Fachschule für die «Ausbildung in allen Fächern der Musik». Es war 1925 von der Hofpianistin Elisabeth Lange auf privater Basis gegründet worden und später in staatliche Obhut übergegangen. Nach der Zusammenlegung beider Einrichtungen führte die neue Bildungsstätte seit 1963 die Bezeichnung «Konservatorium Schwerin, Bezirksmusikschule». Am 4. Juni 1989 wurde die Musikschule nach Johann Wilhelm Hertel benannt, der von 1754 bis zu seinem Tode 1789 unter anderem als Hof- und Kapellkompositeur sowie als Musikerzieher in Schwerin wirkte.

In Weimar gibt es seit Jahresbeginn den ersten Musikkindergarten Deutschlands
Weimar (ddp). Die vierjährigen Mädchen drehen sich nach Musik. Nebenan beim Sportunterricht trällern Fünfjährige Lieder vom vergangenen Weihnachtsfest. Der zweijährige Paul sitzt in einer Ecke und spielt für sich Viola. Im Weimarer Stadtteil Niedergrunstedt gibt es seit Jahresbeginn einen Musikkindergarten. Es sei der einzige in Deutschland, sagt Leiterin Sandy Thiele. Eine Musikschule hat die Trägerschaft übernommen, nachdem die finanziell angeschlagene Stadt ihre kommunalen Kindertagesstätten abgegeben hat. Jeden Vormittag singt, tanzt und musiziert eine Musikpädagogin mit den Kindern. Die eifrigsten von ihnen können am Nachmittag ein Instrument erlernen.
Dabei wird der Musikunterricht den Kindern nicht wie in der Schule üblich verabreicht, sondern fließt in den Alltag ein. Singend zum Frühstück und zum Mittag gehen, auf ein Musikstück besonders achten und mit einem Lied auf den Lippen im Garten spielen - so soll es in der «Kisum-Kinderbude» zugehen. In zwei Jahren wollen die Erzieherinnen erste Untersuchungsergebnisse vorlegen, wie sich der tägliche Umgang mit Musik auf die Entwicklung der Kinder auswirkt. Die Weimarer Hochschule für Musik «Franz Liszt» betreut das Projekt wissenschaftlich.
Der positive Effekt von Musik ist bei Grundschulkindern nachgewiesen. Nach Ansicht des Frankfurter Pädagogikprofessors Hans Günther Bastian sind musikalisch interessierte Kinder sozial kompetenter, emotional aufgeschlossener und intelligenter. Die Kinder streiten weniger und sind ausgeglichener, resümiert Kinderbude-Leiterin Thiele nach den ersten Wochen. Der wissenschaftlichen Erkenntnis sowie erzieherischen Erfahrung stehen im Alltag anderer Kinder die Realitäten entgegen. Experten kritisieren, dass ihnen der Zugang zu Musik immer mehr erschwert werde. Musikunterricht habe nur untergeordneten Stellenwert und die Ausstattung der Schulen mit Musikinstrumenten sei beklagenswert. Zudem schade vor allem Kindern die ständige Musikbeschallung an öffentlichen Orten. Die Konsequenz sei, dass in den Konzertsälen und Opernhäusern das junge Publikum fehlt.
Das Vormittagsprogramm ist strukturiert in feste Termine und Angebote an die Kinder. Zu bestimmten Zeiten wird im Musikzimmer geübt. Zu anderen stehen die Türen für alle offen. Die Kinder reagieren ganz unterschiedlich auf die Angebote. Manche beobachten die Musikgruppe, andere machen sofort mit. Dass die Kinder später einmal keine Lust mehr zum Musizieren haben könnten, ist für die Kindergärtnerin «nicht vorstellbar». Das Konzept geht davon aus, dass alle Kinder musikalisch sind. Ihnen sei die Fähigkeit angeboren, zu singen und sich durch Klang und Bewegung auszudrücken. Wer später in der Schule als unmusikalisch auffällt, sei Opfer verpasster Gelegenheiten. Der Kindergarten versteht sich nicht als Schmiede von kleinen Musikgenies. Die Kinder sollen Musik ungezwungen entdecken und erleben.
Neben dem Spaß für die Kinder geht es auch um Nachhilfe für die Eltern. Viele haben alte Instrumente hervorgekramt und in den Kindergarten mitgebracht. Später wollen Eltern, Erzieherinnen und Kinder ab und zu gemeinsam musizieren. Überhaupt wäre der Musikkindergarten ohne die Hilfe der Eltern den Bach hinunter gegangen. Zum Start haben Mütter und Väter kostenlos das Musikzimmer und einen Raum für Veranstaltungen renoviert. Später sollen ein Elterncafé und ein Streichelzoo folgen. Vielleicht gibt es in einigen Jahren auch eine Bibliothek und einen Konzertraum. Die Kindergärtnerinnen denken auch an Musikferien, musischen Angeboten für Schulkinder am Nachmittag sowie Weiterbildung für Eltern und Pädagogen.
Grit König

Studie »Music & Kidz« erschienen - Jugendliche und ihre Musik 2002
Die Ergebnisse der Studie »Music & Kidz - Das Musikverhalten Jugendlicher im Alter von 10 bis 20 Jahren« des Instituts für Kultur- und Medienmanagement Hamburg erhältlich.
Inhalt der Untersuchung sind der Musikgeschmack, das Musizier- und Übeverhalten, der familiäre und schulische Hintergrund der Jugendlichen. Für EUR 30,- plus EUR 2,- Versandkosten kann das 32 Seiten umfassende Übersichtswerk bestellt werden.
Das Institut für Kultur- und Medienmanagement Hamburg konnte diese Untersuchung durch die Mitwirkung von mehr als 55 privaten und öffentlichen Musikschulen im In- und Ausland durchführen. Insgesamt wurden mehr als 1.542 Schülerinnen und Schüler in den sechs europäischen Ländern Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg, den Niederlanden und Belgien befragt.
In dem Reader sind die Ergebnisse von 11 Fragen in übersichtlichen und aussagekräftigen Graphiken zusammengestellt. Zusätzlich dazu werden Besonderheiten der einzelnen Altersschichten oder Länder erläutert. In einem zweiten Teil findet sich wichtiges Hintergrundmaterial zu den Themenkomplexen Freizeitverhalten und Medienkonsum der Zielgruppe.
Details: http://www.kulturmanagement-hamburg.de
Quelle: Kulturmanagement Newsletter No.41 (01/2003)